Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg vergibt alle zwei Jahre den Umwelttechnikpreis Baden-Württemberg. Der Umwelttechnikpreis zeichnet marktfähige, umwelttechnische Produkte aus, die eine besondere Umweltleistung aufweisen.
Das Preisgeld beträgt 122.000 Euro und wird auf vier Kategorien und einen Sonderpreis der Jury verteilt. Die Kategorien gliedern sich in „Energieeffizienz“, „Materialeffizienz und Ressourcenschonung“, „Zirkuläres Wirtschaften und Vermeidung von Umweltbelastungen“ und „Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Mess-, Steuer- und Regeltechnik“. In der Kategorie „Zirkuläres Wirtschaften und Vermeidung von Umweltbelastungen“ gab es in diesem Jahr zwei Erstplatzierte. Der zusätzliche Sonderpreis der Jury wird an ein Produkt innerhalb der vier Kategorien verliehen und orientiert sich an aktuellen umweltpolitischen Herausforderungen und technischen Erfordernissen.
Die Preisverleihung fand am 11. November 2025 in der Schwabenlandhalle in Fellbach statt.
Gewinner der vier Kategorien und des Sonderpreises
Für die Plattformlösung NEXAIRA erhält die ebm-papst Mulfingen GmbH & Co. KG in Mulfingen den Umwelttechnikpreis Baden-Württemberg in der Kategorie „Energieeffizienz“.
NEXAIRA – Das digitale Ökosystem zur Effizienzsteigerung und CO2-Reduktion
Staatssekretär Dr. Andre Baumann sagte: „Die Digitalisierung und KI-gestützte Optimierung industrieller Prozesse sind zentrale Hebel für mehr Energieeffizienz und Klimaschutz. Mit NEXAIRA zeigt ebm-papst eindrucksvoll, wie intelligente Technologien den Kohlenstoffdioxid(CO2)-Fußabdruck ganzer Anlagen nachhaltig senken können.“
Mit der Plattformlösung NEXAIRA hat die ebm-papst Mulfingen GmbH & Co. KG ein zukunftsweisendes digitales Ökosystem entwickelt, das den Betrieb von Ventilatoren durch KI-gestützte Steuerung, digitale Vernetzung und Echtzeit-Optimierung grundlegend verändert. Die Lösung ermöglicht eine präzise Anpassung an Umgebungsbedingungen und senkt den Energieverbrauch um bis zu 50 Prozent – ein entscheidender Beitrag zur Reduktion von CO2-Emissionen in luft- und kältetechnischen Anwendungen.
Systemansatz mit digitalem Zwilling
Herzstück von NEXAIRA ist ein digitaler Zwilling, der das Kühlsystem lokal abbildet und die einzelnen Komponenten mathematisch modelliert. So kann der Kühlbedarf exakt vorhergesagt und die Steuerung der Komponenten optimal auf die aktuellen Umgebungsbedingungen abgestimmt werden. Die permanente Betriebsanalyse und datenbasierte Optimierung ermöglichen eine präzise Kontrolle des Energiebedarfs – mit positiven Effekten auf Kosten, Infrastruktur, Spitzenlasten und Emissionen.
Hohe Kompatibilität und einfache Integration
Ob Neubau oder Modernisierung – NEXAIRA lässt sich flexibel in bestehende und neue Anlagen integrieren. Die intuitive Benutzeroberfläche und die ebm-papst Service App erleichtern Installation und Inbetriebnahme – ein klarer Vorteil in Zeiten des Fachkräftemangels. Unternehmen profitieren von reduzierten Betriebskosten, längeren Laufzeiten und einer höheren Betriebssicherheit.
Globale Wirkung und Beitrag zu Klimazielen
Durch die Kombination aus hocheffizienter Ventilatoren-Hardware und intelligenter Software können weltweit bis zu 128 Terawattstunden Kühlenergie jährlich eingespart werden. Besonders in Rechenzentren zeigt NEXAIRA sein Potenzial zur Optimierung ganzer Kühlkreisläufe. Damit leistet ebm-papst einen direkten Beitrag zur Erreichung nationaler und internationaler Klimaziele.
Für das innovative Verfahren Dry Fiber-Technologie erhält die ILLIG packaging soulution GmbH in Heilbronn den Umwelttechnikpreis Baden-Württemberg in der Kategorie „Materialeffizienz und Ressourcenschonung“.
ILLIG Dry Fiber – Nachhaltige Verpackung neu gedacht
Staatssekretär Dr. Andre Baumann sagte: „Die ILLIG Dry Fiber-Technologie zeigt eindrucksvoll, wie innovative Verfahren zur Materialeffizienz beitragen und gleichzeitig den Weg zu einer nachhaltigen Verpackungsindustrie ebnen. Die Kombination aus ressourcenschonender Produktion und hoher Formvielfalt ist ein Meilenstein für die Kreislaufwirtschaft.“
Mit der ILLIG Dry Fiber Moulding (DFM) Technologie präsentiert die ILLIG packaging solutions GmbH eine revolutionäre Lösung für die Herstellung tiefgezogener, faserbasierter Verpackungen. Das Verfahren basiert auf einem wasserfreien Faserformprozess, der den Energie- und Wasserverbrauch im Vergleich zu herkömmlichen Wet Fiber-Technologien signifikant reduziert. Die Verpackungen bestehen aus rein pflanzlichen, nachwachsenden Naturfasern und sind vollständig recyclingfähig.
Echte Alternative zu Kunststoffverpackungen
ILLIG Dry Fiber ermöglicht Verpackungsformen mit einem hohen Streckverhältnis, wie sie bisher nur mit Kunststoff realisierbar waren. Damit lassen sich tiefe und komplexe Formen produzieren, ohne Einbußen bei Stabilität oder Funktionalität. Die Technologie übertrifft bestehende Dry Molded Fiber-Verfahren, die bislang auf flache Teile wie Einwegbesteck oder Kaffeebecherdeckel beschränkt waren.
Flexible Barriereintegration für vielfältige Anwendungen
Dank der Möglichkeit, spezielle Barriereschichten zu integrieren – etwa gegen Feuchtigkeit, Fett oder Gase – eignet sich die Verpackung auch für anspruchsvolle Produkte im Lebensmittelbereich (zum Beispiel Molkereiprodukte, Fleischwaren) sowie für Non-Food-Anwendungen wie Kosmetik und Konsumgüter. Die Barrieren können flexibel per Sprühapplikation aufgebracht werden und bleiben mit einem Gewichtsanteil unter 5 Prozent im Papierkreislauf entsorgbar.
Skalierbare Produktion für den industriellen Maßstab
Die modulare Produktionsplattform erlaubt eine Skalierung von 20 bis 120 Millionen Verpackungseinheiten pro Jahr. Unternehmen können die Technologie effizient in bestehende Fertigungsprozesse integrieren und profitieren von Materialeinsparungen, geringerem Ressourcenverbrauch und hoher Wirtschaftlichkeit.
Für ihren nachhaltigen Kalksandstein erhält die E. Bayer Baustoffwerke GmbH & Co. KG in Esslingen am Neckar den Umwelttechnikpreis Baden-Württemberg in der Kategorie „Zirkuläres Wirtschaften und Vermeidung von Umweltbelastungen“.
KS*ReCO – Nachhaltiger Kalksandstein mit 40 Prozent weniger CO2
Staatssekretär Dr. Andre Baumann sagte: „Mit ihrem CO2-optimierten Kalksandstein zeigt E. Bayer, wie zirkuläres Wirtschaften und emissionsarme Baustoffproduktion Hand in Hand gehen können. Die Wiederverwertung von Beton-Brechsand ist ein wegweisender Beitrag zur Ressourcenschonung und Klimaneutralität im Bauwesen.“
Die E. Bayer Baustoffwerke GmbH & Co. KG hat mit KS*ReCO einen innovativen Kalksandstein entwickelt, der durch die Verwendung von aufbereitetem Beton-Brechsand anstelle von Natursand einen um rund 40 Prozent reduzierten CO2-Fußabdruck aufweist. Gleichzeitig bleibt die Qualität und Stabilität des Baustoffs vollständig erhalten.
Zirkuläres Wirtschaften durch hochwertige RC-Materialien
Die eingesetzten RC-Materialien stammen aus dem Rückbau und werden vor Ort aufbereitet, wodurch lange Transportwege vermieden und Primärrohstoffe geschont werden. Der aufbereitete Brechsand führt zu einer reaktiveren Rezeptur, die eine Reduktion des Kalkanteils ermöglicht – ein weiterer Beitrag zur Emissionsminderung.
DIN-konform und skalierbar
KS*ReCO entspricht den Anforderungen nach DIN 771 und DIN SPEC 19458. Zum Marktstart stehen zwei Sorten KS-Planelemente XL in jeweils zwei Größen zur Verfügung. Weitere Formate befinden sich bereits in der Testphase. Die Produktion ist skalierbar und für den industriellen Maßstab geeignet.
Markteinführung und Zukunftsperspektive
Die Markteinführung von KS*ReCO ist für Januar 2026 geplant. Aufgrund der Vielzahl an Ausführungsformen und des wachsenden Interesses an nachhaltigen Baustoffen erwartet das Unternehmen einen starken Marktstart.
In der Kategorie „Zirkuläres Wirtschaften und Vermeidung von Umweltbelastungen“ gibt es zwei Erstplatzierte. Neben der E. Bayer Baustoffwerke GmbH & Co. KG erhält auch die Heidelberg Materials Mineralik DE GmbH den Preis.
Für das neu entwickelte Verfahren zur Verwertung von Brechsanden erhält die Heidelberg Materials Mineralik DE GmbH in Heidelberg den Umwelttechnikpreis in der Kategorie „Zirkuläres Wirtschaften und Vermeidung von Umweltbelastungen“.
F-Zemente mit Brechsanden – Kreislaufwirtschaft in der Praxis
Staatssekretär Dr. Andre Baumann sagte: „Die Wiederverwertung von mineralischen Bauabfällen ist ein zentraler Baustein für zirkuläres Wirtschaften im Bauwesen. Mit dem Einsatz von Brechsanden in der Zementproduktion zeigt Heidelberg Materials, wie sich Ressourcenschonung und CO2-Minderung wirkungsvoll verbinden lassen.“
Die Heidelberg Materials Mineralik DE GmbH hat am Standort Leimen ein innovatives Verfahren zur Herstellung von nachhaltigen F-Zementen entwickelt. Im Fokus steht die Verwertung von Brechsanden – einem feinkörnigen Nebenprodukt aus der Aufbereitung von Abbruchbeton. Statt wie bisher entsorgt zu werden, werden diese Brechsande nun als Hauptbestandteil in Zementsorten wie CEM II/C-M (S-F) eingesetzt.
Ressourcenschonung und CO2-Reduktion
Durch die Verwendung von rezyklierten Gesteinskörnungen und Brechsanden wird der Klinkeranteil im Zement auf etwa 50 Prozent reduziert. Dies führt zu einer signifikanten Senkung der CO2-Emissionen auf geschätzte 400 Kilogramm CO2 pro Tonne Zement. Gleichzeitig werden Primärmaterialien geschont und der Materialstrom des Abbruchbetons vollständig in den Kreislauf zurückgeführt.
Normgerechte Qualität und Skalierbarkeit
Die eingesetzten Materialien entsprechen den einschlägigen Normen wie DIN EN 12620, DIN EN 197-6, DIN EN 206-1 und DIN 1045-2. Der daraus hergestellte R-Beton evoBuild ist für sämtliche Konstruktionen geeignet und bleibt vollständig recycelbar. Die geplante Einrichtung eines Recyclingplatzes am Standort Leimen ermöglicht kurze Transportwege und eine wirtschaftliche Skalierung der Produktion.
In der Kategorie „Zirkuläres Wirtschaften und Vermeidung von Umweltbelastungen“ gibt es zwei Erstplatzierte. Neben der Heidelberg Materials Mineralik DE GmbH erhält auch die E. Bayer Baustoffwerke GmbH & Co. KG aus Esslingen den Preis.
Für die innovative Lösung zur Diagnose und Prozessoptimierung von Ventilen erhält die Christian Bürkert GmbH & Co. KG in Ingelfingen den Umwelttechnikpreis in der Kategorie „Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Mess-, Steuer- und Regeltechnik“.
ValveInsight – Diagnosefunktion für Ventile ohne Zusatzelektronik
Staatssekretär Dr. Andre Baumann sagte: „Mit ValveInsight zeigt Bürkert, wie Digitalisierung und maschinelles Lernen die Prozesssicherheit erhöhen und gleichzeitig die Effizienz industrieller Anlagen steigern können – ganz ohne zusätzliche Sensorik.“
Die Christian Bürkert GmbH & Co. KG hat mit ValveInsight eine innovative Lösung zur Diagnose und Prozessoptimierung von Ventilen entwickelt. Die Technologie basiert auf Machine-Learning-Algorithmen und nutzt die Lorentz-Kraft-basierte Aktortechnologie der Whisper-Valve-Serie, um den Schaltvorgang präzise zu analysieren. Dabei wird der induzierte Strom während der Ventilbewegung gemessen und ausgewertet – ganz ohne zusätzliche Sensoren oder proprietäre Cloud-Lösungen.
Virtuelle Sensorik für vorausschauende Wartung
ValveInsight verwandelt die Aktoren der Whisper-Valve-Serie in virtuelle Sensoren, die Anomalien frühzeitig erkennen und Abweichungen im Prozessverlauf identifizieren können – etwa bei Druckschwankungen, leerem Tank oder veränderten Fluidviskositäten. Bestehende Anlagen lassen sich mit minimalem Aufwand nachrüsten, wodurch die Lösung auch für Retrofit-Szenarien attraktiv ist.
Open Source und hohe Flexibilität
Die zur Analyse erforderlichen Algorithmen werden als Open-Source-Software bereitgestellt. Dies ermöglicht eine herstellerunabhängige Integration und macht ValveInsight zu einer zukunftssicheren Lösung für verschiedenste Branchen – von der Medizintechnik über die Chemie bis zur Biotechnologie.
Die IEG Technologie GmbH in Gruibingen erhält für ihre IEG-GCW®-SW-Technologie zur Kontrolle und Abwehr von Salzwasserintrusionen den Sonderpreis der Jury.
IEG-GCW®-SW – Schutz vor Salzwasserintrusion durch intelligente Grundwasserzirkulation
Staatssekretär Dr. Andre Baumann sagte: „Die Technologie von IEG zeigt eindrucksvoll, wie wissenschaftlich fundierte Innovationen zur Sicherung lebenswichtiger Ressourcen beitragen können. Der Schutz von Süßwasser in Küstenregionen ist eine globale Herausforderung – IEG liefert dafür eine zukunftsweisende Lösung.“
Die IEG Technologie GmbH aus Gruibingen hat mit der IEG-GCW®-SW-Technologie ein einzigartiges System zur Kontrolle und Abwehr von Salzwasserintrusionen entwickelt. Die Lösung basiert auf Grundwasserzirkulationsbrunnen (GCWs), die hydraulische Barrieren erzeugen, um das Vordringen von Salzwasser in Süßwasserleiter zu verhindern und bereits eingedrungenes Salzwasser effizient zu verdrängen.
Künstliche Grundwasseranreicherung und adaptive Steuerung
Ein besonderes Merkmal der Technologie ist die gezielte künstliche Grundwasseranreicherung: Durch die kontrollierte Einspeisung von Süßwasser oberhalb des Salzwassers wird der Auflastdruck erhöht, wodurch stabile Süßwasserreserven entstehen. Die adaptive Zirkulationssteuerung erlaubt eine dynamische Anpassung der Fließrichtung und Geschwindigkeit. Sensoren für Druck, Leitfähigkeit und Durchfluss überwachen die Zirkulationsdynamik in Echtzeit.
Nachhaltigkeit durch rezirkulierende Strömung
Im Gegensatz zu klassischen Entnahme- und Entsorgungskonzepten schafft die IEG-GCW®-SW-Technologie eine rezirkulierende Wasserbewegung im Grundwasserleiter, die eine nachhaltige hydraulische Stabilität ermöglicht. Die natürliche Schichtung des Grundwassersystems bleibt erhalten, wodurch langfristig Süßwasserressourcen geschützt und die Trinkwasserversorgung gesichert werden.
















