Unter dem Motto „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“ nimmt die diesjährige Denkmalreise den hohen Symbolgehalt von Kulturdenkmalen in den Blick.
Am 2. und 3. September 2024 wird die Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, Nicole Razavi, ausgesuchte Kulturdenkmale in den Regierungsbezirken Stuttgart und Karlsruhe besuchen. Am 4. und 5. September übernimmt die Staatssekretärin im Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen, Andrea Lindlohr, den Staffelstab und begleitet die Denkmalreise in den Regierungsbezirken Freiburg und Tübingen.
„Wahrzeichen sind wichtige Orte der Identifikation“, sagte Ministerin Razavi. „Wenn wir sie erblicken, spüren wir, was Heimat ist. Sie verleihen unseren Gemeinden, Städten und Regionen ihr unverwechselbares Äußeres. Sie zeigen, wer wir sind und was uns inspiriert. Sie stehen auch stellvertretend für technische Errungenschaften, historische Entwicklungen und persönliche Lebensentwürfe. Mit unserer diesjährigen Denkmalreise begeben wir uns auf Spurensuche nach diesen ‚Wahr-Zeichen‘ unserer Geschichte.“
Stationen der Denkmalreise
Am Montag, 2. September, machte Ministerin Nicole Razavi Station im Regierungsbezirk Stuttgart.
Erste Station: Fernsehturm in Stuttgart
Ministerin Razavi startete ihre Denkmalreise im Regierungsbezirk Stuttgart mit dem Besuch des Stuttgarter Fernsehturms. Der 1956 fertiggestellte Turm markiert den Beginn einer neuen Ära in der Massenkommunikation und symbolisiert die unsichtbare technische Revolution des flächendeckenden Fernsehens. Er vereint erstmalig einen Stahlbetonschaft mit einem Turmkorb, der Aussichtsplattform und Gastronomie aufnimmt. Dieses innovative Konzept in Verbindung mit einer eleganten Gestaltung hat den Turm nicht nur zum Wahrzeichen der Stadt Stuttgart gemacht, sondern auch das weltweite Bild vom Typus „Fernsehturm“ geprägt. Die Adaption des Stuttgarter Fernsehturm-Konzepts in vielen Metropolen auf der Welt unterstreicht seine herausragende Bedeutung. Im Jahr 2023 wurde der Fernsehturm aufgrund seiner herausragenden Stellung als Denkmal auf die deutsche Vorschlagsliste („Tentativliste“) für das UNESCO-Welterbe aufgenommen. Die Bewerbung wurde als gemeinsames Projekt des Ministeriums für Landesentwicklung und Wohnen (MLW), des Landesamts für Denkmalpflege (LAD), des Südwestrundfunks (SWR) und der Landeshauptstadt Stuttgart vorbereitet.
„Der Stuttgarter Fernsehturm ist nicht nur ein Wahrzeichen unserer Landeshauptstadt, sondern auch ein bedeutendes Symbol für den Fortschritt und die Innovationskraft des 20. Jahrhunderts. Seine Aufnahme in die deutsche Vorschlagsliste für das UNESCO-Welterbe ist eine Anerkennung seiner historischen und kulturellen Bedeutung. In den kommenden Jahren werden wir intensiv an der Ausarbeitung des Welterbeantrags arbeiten, um die außergewöhnliche universelle Bedeutung dieses Wahrzeichens zu unterstreichen", betonte Ministerin Razavi.
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Zweite Station: Heidengraben – Keltisches Oppidum in Erkenbrechtsweiler
Weiter ging es zum Heidengraben nach Erkenbrechtsweiler. Der Heidengraben ist eine der größten befestigten spätkeltischen Siedlungen der vorrömischen Eisenzeit auf dem europäischen Festland. Noch heute sind die Reste seiner gewaltigen Befestigungsanlagen gut im Gelände zu erkennen und können über weite Strecken begangen werden. Das neue Heidengrabenzentrum und der dazugehörige Keltenerlebnispfad bieten nun Besuchern die Möglichkeit, diese reiche Geschichte hautnah zu erleben und zu verstehen. Das Zentrum wurde mit Unterstützung der Denkmalpflege und im Rahmen der Keltenkonzeption Baden-Württembergs errichtet und feierte im Juni 2024 seine Eröffnung.
„Der Heidengraben ist ein einzigartiges Zeugnis unserer Vergangenheit. Seine Erforschung und der Erhalt sind von unschätzbarem Wert für das Verständnis unserer Geschichte“, so Ministerin Razavi.
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Am Dienstag, 3. September, machte Ministerin Razavi Station im Regierungsbezirk Karlsruhe.
Erste Station: Eichelberg in Sinsheim-Hilsbach
Am zweiten Tag führte die Denkmalreise nach Sinsheim-Hilsbach zur Besichtigung des Eichelbergs. Er ist einer der markanten Inselberge südlich von Sinsheim, der sich weithin sichtbar als Wahrzeichen über das Umland erstreckt. Er gehört mit seinem 19 Hektar großen Bergplateau zu den wenigen vorgeschichtlichen Höhenbefestigungen in Nordbaden und zeugt von einer reichen Besiedlungsgeschichte; diese reicht von der Jungsteinzeit, über die Bronze- und Römerzeit bis hin zum Frühmittelalter.
Zur flacheren Ostseite hin ist das Plateau durch eine noch gut erhaltene Wall-Graben-Anlage aus vorgeschichtlicher Zeit geschützt. „Hier in Hilsbach wird jahrtausendealte Geschichte greifbar. Dank der wertvollen archäologischen Arbeit können wir einen weiten Blick in die Geschichte unseres Landes werfen“, so Ministerin Razavi.
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Zweite Station: Studentenkarzer der Universität Heidelberg
Im Anschluss reiste Ministerin Razavi nach Heidelberg zur Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Der erhaltene Studentenkarzer ist ein Wahrzeichen der Heidelberger Universitätsgeschichte und gehört zu den bedeutendsten Studentengefängnissen überhaupt. Die Institution eines Karzers für Studenten führt in Heidelberg zurück ins 14. Jahrhundert und befand sich seit 1786 in der Augustinergasse im „Colbitzer Wohnhaus“.
Bekannt geworden ist der Studentenkarzer durch seine zahlreichen Zeichnungen, Inschriften und Fotografien, die für ein großes Publikumsaufkommen sorgen. Etwa 40.000 Besucherinnen und Besucher aus aller Welt besichtigen jährlich die Räume. Das hohe Besucheraufkommen erfordert eine Restauration für die weitere Konservierung dieses Unikats, denn Klimaschwankungen und Materialeigenschaften der Ausmalungen und der Ausstattungen hatten dem Karzer stark zugesetzt. „Wahrzeichen bringen Menschen und Wissen zusammen. Kulturdenkmale erfüllen damit auch eine wichtige gemeinschaftsbildende Aufgabe. Die Zeichnungen und Sprüche der Studenten stellen für uns heute ein wichtiges Zeugnis der damaligen Studentenkultur dar“, so Ministerin Razavi.
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Dritte Station: Nationaltheater in Mannheim
Die letzte Station an diesem Tag führte zu einem vergleichsweise jungen Kulturdenkmal: dem Mannheimer Nationaltheater. Es zählt zu den Schlüsselbauten im Theaterbau und ist ein sprechendes Beispiel für die Architektur der ersten Nachkriegsmoderne in Deutschland. Der imposante Bau der 1950er Jahre wurde mitsamt der Platzanlage nach Plänen des renommierten Frankfurter Architekten Gerhard Weber errichtet und stellt heute ein Wahrzeichen Mannheims dar. Die umgebende Platzgestaltung soll das Theaterhaus bewusst hervorheben. Das Nationaltheater wird derzeit grundlegend saniert. „Die Bedeutung des Nationaltheaters in Mannheim strahlt weit über die Stadt hinaus. Als Kultur-Hotspot reiht es sich in die ersten Schauspielhäuser Deutschlands ein und erzeugt mit seiner Architektur ein bedeutsames Identifikationsmerkmal von Mannheim“, betonte Ministerin Razavi.
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Am Mittwoch, 4. September, machte Staatssekretärin Lindlohr Station im Regierungsbezirk Freiburg.
Erste Station: Storz-Hof in Flözlingen
Die Tour des dritten Tages der Denkmalreise führte Staatssekretärin Lindlohr nach Flözlingen zur Besichtigung des Storz-Hofs. Der Storz-Hof ist ein stattliches Bauernhaus aus dem Jahr 1802 und ein beeindruckendes Beispiel für den kulturellen Austausch und die bauliche Entwicklung der Region. Die historische Substanz, die sich auch auf die wandfeste Ausstattung erstreckt, bleibt weitestgehend erhalten und für zukünftige Generationen als ein anschauliches Zeugnis für die Lebens- und Arbeitswelten des 19. Jahrhunderts bestehen. „Das große Engagement und das Verantwortungsbewusstsein des Eigentümers für den Erhalt des Hauses ist vorbildlich. Er steht stellvertretend für die vielen Privatpersonen, Kirchen, Kommunen und Vereine, die mit ihrem Einsatz unser reiches kulturelles Erbe erhalten“, so Staatssekretärin Lindlohr.
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Zweite Station: „Denkmalpflege zum Auftanken“ – Umnutzung einer Tankstelle zum Wohnhaus in Kirchzarten
Anschließend besichtigte die Staatssekretärin einen seltenen Typenbau einer Tankstelle aus den 1950er Jahren, der in einem außergewöhnlichen Projekt zu einem Wohnhaus umgenutzt wurde. Durch das hohe Engagement der Eigentümer bleibt die Tankstelle als Zeitzeugnis der Nachkriegsmoderne erhalten. Die Tankstelle veranschaulicht eindrucksvoll, wie sich die ländlichen Regionen um Freiburg in der Nachkriegszeit durch den aufkommenden Tourismus und Autoverkehr veränderten. Die Umnutzung der Tankstelle in ein Wohnhaus zeigt, dass historischen Bauwerken durch innovative Nutzungskonzepte viele Möglichkeiten offenstehen. „Wohnen im Kulturdenkmal schafft einzigartige Lebensräume. Durch das denkmalverträgliche Umnutzungskonzept bleibt die einmalige Charakteristik des Denkmals erhalten“, so Staatssekretärin Lindlohr.
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Dritte Station: Brudertal mit Drexlerhöhle in Engen
Die letzte Station an diesem Tag führte nach Engen in die Drexlerhöhle. Dort wurden im Jahr 2023 der originale Eingang zur lange verborgenen Drexlerhöhle und Teile des weiteren Höhlensystems entdeckt. Diese Fundstelle bietet ein einzigartiges Datenarchiv zur Lebenswelt der mobilen Jäger und Sammler der späten Eiszeit. „Dieses Projekt ist ein Beispiel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen der Landesdenkmalpflege, der Universität Heidelberg, der Stadt, der Gemeinde, den Landwirten und den Ehrenamtlichen. Kooperationen sind der Schlüssel, um gemeinsam Projekte zu stemmen und unser Know-how kontinuierlich auszubauen“, betonte Staatssekretärin Lindlohr.
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Am Donnerstag, 5. September, machte Staatssekretärin Lindlohr Station im Regierungsbezirk Tübingen.
Erste Station: Ulmer Münster
Die erste Station des vierten Tages der Denkmalreise war das Ulmer Münster. Es zählt zu den herausragenden Kulturdenkmalen des Landes Baden-Württemberg und ist Teil des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO. Mit seinem 161,5 Meter hohen Kirchturm ist das Münster das stadtbildprägende Wahrzeichen von Ulm und steht für ein seit dem 19. Jahrhundert bestehendes bürgerschaftliches Engagement zur Bewahrung der gotischen Großkirche. Die Münstergemeinde leistet gemeinsam mit der Münsterbauhütte Bedeutendes beim Bauunterhalt und den Reparaturen. Die Landesdenkmalpflege unterstützt dabei fachlich, bei der Konservierung und Restaurierung, und finanziell mit Fördergeldern aus dem Denkmalförderprogramm des Landes. „Die Herausforderungen, die mit der Pflege und dem Erhalt dieses monumentalen Bauwerks einhergehen, sind enorm. Diese Arbeit ist geprägt von Respekt vor der Geschichte und der Verantwortung für kommende Generationen“, so Staatssekretärin Lindlohr.
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Zweite Station: Hallstattzeitliche Befestigungsanlage von Althayingen
Weiter ging es zur Hallstattzeitlichen Befestigungsanlage von Althayingen. Mit mindestens 7,3 Hektar Größe stellt Althayingen eine der beeindruckendsten Höhenbefestigungen im Regierungsbezirk Tübingen aus der Hallstattzeit dar. Die Anlage aus der frühkeltischen Zeit des sechsten/fünften Jahrhunderts vor Christus bestand zur Blütezeit des Machtzentrums an der Heuneburg. Die mächtigen gestaffelten Wälle und die tiefen Gräben zeugen heute noch von der ursprünglichen Monumentalität dieser imposanten Anlage. Die Arbeit der Denkmalpflege trägt zum Verständnis der einstigen Siedlung bei. Die aktuellen Grabungen finden im Nordwesten des Hochplateaus statt. Hier wird der vermutete Torbereich der Anlage untersucht. Verbrannte Kalksteine und verkohlte Hölzer weisen auf ein massives Brandereignis hin. „Die Entdeckungen in Althayingen werfen neues Licht auf die frühe keltische Geschichte der Region“, so Staatssekretärin Lindlohr.
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Dritte Station: Hilfskrankenhaus in Rottenburg am Neckar
Die letzte Station der Denkmalreise war das Hilfskrankenhaus in Rottenburg am Neckar. In einer Zeit, in der Fragen des Zivil- und Katastrophenschutzes weltweit wieder verstärkt ins Bewusstsein rücken, wird ein bedeutendes Relikt des Kalten Krieges in den Mittelpunkt gerückt: das Hilfskrankenhaus Rottenburg. Eindrücklich bezeugt es die enormen finanziellen und logistischen Anstrengungen der frühen 1960er Jahre zur Einrichtung eines strahlengeschützten Bunkerkrankenhauses, das – wie von den Zeitgenossen erhofft – schließlich niemals tatsächlich in Betrieb genommen wurde. „Das Hilfskrankenhaus Rottenburg ist nicht nur ein bemerkenswertes Relikt aus der Vergangenheit, sondern auch ein faszinierendes Zeugnis der baugeschichtlichen Entwicklung und der technologischen Innovationen dieser Zeit“, so Staatssekretärin Lindlohr.
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Monumentale Fernsehtürme und ikonische Tankstellen
Mit der jährlichen Denkmalreise stellt das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen als oberste Denkmalschutzbehörde des Landes die vielfältige Kulturlandschaft Baden-Württembergs mit ihren zahlreichen Denkmalen ins Rampenlicht. Die Denkmalreise 2024 richtet den Blick auf jene Kulturdenkmale, die wegen ihrer einzigartigen Eigenschaften als Wahrzeichen eine Gemeinde, Region oder ein historisches Ereignis repräsentieren. Sie stiften Gemeinschaft, bieten als Landmarken Orientierung und dienen als Zeitzeugen den Wissenschaften als Wissenspool. Im Fokus stehen dabei nicht nur monumentale Bauten wie das Ulmer Münster oder der Stuttgarter Fernsehturm, sondern auch symbolträchtige Denkmale wie eine Tankstelle der 1950er Jahre oder ein Bauernhaus aus dem 19. Jahrhundert – allesamt ikonische Stellvertreter und wichtige Bezugspunkte für das örtliche, regionale und historische Gedächtnis.
„Wahrzeichen verbinden uns über Generationen hinweg. Sie sind lebendige Zeitzeugen, die uns daran erinnern, wer wir sind und woher wir kommen. Gerade in Zeiten des Wandels bieten sie Orientierung. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, diese einzigartigen Kulturdenkmale zu bewahren und ihre Bedeutung für kommende Generationen erlebbar zu machen“, sagte Staatssekretärin Lindlohr.
Nacht und Tag des offenen Denkmals
Als Höhepunkt der Denkmalwoche findet am Sonntag, 8. September, der bundesweite Tag des offenen Denkmals 2024 mit vielen Aktionen im ganzen Land statt. Er steht in diesem Jahr unter dem Motto „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“.
Die landesweite Eröffnung des Tags des offenen Denkmals findet am Vorabend statt – mit der Nacht des offenen Denkmals in Schwäbisch Gmünd. Ministerin Nicole Razavi, der Landrat des Ostalbkreises, Dr. Joachim Bläse, der Oberbürgermeister von Schwäbisch Gmünd, Richard Arnold, und der Präsident des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart (LAD), Prof. Dr. Claus Wolf, werden die Nacht des offenen Denkmals am Samstag, 7. September, ab 17 Uhr in der Johanniskirche in Schwäbisch Gmünd eröffnen.
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