Wie funktioniert nachhaltiges Bauen in Theorie und Praxis? Ein Bild davon machte sich die Staatssekretärin im Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen, Andrea Lindlohr, bei ihrer Sommertour 2025 „Nachhaltig Bauen in Baden-Württemberg“. In Oberkirch und Sexau besuchte sie am 4. August 2025 beispielhafte Projekte. Weitere Stationen in Bad Saulgau, Heidelberg, Stutensee und Stuttgart folgen am 5. und 6. August 2025.
„Rund 40 Prozent der Kohlenstoffdioxid(CO2)-Emissionen bundesweit lassen sich auf Gebäude zurückführen. Nachhaltig geplante und gebaute Gebäude, in denen Bauteile wiederverwendet oder ressourcenschonende Baustoffe eingesetzt werden, sind deshalb für das Erreichen unserer Klimaschutzziele unverzichtbar“, sagte Staatssekretärin Lindlohr: „In unserem Land stecken viele Ideen für das nachhaltige Bauen. Wir wollen sie aus der Nische in die Breite bringen. Darum unterstützen wir neue Herangehensweisen, etwa um altbewährte Baumaterialien und Bautechniken für die Zukunft zusammenzubringen, und nehmen den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes in den Blick.“
Ein besonderer Fokus der Sommertour lag auf dem zirkulären und nachhaltigen Planen und Bauen, dem innovativen Umnutzen bestehender Gebäude und dem Einsatz natürlicher Baustoffe. Staatssekretärin Lindlohr sagte: „Steigende Baupreise machen das zirkuläre Bauen und die Wiederverwendung von Bauteilen immer mehr zu einem wichtigen Faktor für bezahlbares Bauen. Doch die Praxis ist heute leider oft noch zu langwierig und kompliziert. Damit Bauen und Sanieren nachhaltiger wird, haben wir zusammen mit der Wissenschaft einen Leitfaden für die Wiederverwendung tragender Holz- und Stahlbauteile entwickelt. So bringen wir das zirkuläre Bauen in die Fläche.“
Termine Andrea Lindlohr
Wohn- und Lebensgemeinschaft Mühlebächle GbR
Den Auftakt bildete ein Besuch der Wohn- und Lebensgemeinschaft Mühlebächle GbR in Sexau am Montag, 4. August 2025: Das Stroh-Lehm-Bauprojekt mit acht Wohneinheiten und Gemeinschaftsräumen wurde von einer Baugruppe aus mehreren Familien auf einem knapp acht Hektar großen Gelände bei Freiburg gemeinschaftlich umgesetzt. Rund 100 Tonnen Lehm wurden auf vielfältige Weise verbaut, zum Beispiel in Form von Lehmsteinen in den Zwischendecken und Innenwänden oder zum Verputzen der Wände. Zudem wurde extra ein Verfahren entwickelt, um in der Zimmerei die Holzständerwände vorzufertigen und mit Strohballen von der Schwäbischen Alb auszufachen. So konnten die Häuser jeweils binnen eines Tages aufgestellt werden. Der mitwirkende Zimmereibetrieb hat diese Bauweise nach dem erfolgreichen Pilotprojekt in der Region etabliert. Die Projektverantwortlichen wurden im letzten Jahr mit dem Innovationspreis Lehmbau BW ausgezeichnet.
Staatssekretärin Lindlohr betonte: „Das Projekt ist ein äußerst gelungenes Beispiel für die Verwendung des alten Baustoffs Lehm. Es macht das riesige Potenzial des Lehmbaus für klima- und ressourcenschonendes Bauen sichtbar. Der hohe Vorfertigungsgrad der Bauelemente ermöglicht eine serielle Herstellung, die Bauweise ist skalierbar und anpassungsfähig. Zudem erfüllen alle Häuser den KfW40-Effizienzhaus-Standard.“
Hans-Furler-Gymnasium in Oberkirch
Als nächstes stand das Hans-Furler-Gymnasium in Oberkirch auf dem Programm: Die Schule wurde bis auf die Außenhülle zurückgebaut, die Haustechnik modernisiert und das Innere neugestaltet. Entstanden sind helle, offene Räume, die Lernen und Begegnung ermöglichen. Nachhaltigkeit spielte bei Technik und Materialien eine große Rolle. Der Umbau wurde im Herbst 2024 fertiggestellt. Er wurde beispielhaft im digitalen Planungswerkzeugs des Landes „N!BBW – Nachhaltiges Bauen Baden-Württemberg“ dokumentiert. Die zehn Nachhaltigkeitskriterien des Planungswerkzeugs umfassen unter anderem die nachhaltige Ressourcenverwendung von Holz- und Betonbauteilen und die Berücksichtigung der Umweltwirkungen im Lebenszyklus.
Staatssekretärin Lindlohr sagte: „Nachhaltiges Bauen fängt beim nachhaltigen Planen an. Mit N!BBW, unserem digitalen Planungswerkzeug, bieten wir hierfür allen am Bau Beteiligten ein geeignetes Instrument. Es hilft dabei, die Nachhaltigkeitsaspekte während allen Planungs- und Bauphasen im Blick zu behalten. Damit stärkt es die Transparenz im Prozess und schafft ein Wissensnetzwerk, das weit über das einzelne Vorhaben hinauswirkt.“
















