Besonders ältere Menschen verunfallen häufig mit E-Bikes und Pedelecs. Viele steigen nach jahrelanger Abstinenz wieder auf das Fahrrad und sind dann mit den höheren Geschwindigkeiten überfordert. Das Verkehrsministerium fördert daher jetzt mit 800.000 Euro Sicherheitstrainings für E-Bike-Fahrerinnen und -Fahrer.
Sicheres Fahren braucht Übung – das gilt auch für Pedelecs. Deshalb fördert das Verkehrsministerium die Initiative „SICHER E-BIKEN“ mit gut 800.000 Euro und unterstützt damit Käuferinnen und Käufer eines Pedelecs von Beginn an bei der sicheren Handhabung ihrer Räder.
Mit einer symbolischen Übergabe des Förderbescheids an die beiden Projektträger Württembergischer Radsportverband (WRSV) und Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Baden-Württemberg (ADFC BW) hat Verkehrsminister Winfried Hermann das Projekt „SICHER E-BIKEN“ offiziell in Stuttgart gestartet.
Mit „SICHER E-BIKEN“ unfallfrei und nachhaltig unterwegs
Größere Souveränität im Straßenverkehr und mehr Sicherheit in kritischen Situationen, mehr Fahrspaß und entspanntes Radeln – das sind die zentralen Ziele der Initiative SICHER E-BIKEN von WRSV und ADFC BW.
Hermann sagte: „Ich freue mich sehr, dass sich immer mehr Menschen für Pedelecs begeistern und auf diese nachhaltige Mobilitätsform setzen. Gemeinsam mit den Verbänden wollen wir helfen, ihr Pedelec-Erlebnis sicherer zu machen. Denn für das Verkehrsministerium hat die Verkehrssicherheit oberste Priorität. Unfälle, in die Fahrradfahrer verwickelt sind, nehmen zu. Pedelec-Fahrtrainings sind – vor allem auch angesichts der Geschwindigkeit der Räder – eine lohnende Präventionsmaßnahme. Deshalb unterstützen wir die Initiative „SICHER E-BIKEN“ sehr gerne.“
Der Verkehrsminister bekräftigte seinen Appell an alle Radfahrer im Land, einen Fahrradhelm zu tragen: „Vor allem angesichts der Geschwindigkeit der Pedelecs sollten Fahrradhelme zur Standardausrüstung gehören.“
Fahrtrainings sind gerade im Umgang mit Pedelecs sinnvoll
Die beiden Projektträger Württembergischer Radsportverbandund Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Baden-Württemberg bieten ab dem Frühjahr 2020 spezielle Fahrsicherheitstrainings für Pedelecs in ganz Baden-Württemberg an. Ziel ist es, Radfahrern ein Plus an Sicherheit, Souveränität und damit auch Fahrspaß zu vermitteln. Die Kurse geben Hinweise für sicheres Verhalten im Straßenverkehr und vermitteln fahrtechnisches Können. Beide Radfahrverbände bringen ihre jeweiligen Kernkompetenzen ein.
Die Vorsitzende des ADFC Baden-Württemberg, Dr. Gudrun Zühlke, sagte: „Wer sich sicher und souverän im Straßenverkehr bewegt, hat im Alltag mehr Freude am Radfahren und kann die Vorteile eines Pedelecs rundum genießen. Neben einer guten Rad-Infrastruktur ist das eine zentrale Voraussetzung dafür, dass mehr Menschen aufs Rad steigen und das Auto stehen lassen. Auch wenn wir alle schon Rad fahren können, hilft es, in unseren Kursen zu lernen, worauf es als Radfahrer im Straßenverkehr besonders ankommt und wie man alltägliche Gefahren vermeidet.“
Dass Fahrtrainings – insbesondere bei Pedelecs – sinnvoll sind, erläuterte Klaus Maier, Präsident des Württembergischen Radsportverbandes: „Ein Pedelec zu fahren, ist nicht gefährlich, aber für viele ungewohnt. Starke Beschleunigung, zügige Grundgeschwindigkeit und höheres Gewicht – all das unterscheidet Pedelecs von herkömmlichen Fahrrädern. Deshalb üben wir in unseren Kursen sicher anzufahren, situativ zu bremsen, Hindernissen im städtischen Alltag auszuweichen oder unbefestigte Naturtrails gekonnt zu bewältigen. Das Training kommt allen zugute – ob Einsteiger, Alltagsradler oder sportlich ambitionierter Biker.“
Pilotphase beginnt im Sommer 2019
Das Projekt soll schrittweise ausgebaut werden. Zunächst soll das Fahrsicherheitstraining an drei Standorten erprobt werden. Die Pilotphase beginnt im Sommer 2019 im Stadtkreis Heilbronn sowie im Landkreis Heilbronn. Für den dritten Standort zur Erprobung des Fahrsicherheitstrainings ist die Bewerbung eröffnet. Sie erfolgt formlos über eine Nachricht an einen der beiden Verbände.
In Zukunft sollen die drei- bis vierstündigen Praxiskurse, in denen es vor allem um Fahrtechnik und Verkehrsschulung geht, landesweit angeboten werden. Eine Ausweitung auf weiterführende ganztägige Kurse ist angedacht. „Unser Ziel ist es, dass jeder Pedelec-Nutzer in Baden-Württemberg künftig an einem kostenlosen Fahrsicherheitstraining in seiner Region teilnehmen kann. Wenn sich die Menschen auf ihrem Pedelec sicher fühlen, dann wird das Pedelec-Fahren im gesamten Land noch attraktiver“, so Minister Hermann. Ein pädagogisch-didaktisches Schulungskonzept, eine zielgruppenspezifische Marketingstrategie und ein nachhaltiges Geschäftsmodell runden das Konzept ab.
Unfälle mit Radfahrenden
Aktuelle statistische Zahlen zu Unfällen mit Radfahrenden in Baden-Württemberg – insbesondere mit Pedelecnutzern – sprechen eine deutliche Sprache: Die Zahl der Unfälle, in die Radfahrende im Jahr 2018 in Baden-Württemberg verwickelt waren, stieg um mehr als zehn Prozent zum Vergleichsjahr 2017 an. Bei den insgesamt 11.433 Unfällen kamen 68 Radlerinnen und Radler ums Leben, 15 davon waren mit einem Pedelec unterwegs.
Die absoluten Unfallzahlen im Radverkehr unterliegen allerdings aufgrund von geringen Fallzahlen und Witterungseinflüssen jährlichen Schwankungen. Zeitreihen mit jährlichen Unfallzahlen sind daher allein nicht geeignet, um belastbare Aussagen über die Sicherheitsentwicklung bei Pedelecs und E-Bikes zu treffen.
Für den Untersuchungszeitraum 2016 bis 2018 im Vergleich zum Zeitraum 2013 bis 2015 gilt:
- Die durchschnittliche jährliche Zahl der Unfälle mit Fahrradfahrern stieg um gut 12 Prozent von 9.415 auf 10.577 an.
- Die durchschnittliche jährliche Zahl der Unfälle mit Pedelecs stieg um 152 Prozent von 484 auf 1.218 an.
- Die Zahl der schwerverletzten Pedelecfahrer stieg von durchschnittlich 167 pro Jahr auf durchschnittlich 341 pro Jahr an.
- Die Zahl der getöteten Pedelecfahrer stieg von durchschnittlich neun pro Jahr auf durchschnittlich elf pro Jahr.
Kurzvorstellung: Württembergischer Radsportverband e. V. (WRSV) (PDF)