Forschung

Neue Dokumentationsstelle für Rechtsextremismus eingerichtet

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Ein Unterstützer der NPD nimmt an einer NPD-Kundgebung teil (Quelle: dpa).

Das Land richtet beim Generallandesarchiv Karlsruhe eine Dokumentationsstelle für Rechtsextremismus ein. Perspektivisch wird sich die Einrichtung mit jeglicher Form von politischem Extremismus und Terrorismus beschäftigen.

Politisch motivierte Straftaten mit rechtsextremistischem Hintergrund haben in jüngster Zeit erheblich zugenommen. Dabei haben Rechtsextremisten besonders schwere Gewaltverbrechen wie Tötungsdelikte verübt. Auch als Konsequenz aus dem Untersuchungsausschuss zum Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) des Landtags richtet das Land beim Generallandesarchiv Karlsruhe eine Dokumentationsstelle ein, die künftig Informationen über rechtsextremistische Strukturen und Netzwerke sammeln und der Öffentlichkeit und Forschung zugänglich machen soll.

Der Verfassungsschutzbericht des Bundes vom 9. Juli 2020 sieht rechtsextremistische, rassistische und antisemitische Straftaten als „die größte Bedrohung für die Sicherheit in Deutschland“ an. Auch der Landesverfassungsschutz verzeichnet eine stetige Zunahme rechtsextremistischer und rechtsterroristischer Gefährdungen und Radikalisierungsprozesse bis hin zur Bereitschaft zu töten.

„Das Land Baden-Württemberg stellt sich im Sinne einer wehrhaften Demokratie dieser Herausforderung für die freiheitliche und rechtsstaatliche Gesellschaftsordnung. Als eine Konsequenz aus dem NSU-Untersuchungsausschuss des Landtags hat das Wissenschaftsministerium das Generallandesarchiv Karlsruhe beauftragt, eine Dokumentationsstelle für Rechtsextremismus aufzubauen, die nun ihre wertvolle Arbeit aufnimmt“, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer.

Maegerle-Sammlung als Grundlage

Kern der neuen Dokumentationsstelle ist die Sammlung des renommierten Journalisten Anton Maegerle, die dieser dem Generallandesarchiv geschenkt hat. Mit rund 2.500 Ordnern, einer umfangreichen Datenbank und einer großen Zahl von Publikationen und Zeitschriften aus dem rechten politischen Spektrum gilt sie als größte Sammlung ihrer Art in Deutschland.

„Anton Maegerle hat das Phänomen der Neuen Rechten und des diskursorientierten Rechtsextremismus schon früh in den Blick genommen – lange bevor diese Phänomene in der Medienöffentlichkeit richtig wahrgenommen wurden. Dass er sein umfangreiches Archiv nun dem Land schenkt und damit Vertrauen in uns setzt, ehrt uns außerordentlich und ist zugleich Auftrag: Wir stehen in der Verantwortung, aus den Aufzeichnungen Erkenntnisse über die Funktionsweise von Extremismus und mögliche Gegenmaßnahmen zu gewinnen. Für eine solche Forschung in Baden- Württemberg bildet die Maegerle-Sammlung eine wichtige Basis“, betonte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer.

Entscheidungen transparent machen und Unterlagen dauerhaft sichern

Professor Gerald Maier, Präsident des Landesarchivs Baden-Württemberg, betont: „Die Dokumentationsstelle fügt sich hervorragend in das Selbstverständnis des Landesarchivs ein. Auch sie soll Entscheidungen transparent machen und Unterlagen dauerhaft sichern, was zu unseren Kernkompetenzen zählt.“

Der Journalist, der nach massiven Drohungen unter dem Namen „Anton Maegerle“ publiziert und öffentliche Auftritte meidet, hat seine Sammlung seit den frühen 1980er Jahren zusammengetragen. Maegerle, der in der Presse als einer der „wichtigsten Nazi- Jäger dieses Landes“ bezeichnet wurde, erhielt zahlreiche Preise, darunter 2007 und 2020 den von der Journalistenvereinigung „Netzwerk Recherche“ gestifteten „Leuchtturm-Preis“.

Die Dokumentationsstelle wird sich perspektivisch mit jeglicher Form von politischem Extremismus und Terrorismus beschäftigen. Da der Ausgangspunkt die umfangreiche Maegerle-Sammlung ist, liegt der Fokus zunächst auf dem Rechtsextremismus. Daher wird die Dokumentationsstelle vorerst Materialien und Wissen zum Thema Rechtsextremismus sammeln, auswerten und zur Verfügung stellen. Sie hat darüber hinaus die Aufgabe, die Entwicklungen des Rechtsextremismus zu erforschen und diese zur Prävention pädagogisch zu vermitteln, um auch der „Verrohung der Sprache“ und der Anschlussfähigkeit von „Konsensverschiebungen im öffentlichen Diskurs“ entgegenzutreten. Diesem Bereich kommt besondere Bedeutung zu. So wird auch das Internet zunehmend für rassistische Hetze, Hasskommentare und Gewaltaufrufe missbraucht.

Zwei Fachtagungen des Generallandesarchivs in den Jahren 2020 und 2021 werden extremistische Strukturen in der Gesellschaft diskutieren und die neue Dokumentationsstelle in der Wissenschaftslandschaft vernetzen.

Landesarchiv Baden-Württemberg: Generallandesarchiv Karlsruhe

Weitere Meldungen

Die IBK-Regierungschefs bei der symbolischen Steuerradübergabe im Zeppelin-Hangar Friedrichshafen, im Hintergrund steht ein Zeppelin.
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Bodenseeraum als Modellregion weiterentwickelt

Deutschkurs in einer Volkshoschschule (Symbolbild: © dpa).
Weiterbildung

Breiter Schulterschluss für die Zukunft der Erwachsenenbildung

Minister Manne Lucha und Staatsministerin Madhuri Misal des indischen Bundesstaats Maharashtra sitzen nebeneinander an einem Tisch und unterzeichnen Dokumente.
Delegationsreise

Baden-Württemberg und Maharashtra vertiefen Partnerschaft

Landeslehrpreis Gruppenbild mit Petra Olschowski
Hochschulen

Landeslehrpreis 2025 vergeben

Blick über Hohenlohe
Ländlicher Raum

Sanierung des Bildungs- und Begegnungszentrums Hohebuch

Stuttgart: Abgeordnete der Fraktionen sitzen im Landtag. (Foto: © dpa)
Direkte Demokratie

Volksbegehren nicht erfolgreich zustande gekommen

Vollblutaraber-Stuten stehen in Marbach im Haupt-und Landgestüt mit ihren Fohlen auf einer Koppel. (Foto: dpa)
Tierschutz

Tierschutz-Wettbewerb für Schüler ausgeschrieben

Bescheidübergabe an die IHK Ulm
Berufsbildung

Land fördert Neubau des Bildungszentrums der IHK Ulm

Einsatzkräfte der Feuerwehr errichten am Nonnenbach in Bad Saulgau im Ortsteil Moosheim einen Damm mit Sandsäcken gegen das Hochwasser.
Katastrophenschutz

Neues Katastrophenschutzgesetz beschlossen

von links nach rechts: Leiter der Abteilung Justizvollzug des Ministeriums der Justiz und für Migration Martin Finckh, Leiterin der JVA Offenburg Annette Hügle, Justizministerin Marion Gentges und Amtschef Elmar Steinbacher
Justiz

Neue Leiterin der Justizvollzugsanstalt Offenburg

Porträt des verstorbenen Ministers a.D. Klaus v. Trotha
Nachruf

Ehemaliger Wissenschaftsminister Klaus von Trotha verstorben

Stark umspülter Pegelmesser (Bild: Regierungspräsidium Stuttgart)
Landeshilfen

Neue Regeln für Landeshilfen nach schweren Naturereignissen

Kabinettssitzung in der Villa Reitzenstein in Stuttgart
Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 2. Dezember 2025

Ein Polizist sitzt im Polizeipräsidium an einem Arbeitsplatz der sogenannten intelligenten Videoüberwachung. (Foto: ©dpa)
Datenschutz

Ministerrat beschließt Änderung des Landesdatenschutzgesetzes

Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Auf dem Display sieht man die Startseite der Ehrenamtskarten-App für Baden-Württemberg.
Bürgerengagement

Ehrenamtskarte jetzt auch per App verfügbar