Forst

Luchskuder Martin ausgewildert

Mit der Auswilderung von Luchskuder Martin wächst der Bestand der bedrohten Tierart im Schwarzwald auf insgesamt acht Tiere.

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Luchs (Foto: © dpa)
Symbolbild

„Jahrhundertelang war der Luchs in unseren Wäldern heimisch, bis er verdrängt wurde. Heute ist der Luchs in Mitteleuropa stark bedroht. Das Projekt der Bestandsstützung in Baden-Württemberg trägt dazu bei, den Tieren eine dauerhafte Rückkehr in ihren angestammten Lebensraum zu ermöglichen. Auswilderungen von gesunden, sorgfältig ausgewählten und vorbereiteten Luchsen sind dafür unverzichtbar. Der Luchs Martin kann dazu beitragen, dass diese faszinierende Tierart den Schwarzwald wie einst wieder dauerhaft besiedelt. Ich freue mich, dass wir heute wieder einen Luchs in die Natur entlassen konnten und somit im Projekt ,Luchs Baden-Württemberg‘ einen Schritt weiter vorankommen“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, anlässlich der Auswilderung im Nordschwarzwald.

Luchskuder Martin erhöht Hoffnung auf Nachwuchs

Bereits Ende 2024 hat das Projektteam um Leiterin Eva Klebelsberg von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) Luchskatze Verena und Luchskuder Reinhold im Nordschwarzwald ausgewildert. „Beide Tiere haben sich sehr gut im Gebiet etabliert“, sagt die Biologin. „Mit Martin folgt nun ein Luchs, der sich genetisch bestens eignet, um den Luchsbestand im Schwarzwald und in angrenzenden Vorkommen zu bereichern.“

Dr. Micha Herdtfelder, Leiter des Arbeitsbereichs Luchs und Wolf der FVA, ergänzt: „Wir hoffen sehr, dass sich auch Martin gut zurechtfindet. Zusammen mit weiteren fünf Luchskudern, die in den letzten Jahren auf natürlichem Weg zugewandert sind steigt die Zahl der Luchse im Schwarzwald jetzt auf insgesamt acht Tiere.

Zoos haben eine wichtige Funktion im Artenschutz

Der Kuder Martin kam im Juni 2024 im Tiergarten Nürnberg zur Welt. Seit Anfang März 2025 lebt er in dem neu bestehenden Koordinationsgehege im Tierpark Oberwald des Zoos Karlsruhe, wo er nur minimalen Kontakt zu Menschen hatte und bestmöglich auf sein Leben in freier Natur vorbereitet wurde. Finanzielle Unterstützung des World Wide Fund for Nature (WWF) und der Artenschutzstiftung des Zoo Karlsruhe hatten den Bau des in Baden-Württemberg einzigartigen Geheges ermöglicht. „Es ist ein besonders emotionaler Augenblick für mich“, erklärt Prof. Dr. Matthias Reinschmidt, Direktor des Zoo Karlsruhe. „Das Tier hat einige Monate bei uns im Koordinationsgehege gelebt und wurde auf die Auswilderung vorbereitet. Jetzt ist er im Schwarzwald und soll dazu beitragen, dass der Luchs bei uns in der Natur wieder eine Zukunft hat. Das ist bewegend.“

Die beiden genannten Zoos beteiligen sich am so genannten Ex-Situ-Zuchtprogramm (EEP) – auch bekannt als Europäisches Erhaltungszuchtprogramm – der European Association of Zoos and Aquaria (EAZA) für den Karpatenluchs. Das Programm zielt darauf ab, eine genetisch vielfältige Population des Luchses zu erhalten. Zusätzlich erfüllen die beiden Zoos weitere Voraussetzungen, Luchse aus diesem Programm auch für Auswilderungen zur Verfügung stellen zu können. „Der Luchsnachwuchs aus Zoologischen Einrichtungen ist wichtig, um den Genpool der Bestände in freier Wildbahn zu vergrößern und durch die Auswilderung weiblicher Tiere für Nachwuchs zu sorgen“, betont Eva Klebelsberg.

Wissenschaftliche Begleitung zentral

In verschiedenen Tests im Vorfeld der Auswilderung zeigte Martin das geforderte, ausgeprägte Meidungsverhalten vor Mensch und Hund.

Ebenfalls kann das Tier bereits ganze Wildkörper nutzen. Die Tierärzte des Zoos Karlsruhe haben Martin vor der Auswilderung noch einmal gründlich untersucht und geimpft. Im Anschluss wurde er durch die FVA besendert. Über diese Besenderung können wertvolle Informationen gesammelt werden, wie die Luchse ihren Lebensraum nutzen. Das Monitoring ist daher ein wichtiges Modul innerhalb des Projekts.

Jägerinnen und Jäger unterstützen tatkräftig

Eine besonders wichtige Rolle im Monitoring der Luchse kommt den Jägerinnen und Jägern vor Ort zu. Sie sind Auge und Ohr im Wald und unterstützen mit ihrer Expertise und Ortskenntnis, indem sie beispielsweise Sichtungen und andere Hinweise auf Luchse melden. Außerdem geben sie ihr Wissen über den Luchs an die Bevölkerung weiter.

Die Zusammenarbeit zwischen Jägerschaft und Projekt funktioniert bislang exzellent. „Die Jägerschaft setzt sich auch für geschützte Arten des Jagd- und Wildtiermanagementgesetzes ein“, sagte Landesjägermeister Dr. Jörg Friedmann und ergänzt: „Essentiell für den Luchs sind neben der Bestandsstützung vor allem eine Verbesserung und der Ausbau der Wanderkorridore, beispielsweise durch mehr Grünbrücken im Land.

Stimmen zur Auswilderung

Luchs in Mitteleuropa

Der Luchs ist in Mitteleuropa stark bedroht. Daher wurde 2023 das Projekt „Luchs Baden-Württemberg – Bestandsstützung der Luchsvorkommen in Baden-Württemberg und den angrenzenden Regionen“ ins Leben gerufen. Das auf vier Jahre angelegte Projekt möchte den Grundstein legen für eine gesunde, stabile Luchspopulation im Schwarzwald, die eigenständig überlebensfähig ist und sich mit angrenzenden Populationen im Schweizer Jura, den Vogesen und dem Pfälzer Wald zu einer Meta-Population verbindet.

Bis Ende 2027 sollen im Rahmen des Projekts etwa zehn, vornehmlich weibliche, Tiere ausgewildert werden. In diesem Projekt arbeiten die Landesregierung über die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA), der Zoo Karlsruhe, der WWF Deutschland, der Landesjagdverband Baden-Württemberg und die Luchs-Initiative Baden-Württemberg als Konsortium eng zusammen. Das Projekt wird zudem von der alosa Stiftung gefördert und von der Arbeitsgruppe „Luchs und Wolf Baden-Württemberg“ begleitet. Gemeinsames Ziel ist es, den Luchsbestand im Land zu stützen und die notwendige Akzeptanz für den Luchs in Baden-Württemberg zu fördern.

Luchse, die für eine Auswilderung in Baden-Württemberg in Frage kommen, stammen aus dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm für Karpatenluchse, das die European Association of Zoos and Aquaria (EAZA) koordiniert. Der Karpatenluchs ist eine Unterart des Eurasischen Luchses, die aktuell in Baden-Württemberg, Thüringen und Sachsen wiederangesiedelt wird.

Das Projekt wird vom Expertennetzwerk „Linking Lynx“ begleitet, das sich mit der Erhaltung, dem Monitoring und dem Management des Karpatenluchses beschäftigt. Langfristiges Ziel ist es, eine lebensfähige Metapopulation des Karpatenluchses in Europa zu schaffen, welche sich von den Karpaten bis hin zum Jura, den Westalpen und dem Dinarischen Gebirge erstreckt.

Wildtierportal BW: Steckbrief und Biologie Luchs

Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg: Monitoring von Luchs & Wolf

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