Energiewende

Chancen für Arbeitsplätze durch Umbau des Energiesystems

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Zwei Monteure einer Firma für Solartechnik installieren auf einem Dach Solarpanele. (Bild: © dpa)

Umwelt- und Energieminister Franz Untersteller und der DGB-Landesvorsitzende Nikolaus Landgraf haben die erste Studie zum Einfluss der Energiewende auf den Arbeitsmarkt in Baden-Württemberg vorgestellt. Diese belegt die positiven Auswirkungen der Energiewende auf die Beschäftigung in Baden-Württemberg.

„Die Energiewende hat positive Auswirkungen auf die Beschäftigung in Baden-Württemberg. Insbesondere der Ausbau der erneuerbaren Energien und die Verbesserung der Energieeffizienz im Gebäudesektor bieten große Entwicklungschancen für baden-württembergische Unternehmen, die sich dann auch im Arbeitsmarkt bemerkbar machen. Gleichzeitig bringt die Energiewende auch einen Wandel in der Arbeitswelt mit sich“, fassten Untersteller und Landgraf die Ergebnisse der Untersuchung zusammen.

Die Studie wurde von der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) und der Beratungsgesellschaft für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung Sustain Consult erstellt. Untersucht wurden sowohl die quantitativen als auch die qualitativen Effekte der Energiewende auf die Beschäftigung im Land. Die Studie ist die erste, die sich umfassend diesem Thema widmet.

Insgesamt verdienten 2014 gut 56.500 Menschen ihr Geld in Branchen, die direkt oder indirekt von der Energiewende profitierten, ergab die Untersuchung. 37.000 davon arbeiteten im Bereich der erneuerbaren Energien, im Bereich der Energieeffizienz von Gebäuden und in Unternehmen waren es annähernd 19.000, beim Netzausbau waren es etwa 600.

Umweltminister Franz Untersteller: „Gut jeder 100. Arbeitsplatz im Land hängt mit der Energiewende zusammen. Das ist ein guter Wert, aber sein Potenzial schöpft Baden-Württemberg damit nicht aus. Vor allem in das Geschäftsfeld der Energieeffizienz und der Ressourceneffizienz setzen wir große Hoffnung mit Blick auf künftige Beschäftigungswirkungen. Dass wir das zurecht tun, bescheinigt uns auch die Studie von GWS und Sustain Consult.“

Baden-Württemberg sei ein Land der Forschung und technologischen Innovation sowie ein Land des Exports, erläuterte Untersteller. Für die hier ansässige international wettbewerbsfähige Zulieferindustrie für Technologien der erneuerbaren Energien und für Energieeffizienz böten sich deshalb enorme Chancen.

Dr. Ulrike Lehr von der Gesellschaft für wirtschaftliche Strukturforschung ergänzte: „Wenn die Energiewendeziele und die klimapolitischen Ziele in Deutschland und in Baden-Württemberg ehrgeizig verfolgt werden, hat das Bundesland durch seine Industriestruktur und sein Engagement in etlichen Bereichen der Energiewende eine hervorragende Ausgangsposition.“

Der DGB-Landesvorsitzende Nikolaus Landgraf warnte jedoch davor, sich auf die Energiewende als Jobmotor zu verlassen: „Sie kann sehr wohl positive Effekte auf die Beschäftigung haben, aber es gibt keinen Automatismus. Die Energiewende muss konsequent umgesetzt werden und große Teile der Wertschöpfung müssen im Land bleiben oder neu entstehen. Die Studie zeigt die dazu notwendigen Handlungsfelder auf: von der Qualifizierung der Beschäftigten über einen verbesserten Arbeits- und Gesundheitsschutz und die Stärkung der Interessenvertretung bis hin zu einer aktiven Industriepolitik für die untersuchten Branchen. Hier sind die Arbeitgeber gefordert, ebenso wie die Politik, den Veränderungsprozess sozial zu gestalten. Das Ziel muss gute Arbeit für alle Beschäftigten sein.“

Auch Ralf Löckener (Sustain Consult) unterstrich, dass die Energiewende, Stand heute, eine Arbeitswelt im Übergangscharakter zur Folge hat: „Während in traditionellen Bereichen wie Großkraftwerken oder dem Kraftwerksanlagenbau gewachsene Strukturen aufbrechen und Arbeitsplätze verloren gehen, fehlt es in neuen Geschäftsfeldern oft noch an belastbaren Strukturen. Die neuen Tätigkeiten bieten oft mehr Gestaltungsspielräume und Eigenverantwortung für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Entgelte und Arbeitsbedingungen sind jedoch zum Teil wenig geregelt, Gewerkschaften und Betriebsräte haben noch nicht richtig Fuß gefasst, der Qualifizierungsbedarf und die Arbeitsbelastung sind oft sehr hoch. Die nötigen Strukturen aufzubauen, braucht sicher noch Zeit.“

Obwohl die Energiewende in ihren Auswirkungen auf die Beschäftigung sicher kein Selbstläufer sei, komme die Studie unterm Strich aber zu dem Ergebnis, dass die Energiewende einen positiven Einfluss sowohl auf die Quantität als auch auf die Qualität der Beschäftigung im Land habe, resümiert Umweltminister Franz Untersteller. „Sowohl beim Ausbau der erneuerbaren Energien als auch als Motor und Impulsgeber für Investitionen in Energieeffizienz und für den Export moderner Technologien wirkt sich der Umbau der Energieerzeugung positiv auf Baden-Württemberg aus. Auch der Netzausbau wird in den kommenden Jahren für mehr Beschäftigung sorgen.“

Studie „Energiewende in Baden-Württemberg – Auswirkungen auf die Beschäftigung” (PDF)

Weitere Meldungen

Rauch steigt aus einem Schornstein in einen wolkenlosen sonnigen Himmel auf. (Foto: © dpa)
Klimaschutz

Engmaschig überwachter Testbetrieb mit Solvay vereinbart

Hinter einem Hinweisschild „Kernkraftwerk“ erheben sich die Kühltürme des Kernkraftwerks Philippsburg. (Foto: © dpa)
Meldepflichtiges Ereignis

Meldepflichtiges Ereignis im Kernkraftwerk Philippsburg, Block 2

Eine Forscherin arbeitet im AI Research Buildung der Universität Tübingen, das zum „Cyber Valley“ gehört, an einem Code.
Wirtschaft

Mit Künstlicher Intelligenz gegen Fachkräftemangel

Fischer fischen im Bodensee (Foto: dpa)
Artenschutz

Projekt zum Fischartenschutz und Kormoranmanagement startet

Ministerin Thekla Walker (vierte von rechts, vordere Reihe) mit Vertreterinnen und Vertretern der Zuwendungsempfänger bei der Übergabe der Verträge für das Landesförderprogramm für Elektrolyseure (ELY)
Erneuerbare Energien

Land baut Produktion von grünem Wasserstoff aus

Ein frischer Radweg mit Bausstellenfahrzeugen, inmitten von landwirtschaftlicher Fläche.
Radverkehr

Neuer Rad- und Gehweg zwischen Tettnang-Büchel und Schwanden

Ein Mitarbeiter der Porsche AG montiert im Porsche-Stammwerk in Stuttgart-Zuffenhausen einen Porsche 718 Cayman. (Foto: dpa)
Automobilwirtschaft

Hoffmeister-Kraut kritisiert Automobilpaket der EU-Kommission

Wort-Bild-Marke der RegioClusterAgentur
Innovation

Land fördert RegioClusterAgentur BW bis 2029

Kabinettssitzung in der Villa Reitzenstein in Stuttgart
Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 16. Dezember 2025

Kampagnenplakat "Energieholz aus den Wäldern Baden-Württembergs"
Forst

Neues Positionspapier unterstützt Holzenergie im Land

Der offene Streckenabschnitt für den Radschnellweg. Im Hintergrund ist eine Brücke zu erkennen.
Radverkehr

Radschnellweg 4 zwischen Reichenbach und Ebersbach erweitert

Visualisierung Neubau HLRS III an der Universität Stuttgart
Vermögen und Bau

Grundstein für Neubau an der Universität Stuttgart gelegt

Übergabe eines symbolischen Förderschecks an die Projektverantwortlichen der Fraunhofer-Gesellschaft für das Projekt „Stuttgart Climate Tech Hub“
Wirtschaft

Startschuss für Stuttgart Climate Tech Hub

Logo Innovationspreis Bioökonomie
Bioökonomie

Innovationspreis Bioökonomie 2025 verliehen

Symbolbild zur Künstlichen Intelligenz mit einem Prozessor und dem Schriftzug "AI Artificial Intelligence Technology"
Künstliche Intelligenz

1,3 Millionen Euro für die Zukunft der photonischen KI