Zirkuläres Bauen

Land veröffentlicht Leitfaden zum zirkulären Bauen

Mit dem praxisnahen Leitfaden „Zirkuläres Bauen erfolgreich umsetzen“ unterstützt das Land Planende, Behörden und Wirtschaft dabei, kreislaufgerechtes Bauen von Anfang an mitzudenken.

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Der Gesetzentwurf zur Neuordnung des Abfallrechts sieht unter anderem den verstärkten Einsatz von Recycling-Baustoffen, etwa R-Beton, vor.

Für den Bausektor ist das „Zirkuläre Bauen“ ein wichtiges Instrument, um seine Klimaziele zu erreichen und wertvolle Ressourcen zu schonen. Die LUBW (Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg) unterstützt die Akteure aktiv bei dieser Aufgabe. Das Wissen zahlreicher Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung ist in den nun vorgestellten Leitfaden „Zirkuläres Bauen erfolgreich umsetzen“ eingeflossen. Der Leitfaden hilft allen Beteiligten eines Bauprojektes, Zirkuläres Bauen von Anfang an mitzudenken und erfolgreich umzusetzen.

Zirkuläres Bauen ist das Bauen der Zukunft

Baden-Württemberg hat sich mit dem Klimaschutzgesetz das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu werden. Der Gebäudesektor muss dazu 49 Prozent der Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 einsparen. Mit Blick auf diese Ziele erklärt Dr. Andre Baumann, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft: „Wenn man sich den Energie- und Ressourcenverbrauch des Gebäude- und Bausektors ansieht, wird klar: Klimaschutz und Ressourcenschonung funktionieren nur, wenn wir diese Bereiche miteinbeziehen. Ein Umdenken in der Bauwirtschaft ist dafür dringend erforderlich. Dabei sind Planende, Behörden und Wirtschaft gemeinsam gefordert. Damit kreislaufgerechtes Bauen in der Praxis auch gelingen kann, müssen wir an verschiedenen Punkten ansetzen.“ Baumann erklärt weiter: „Zirkuläres und nachhaltiges Bauen erfordert eine Betrachtung des gesamten Gebäudelebenszyklus. Rückbaubare Gebäude verursachen zunächst höhere Baukosten, doch langfristig bleiben dafür höhere Materialwerte und niedrigere Entsorgungskosten. Umnutzung, Wiederverwendung und zirkuläres Bauen müssen die zentrale Anforderung an das Bauen der Zukunft sein.“ 

Bauwesen gehört zu den abfallintensivsten Branchen

Das Bauwesen gehört zu den ressourcen-, energie- und abfallintensivsten Branchen. In Deutschland entfallen rund 40 Prozent der Treibhausgas-Emissionen auf den Bau und Betrieb von Gebäuden. (PDF) Ein großer Teil davon resultiert aus der sogenannten „Grauen Energie“, die für die Herstellung, den Transport und die Entsorgung von Baumaterialien benötigt wird.

Laut Umweltbundesamt (PDF) sind etwa 38 Prozent des Rohstoffkonsums in Deutschland dem Bau von Gebäuden und Infrastruktur zuzuschreiben. „Angesichts dieser Zahlen wird deutlich, dass zirkuläres Bauen – also das Schließen von Stoffkreisläufen und die Wiederverwendung von Materialien – einen enormen Hebel für den Klima- und Ressourcenschutz darstellt“, betont Dr. Ulrich Maurer, Präsident der LUBW.

Bausektor bindet enorme Menge an Ressourcen

Der Bausektor bildet auch den größten Teil des „anthropogenen Lagers“ in Deutschland. Dieser Begriff bezeichnet den gesamten Bestand an Materialien, die Menschen für ihre Bauwerke, Infrastruktur und Gebrauchsgüter benötigen. 55 Prozent der Lagermassen sind im Gebäudebestand gebunden, das entspricht einem geschätzten Materialbestand von über 50 Milliarden Tonnen.

„Diese enorme Menge an gebundenen Ressourcen verdeutlicht, dass es dringend notwendig ist, von der herkömmlichen linearen Bauweise, bei der Materialien am Ende oft als Abfall enden, zu geschlossenen Stoffkreisläufen überzugehen, um diese Menge nicht noch weiter zu erhöhen“, so Maurer und ergänzt: „Nur so kann der Bausektor in Richtung Klimaneutralität transformiert werden.“ Konkrete Lösungen erarbeitet das Land derzeit gemeinsam mit Partnern aus Forschung und Praxis auch im Strategiedialog „Bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen“, den die Landesregierung im Jahr 2022 initiiert hat.

Zirkuläres Bauen ist kein Hexenwerk

Die LUBW zeigt mit ihrem Leitfaden „Zirkuläres Bauen erfolgreich umsetzen –  Ein praxisnaher Leitfaden für Entscheidungstragende, Bauverantwortliche und Planende“, wie das Prinzip in die Praxis umgesetzt werden kann. Auftraggeber, Planer, Architekten und politisch Verantwortliche erhalten mit dem Leitfaden fachliches Wissen, um den Bestandserhalt, Sekundärrohstoffeinsatz oder eine kreislaufgerechte Planung umzusetzen. Neben einer fundierten Darstellung der Kernaspekte des zirkulären Bauens – werden konkrete Schritte zur Umsetzung dargestellt. Good-Practice-Beispiele zeigen, was heute schon möglich ist. Direkt nutzbare Textbausteine für Ausschreibungen und Checklisten für unterschiedliche Akteure ergänzen das Angebot.

Ausschreibungsdateien in GAEB-Format und Checklisten als ausfüllbare PDF-Dateien werden auf der Internetseite des Innovationszentrums Zirkuläres Bauen bereitgestellt.

Qualifizierungskurs „Zirkuläres Bauen“ mit Architektenkammer

Die LUBW hat Zusammenarbeit mit der Architektenkammer Baden-Württemberg (AKBW) und der Zirkular GmbH, einem Fachplanungsbüro in Basel, einen Qualifizierungskurs ins Leben gerufen. Der Lehrgang „Zirkuläres Bauen“ bietet eine praxisnahe Weiterbildung für Fachkräfte aus der Bau- und Immobilienbranche. Ziel ist es, den Teilnehmenden die Relevanz, Potenziale und Herausforderungen des zirkulären Bauens nahezubringen und sie zu befähigen, Bauprojekte zirkulär zu planen und umzusetzen.

Der Kurs besteht aus fünf zweitägigen Modulen, die theoretische Grundlagen, Praxisbeispiele, Workshops und eine Exkursion beinhalten. Er richtet sich an Architektinnen, Architekten, Bauingenieurinnen, Bauingenieure und Fachkräfte der Bauwirtschaft, die ihre Kompetenzen im zirkulären Bauen erweitern möchten.

Mit zirkulärem Bauen EU-Vorgaben erfüllen

Seit dem Jahr 2022 verpflichtet die Europäische Union (EU) große Unternehmen in der EU-Taxonomie, über die Nachhaltigkeit ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten zu berichten. Die EU-Taxonomie ist ein Klassifizierungssystem, das festlegt, welche wirtschaftlichen Aktivitäten als ökologisch nachhaltig eingestuft werden können. Die Nachhaltigkeit wird anhand des Beitrags zu sechs Umweltzielen nachgewiesen, beispielsweise „Klimaschutz“ oder „Übergang zur Kreislaufwirtschaft“. In der Baubranche kann dieses Ziel etwa durch den Einsatz von wiederverwerteten oder wiederverwendbaren Materialien und der Option zur Rückbaubarkeit durch leicht demontierbare Bautechniken realisiert werden. Durch die Einführung der neuen Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sind ab dem Jahr 2025 zunehmend auch kleine und mittlere Unternehmen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet. Die Unternehmen haben mit der Berichtpflicht aber auch die Möglichkeit, ihre Maßnahmen im Bereich zirkuläres und nachhaltiges Bauen darzustellen.

Landesanstalt für Umwelt: Leitfaden „Zirkuläres Bauen erfolgreich umsetzen – Ein praxisnaher Leitfaden für Entscheidungstragende, Bauverantwortliche und Planende“

Weitere Meldungen

Mensa Wilhelmstraße Universität Tübingen Innen
Ernährung

Übergabe Mensa Wilhelmstraße an die Universität Tübingen

An einem Bahnhof stehen versetzt nebeneinander drei verschiedene Züge.
Schienenverkehr

Qualität des Zugverkehrs stabilisiert sich

Weg im ländlichen Raum
Flurneuordnung

Land fördert Flurneuordnung in Mudau-Reisenbach

Polizeibeamter sichert Spuren nach einem Einbruch
Polizei

Bekämpfung von Wohnungseinbrüchen

Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Prof. Barbara Traub, Vorstandsvorsitzende der IRG Württemberg, sowie Rami Suliman, Vorstandsvorsitzender der IRG Baden, unterzeichnen den Änderungsvertrag zum Staatsvertrag mit den Israelitischen Religionsgemeinschaften.
Staatsvertrag

Mehr Sicherheit für jüdisches Leben

Außenansicht des HdW
Kreativwirtschaft

Gewinner des Designpreises des Landes stehen fest

Eine Mitarbeiterin der Firma Lütze fertigt Bauteile für elektronische Steuerungen für Schienenfahrzeuge.
Weiterbildung

Land fördert Modernisierung der Bildungsakademie Singen

Blick in den Wald
Forst

Landesforstwirtschaftsrat fordert Änderungen an EUDR

Über der Tür an einem historischen Gebäude steht „Rathaus“.
Bürokratieabbau

Landtag beschließt weniger Bürokratie für Kommunen

Eine Hand tippt auf einer Tastatur.
Cybersicherheit

Effektive Cyberbündnisse für Unternehmen

Ministerin der Justiz und für Migration Marion Gentges sitzt vor einem Laptop.
Justiz

Digitalisierung der Zweiten juristischen Staatsprüfung

Thomas Bader
Verwaltung

Neue Leitung der Staatlichen Münzen

Eine Frau befestigt einen „Rauchen-Verboten“-Aufkleber an einer Scheibe (Bild: © dpa).
Gesundheit

Wettbewerb für rauchfreie Schulklassen startet wieder

Blick in die Heizzentrale in Schloss Hohentübingen
Klimaschutz

Neue Heizzentrale für das Schloss Hohentübingen

Die Kabinettsmitglieder sitzen am Kabinettstisch der Villa Reitzenstein.
Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 5. November 2024