Naturschutz

Klimawandel gefährdet Auerwild im Schwarzwald

Berechne Lesezeit
  • Teilen

„Der Klimawandel macht dem heimischen Auerwild schwer zu schaffen. Durch die verstärkte Anlage von Freiflächen im Wald schaffen wir die Grundlage für die Sicherung dieser für den Schwarzwald so typischen Waldvogelart“, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk.

Das Auerwild lege sich im Winter zum Schutz vor Fressfeinden Schneehöhlen an. Der Klimawandel sorge immer öfter dafür, dass entsprechende Schneemengen ausblieben. Viele Tiere würden so leichte Beute für Fuchs oder Habicht. Damit sei das Auerwild die erste Wildtierart in Baden-Württemberg, für die dokumentiert wäre, dass sie durch den Klimawandel massiv unter Druck gerate.

Zusätzlich setze das Freizeitverhalten der Bevölkerung dem Auerwild zu. Menschen, die zur Erholung zum Beispiel abseits der Wege quer durch die Wälder gingen, stellten einen zusätzlichen Stress für die scheuen Waldbewohner dar.

Experten hielten für das langfristige Überleben der Art im Schwarzwald mindestens 300 Auerhähne für notwendig. Derzeit würden etwas mehr als 200 Hähne gezählt.

„Zum Schutz des Auerwilds werden wir in den Hochlagen des Schwarzwaldes auf Waldflächen des Landesbetriebs ForstBW diesen Winter und in den folgenden Jahren im Rahmen des regulären Holzeinschlags verstärkt größere lichte Stellen schaffen. Damit verbessern wir die Lebensbedingungen der Tiere nachhaltig“, erklärte der Minister. In aufgelichteten Wäldern käme mehr Sonnenlicht und damit Wärme auf die Waldböden, was sich positiv auf das Nahrungsangebot der Tiere auswirke. Auerwild sei auf das Vorhandensein der Heidelbeere angewiesen, die von dem größeren Lichtangebot profitiere. Auch würde die Wärme die Aufzucht der Jungtiere begünstigen. Vor allem nasskalte Frühsommer führten bei den Küken zu großen Verlusten.

„Unsere Maßnahmen zum Schutz des Auerwildes greifen allerdings nur, wenn sie von allen am Wald beteiligten gesellschaftlichen Gruppen mitgetragen werden. Andere Waldbesitzer sollten in den betroffenen Regionen dem Beispiel von ForstBW folgen und ähnliche Waldstrukturen schaffen“, betonte Hauk. Auch müsse das Freizeitverhalten der Menschen in den Hochlagen des Schwarzwaldes Rücksicht auf die Belange des Auerwilds nehmen. So sei es wichtig, auf den Wegen zu bleiben und die Wälder nicht zu Unzeiten zu betreten.

Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) habe in Abstimmung mit der AG Raufußhühner (AGR) 2008 einen ‚Aktionsplan Auerhuhn‘ entwickelt, der für all die beschriebenen Handlungsfelder Ziele und Maßnahmen vorgebe. Dieser deutschlandweit beispielgebende Plan schreibe konkret und flächenscharf Handlungsempfehlungen zum Schutz des Auerwildes vor.

Auerwild

Das Auerwild wird häufig als der Charaktervogel des Schwarzwaldes angesehen. Es teilt seinen Lebensraum in den Hochlagen mit einer Vielzahl an seltenen Tier- und Pflanzenarten: Gebiete mit Auerhuhnvorkommen weisen eine hohe biologische Vielfalt auf. Jedes Frühjahr werden die balzenden Hähne im Schwarzwald von Jägern, Förstern und Ornithologen gezählt. Dadurch konnte im Frühjahr 2016 festgestellt werden, dass die Zahl der Auerhähne auf nur noch 206 zurückgegangen ist. Diese leben auf einer Fläche von 45.000 Hektar.

Im Jahr 2008 wurde der „Aktionsplan Auerhuhn“ in Gang gesetzt, der die Erhaltung einer überlebensfähigen Population an Auerwild im Schwarzwald zum Ziel hat. Dieser Plan beinhaltet konkrete Maßnahmen und klar abgegrenzte Flächen, auf denen die Umsetzung stattfinden soll. Dabei geht es beispielsweise um eine Reduzierung der Störeinflüsse durch erholungssuchende Menschen – Wanderer, Mountainbiker, Schneeschuhläufer und andere Freizeitaktive sollten sich an ausgewiesene Strecken und Wildruhegebiete halten. Hier sind die Gemeinden und Entwickler von touristischen Angeboten besonders gefordert. Auch eine verstärkte Bejagung der Fressfeinde, insbesondere des Fuchses, ist Teil des Konzeptes. Der Landesjagdverband engagiert sich in diesem Bereich besonders und erhöht die Akzeptanz der Maßnahmen durch die Werbung für eine sinnvolle Verwendung der Fuchsfelle.

Die wichtigsten Aktivitäten des Planes zielen aber darauf, den Lebensraum der Auerhühner zu verbessern. Dies ist aber nur durch eine Integration in die aktuelle Bewirtschaftung der Wälder möglich, da die sehr großen Flächen (50.000 Hektar) und die natürliche Walddynamik ein Konzept des gleichzeitig „Holz Nutzens“ und „Lebensraum Schützens“ erfordern. Das Land Baden-Württemberg hat sich verpflichtet, die Vorgaben des Aktionsplans im Staatswald umzusetzen.

Durch den aktuell besonders starken Rückgang der Auerhuhnpopulation wird in den kommenden Monaten und Jahren eine „Freiflächen Kampagne“ für den Staatswald gestartet, um im Wald Lücken und Freiflächen zu schaffen. Damit dies nicht isoliert erfolgt, werden Anstrengungen unternommen, auch die anderen Waldbesitzer zur Mitwirkung zu gewinnen. Gleichzeitig sollen auch die anderen Aktivitäten (z. B. Fuchsbejagung, Lenkung der Freizeitaktivitäten u. a.) mit dieser Kampagne abgestimmt werden. Um dieses sicherzustellen, stimmt die aus Vertretern des Grundbesitzes, der Jagd, des Naturschutzes und der Gemeinden zusammengesetzte Arbeitsgruppe Raufußhühner diese Aktivitäten ab und bereitet die Evaluation des Aktionsplans im Jahr 2018 vor.

Waldwissen: Aktionsplan Auerhuhn Schwarzwald

Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz: Wald

ForstBW

Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg

Weitere Meldungen

Apfelbäume stehen auf einer Streuobstwiese (Foto: dpa)
Naturschutz

Tag der Streuobstwiese und Tag des Baumes

Kühe grasen auf einer Weide unterhalb der Kopfkrainkapelle in Simonswald.
Ökolandbau

Land verlängert Förderung für fünf Bio-Musterregionen

Ein Fahrradfahrer fährt in der Nähe von Tübingen in Baden-Württemberg auf einem Feldweg. (Bild: dpa)
Ländlicher Raum

Startschuss für Flurneuordnung Rosengarten (Ebertal)

Verleihung des Landesnaturschutzpreises 2024 im Neuen Schloss in Stuttgart
Naturschutz

Landesnaturschutzpreis 2024 verliehen

Eine Biene zieht Nektar aus einer gelben Wiesenblume.
Biodiversität

Bewerbungsstart für „Baden-Württemberg blüht“

Neue Nationalparkleitung: Dr. Britta Böhr (links) und Berthold Reichle (rechts)
Nationalpark

Neue Leitung des Nationalparks Schwarzwald

Wolf
Artenschutz

Totes Tier im Landkreis Konstanz vermutlich Wolf

Ein Traktor mäht  in Stuttgart eine Wiese, im Hintergrund sieht man den Fernsehturm. (Bild: dpa)
Landwirtschaft

Ministerrat beschließt Erosionsschutzverordnung

Kabinettssitzung in der Villa Reitzenstein in Stuttgart
Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 18. März 2025

Wanderer gehen bei Reichelsheim durch den herbstlichen Odenwald (Hessen).
Forst

Waldnaturschutzkonzeption 2030 vorgestellt

Kühe stehen auf einer Wiese (Bild: © Franziska Kraufmann/dpa)
Landwirtschaft

Optimierung von landwirtschaftlichen Förderprogrammen

Luchs (Foto: © dpa)
Forst

Luchs auf A98 bei Binzen überfahren

Logo des Förderwettbewerbs „Natur nah dran“. (Bild: NABU Baden-Württemberg)
Naturschutz

Weitere Förderung für Blüh- und Grünflächen

Eine Frau sammelt in einem Wald Bärlauchblätter ein, die den Waldboden fast komplett bedecken. (Bild: dpa)
Verbraucherschutz

Wichtige Hinweise zum Sammeln von Bärlauch

Landwirtschaft

30 Jahre deutsch-französische Kooperation in der Landwirtschaft