Zusammenhalt

Gesellschaftlicher Zusammenhalt hat unter Corona-Pandemie gelitten

Kreisdiagramm mit drei Feldern Verbundenheit, soziale Beziehungen und Gemeinwohlorientierung
Handout zur Studie „Gesellschaftlicher Zusammenhalt in Baden-Württemberg 2022“
Tabelle Gesamtindex für Zusammenhang in Baden-Württemberg von 2017 bis 2022
Handout zur Studie „Gesellschaftlicher Zusammenhalt in Baden-Württemberg 2022“
Balkendiagramm zur subjektiven Wahrnehmung des Zusammenhalts von 2017 bis 2022
Handout zur Studie „Gesellschaftlicher Zusammenhalt in Baden-Württemberg 2022“
Schaubild zu Bevölkerungsgruppen und deren Wahrnehmung des Zusammenhalts
Handout zur Studie „Gesellschaftlicher Zusammenhalt in Baden-Württemberg 2022“
Tabelle zu Potential für Glauben an Verschwörungstheorien in der Bevölkerung für 2020
Handout zur Studie „Gesellschaftlicher Zusammenhalt in Baden-Württemberg 2022“
Balkendiagramm zur Wahrnehmung Jüngerer in der Zeit der Corona-Pandemie
Handout zur Studie „Gesellschaftlicher Zusammenhalt in Baden-Württemberg 2022“
Mengenangaben zur Bewertung Jüngerer über ihre allgemeine Lebenssituation
Handout zur Studie „Gesellschaftlicher Zusammenhalt in Baden-Württemberg 2022“
Liste von Handlungsempfehlungen für mehr Zusammenhalt in der Gesellschaft
Handout zur Studie „Gesellschaftlicher Zusammenhalt in Baden-Württemberg 2022“

Eine vom Sozialministerium unterstützte Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt, wie sich der gesellschaftliche Zusammenhalt während der Corona-Pandemie verändert hat und wie unterschiedliche Bevölkerungsgruppen diesen erleben.

Ob es das Integrationsmanagement ist, die Quartiersstrategie, Kurzzeitpflege oder Gleichstellungsfragen – wie wichtig Gesellschaftspolitik auch und gerade im Land ist, zeigt eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung, die mit Unterstützung des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration durchgeführt wurde. Die Wissenschaftler erforschten den Zusammenhalt der Gesellschaft während der Corona-Pandemie.

Und dieser ist laut ihrer Studie in Baden-Württemberg deutlich gesunken: Insgesamt ist der Index für Zusammenhalt, der auf einer Skala von 0 bis 100 aufgeführt wird, von 2019 bis zum Jahreswechsel 2021/2022 deutlich von 64 auf 54 Punkte gefallen. „Die Studie zeigt uns, wo die inneren Strukturen unserer Gesellschaft schwächeln, und sie gibt Rückschlüsse darauf, was wir tun müssen, um unsere Gesellschaft krisenfester zu machen“, sagte Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha anlässlich der Vorstellung der Studie am Mittwoch, 21. September 2022, in Stuttgart. Besonders betroffen sind demnach Alleinerziehende, chronisch Kranke oder Menschen mit geringerer Bildung, geringem Einkommen und ohne Arbeitsplatz.

Autoren der Studie zu den gewonnenen Erkenntnissen

Prof. Dr. Klaus Boehnke von der Jacobs University Bremen und einer der Autoren der Studie: „Dass sich jetzt so gravierende Veränderungen abzeichnen, ist beunruhigend. Es ist ein deutliches Signal an die Politik, deren Aufgabe darin besteht, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass die Gesellschaft sich nicht spaltet und alle Menschen gute Lebenschancen und Perspektiven haben.“

Dr. Kai Unzicker von der Bertelsmann Stiftung und ebenfalls Co-Autor der Studie ergänzte: „Die Pandemie hat in allen Dimensionen von Zusammenhalt Spuren hinterlassen: Die sozialen Beziehungen der Menschen zueinander sind geschwächt und die Offenheit für Vielfalt ist zurückgegangen. Heute sagen 24 Prozent, man könne sich auf niemanden mehr verlassen. Vor der Pandemie sagten dies nur knapp neun Prozent. Auch die Identifikation mit dem Gemeinwesen ist zurückgegangen. Nur noch etwas mehr als die Hälfte der Befragten fühlen sich mit Wohnort oder Bundesland verbunden. Die Studie zeigt auch Rückgänge beim Vertrauen in Institutionen, bei der Anerkennung sozialer Regeln und bei der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.“

Unterschiedliche Wahrnehmung bei bestimmten Bevölkerungsgruppen

In besonderem Maße seien zwischen 2019 und 2021/2022 die Identifikation mit dem Gemeinwesen sowie Solidarität und Hilfsbereitschaft zurückgegangen. Dennoch erlebten nicht alle Bevölkerungsgruppen den Zusammenhalt auf gleiche Art und Weise: Frauen, Personen mit geringerer formaler Bildung, Arme und Angehörige der unteren Mittelschicht, Nicht-Erwerbstätige, Alleinerziehende, chronisch Kranke, aber auch Menschen mit Migrationshintergrund und nicht zuletzt die Altersgruppe der 45- bis 65-Jährigen: Sie alle nehmen den Zusammenhalt – zum Teil deutlich schwächer wahr als der Durchschnitt der Bevölkerung. Jüngere, höher Gebildete und Menschen auf dem Land weisen dagegen aktuell noch das stärkste Vertrauen in ihre Mitmenschen auf und erleben den Zusammenhalt insgesamt als relativ positiv.

Was die Lage der Jugend angeht, so sind mehr als 40 Prozent der Befragten zwar der Auffassung, die Situation in der Wohngegend habe sich in der Pandemie für Jugendliche verschlechtert. Die Lebenszufriedenheit junger Menschen ist dennoch höher als bei älteren Menschen, und sie blicken trotz allem optimistischer als Ältere in die Zukunft. Obwohl sie sich in der Corona-Hochzeit von der Politik vernachlässigt gefühlt haben, empfinden junge Menschen den gesellschaftlichen Zusammenhalt insgesamt als weniger gefährdet.

Studie gibt Hinweise zu Handlungsfeldern

„Für mich ist klar: Wir müssen benachteiligte Bevölkerungsgruppen noch mehr stärken, wir müssen noch mehr tun“, betonte Minister Lucha. „Das muss in den Quartieren beginnen, in den kleinteiligen Versorgungs- und Sorgegemeinschaften. Denn dort finden Zusammenhalt und Teilhabe unmittelbar statt.“ Die Quartiersstrategie des Landes „Quartier 2030 – Gemeinsam.Gestalten.“ setze hier an, aber auch das „Innovationsprogramm Pflege“, das vor allem die Kurzzeitpflege stärkt und in das seit 2019 mehr als elf Millionen Euro geflossen sind.

Angesichts der Ergebnisse betonte Lucha auch die Bedeutung des Ehrenamts: „Wir müssen auf allen Ebenen an einer besseren Anerkennung und langfristigen Wertschätzung des Ehrenamts arbeiten. Dazu werden wir eine Ehrenamtskarte einführen und diese im nächsten Jahr mit Modellversuchen in mehreren Stadt- und Landkreisen erproben“, kündigte er an.

Für gesellschaftlichen Zusammenhalt sei auch die medizinische Versorgung wichtig. „Gerade im ländlichen Raum müssen wir eine gute, bedarfsgerechte medizinische Versorgung sicherstellen, keine und keiner darf sich abgehängt fühlen“, ist der Minister überzeugt. „Mit unserem Landärzteprogramm, der Landarztquote beim Medizinstudium und Initiativen zum Ausbau der sektorenübergreifenden Versorgung stellen wir hier für die Zukunft die Weichen.“

Kindergrundsicherung endlich umzusetzen

Das gelte auch für die Bereiche Gleichstellung, Integration und Antidiskriminierung. „Wir arbeiten an einer umfassenden Gleichstellungsstrategie und am Kampf gegen häusliche Gewalt: So haben wir die Haushaltsmittel zur Förderung von Beratungsstellen und zur Verbesserung der Situation gewaltbetroffener Frauen und Kinder seit 2017 versechsfacht auf derzeit 10,7 Millionen Euro. Und wir unterstützen Kommunen bei ihren Integrationsaufgaben: 2017 hatten wir mit den Kommunen den Pakt für Integration geschlossen und dafür seit 2017 jährlich bis zu 70 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.“ Lucha nannte auch die Landes-Antidiskriminierungsstelle (LADS), die das Land im November 2018 eingerichtet hatte.

Mit Blick auf die Zukunft gelte es nun, beispielsweise die Kindergrundsicherung endlich umzusetzen. „Ich trete dafür seit Jahren ein und freue mich deshalb sehr über die Ankündigung der Bundesfamilienministerin, im kommenden Jahr einen entsprechenden Gesetzentwurf vorzulegen. Nötig ist ein vom Kind aus gedachtes Gesamtkonzept gegen Kinderarmut und zur Beseitigung ihrer Folgen“, so der Minister. „Auch in Baden-Württemberg stellen wir uns der Verantwortung und bauen die Präventionsnetzwerke gegen Kinderarmut flächendeckend aus. Bis 2030 soll es Netzwerke in allen Kreisen geben.“

Der Minister sagte abschließend: „Für mich sind die Zahlen und Hinweise der Studie der Bertelsmann Stiftung Ansporn: Wir müssen und wollen noch mehr dafür tun, damit die Menschen in Baden-Württemberg gute Lebenschancen und Zukunftsperspektiven haben.“

Handout zur Studie „Gesellschaftlicher Zusammenhalt in Baden-Württemberg 2022“ (PDF)

Studie „Gesellschaftlicher Zusammenhalt in Baden-Württemberg 2022“ – Langfassung

Studie „Gesellschaftlicher Zusammenhalt in Baden-Württemberg 2022“ – Kurzbericht

Bertelsmann Stiftung: Gesellschaftlicher Zusammenhalt in Baden-Württemberg 2022

Weitere Meldungen

Ein Schild mit der Aufschrift "Universitätsklinikum" steht in Mannheim an einer Einfahrt zum Universitätsklinikum.
  • Krankenhausreform

Kartellamt gegen Zusammenschluss der Uniklinika Heidelberg und Mannheim

ELR Gemeinde
  • Ländlicher Raum

ELR fördert unterjährig 129 Projekte

Drei Kinder stehen lachend um ein Spielgerät beim Klosterpark Adelberg.
  • Familie

Mit dem Landesfamilienpass in die Sommerferien starten

Ein Maurer arbeitet mit Zement und Mörtel an einer Ziegelwand.
  • Baurecht

Bauen schneller und einfacher machen

Datenarbeit und Tablet, Laptop mit Architekturprojekt auf der Baustelle am Schreibtisch im Büro.
  • Raumordnungsplanung

Planungsverfahren effizienter und flexibler machen

Eine Doktorandin aus Venezuela arbeitet im Labor. (Bild: © dpa)
  • Fachkräfte

Neue Landesagentur für Fachkräftezuwanderung

In einer braunen Biomülltonne liegen Lebensmittel.
  • Ernährung

Challenge zur Lebensmittelrettung startet

Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Gouverneur Yuji Kuroiwa zeigen die unterzeichnete Gemeinsame Absichtserklärung zwischen Baden-Württemberg und Kanagawa.
  • Internationale Zusammenarbeit

Weitere Kooperation mit Kanagawa

Auf der Bühne wird eine Konfetikannone gezündet.
  • Sonderpädagogik

Preisverleihung des Wettbewerbs „Zauberhaft“

Polizist der Polizei Baden-Württemberg kontrolliert den Verkehr.
  • Polizei

Zweite Aktionswoche der Verkehrssicherheit gestartet

Stethoskop vor farbig eingefärbtem Kartenumriss von Baden-Württemberg mit Schriftzug: The Ländarzt - Werde Hausärztin oder Hausarzt in Baden-Württemberg
  • Gesundheitsberufe

Auswahlverfahren für Landarztquote abgeschlossen

Eine auf Demenzkranke spezialisierte Pflegerin begleitet eine ältere Frau.
  • Pflege

Innovationsprogramm Pflege 2024 gestartet

Kinder beim Schwimmunterricht.
  • Sport

Schwimm-Programme ausgebaut

Das Logo des Projekts „Handel 2030“.
  • Stadtentwicklung

Förderung regionaler Innenstadtberater

Gruppenfoto von Grundschülerinnen und -schülern auf der Bühne in einem Veranstaltungssaal
  • Schule

Kinderkongress zur Ganztagsbetreuung

Gruppenbild mit den Gewinnerinnen und Gewinnern des Schülermedienpreises 2024
  • Medienbildung

Schülermedienpreis 2024 verliehen

Eine asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) sitzt auf einem Finger und sticht zu.
  • Gesundheit

Stechmücken-Saison hat begonnen

Gärtnerhaus in Gemmingen
  • Städtebau

Ortszentrum erfolgreich saniert

Kinder sitzen im Unterricht an Computern.
  • MINT-BERUFE

Abschlussveranstaltung von „Girls´ Digital Camps“

Innenminister Thomas Strobl und Stuttgarter Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper umgeben von Personen vor einem Hubschrauber der Luftrettung.
  • Polizei

Blaulichttag in Stuttgart

Ein Student im Praktischen Jahr am Universitätsklinikum Heidelberg spricht mit einem Patienten.
  • Gesundheit

Schnellere Anerkennungs­verfahren gefordert

Ministerin der Justiz und für Migration Marion Gentges und Donata Apelt-Ihling
  • Auszeichnung

Bundesverdienstkreuz für Donata Apelt-Ihling

Eine Professorin steht beim Unterricht vor Studentinnen und Studenten.
  • Hochschule

Studie zu Gehaltsunterschieden an Hochschulen veröffentlicht

Ein altes Stadtgebäude wurde saniert und aufgestockt, um mehr Wohnraum zu schaffen.
  • Wohnraumoffensive

Neue Beratungsgutscheine für Kommunen

Die Kabinettsmitglieder sitzen am Kabinettstisch der Villa Reitzenstein.
  • Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 2. Juli 2024