Bioökonomie

Forschungsanlagen für bio-basierte Materialien und Produkte eingeweiht

Fibers 365

In Lenningen wird eine „Steam-Explosion-Forschungsanlage“ und weitere Pilotanlagen zur Naturstoffverarbeitung eingeweiht. So können durch innovative Methoden Verpackungen, Teller und Grundstoffe für die chemische Industrie aus Stroh entstehen.

„Erneuerbare Rohstoffe aus der Land- und Waldwirtschaft können regional bereitgestellt werden und leisten einen wichtigen Beitrag zu unserer Versorgungssicherheit. Durch die Nutzung regionaler nachwachsender Roh- und Reststoffe sowie der Entwicklung umweltfreundlicher Prozesse wird der Weg für eine zukunftsfähige Wertschöpfungskette vom Feld bis zum Kunden bereitet. Ich freue mich daher heute die Gelegenheit zu haben die weltweit einzigartige ‚Steam-Explosion-Pilotanlage‘ von ‚Fibers365‘ sowie die neuen Pilot- und Demonstrationsanlagen der Hochschule der Medien Stuttgart in Lenningen, auf dem traditionsreichen Gelände der ehemaligen Papierfabrik Scheufelen, einweihen zu können“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, am Mittwoch, 7. Dezember 2022, in Lenningen.

Innovationscampus in Lenningen

Am sogenannten Bio2Value Campus in Lenningen arbeiten interdisziplinäre Forschergruppen der Hochschule für Medien Stuttgart (HdM) und weiteren Hochschulen Hand in Hand mit kreativen Unternehmen an der Entwicklung von innovativen bio-basierten Materialien und Produkten.

Sämtliche Prozessschritte vom Biomasseaufschluss bis zum Endprodukt können dort entwickelt, getestet, durchgeführt und optimiert werden. Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz fördert am Standort Lenningen im Rahmen der Umsetzung der „Landesstrategie Nachhaltige Bioökonomie“ insgesamt acht Einzel- und Verbundvorhaben. Inzwischen stehen neben der multifunktional nutzbaren Dampfaufschlussanlage („Steam-Explosion-Anlage“), verschiedenste Maschinen, Anlagen sowie hochmoderne Analysegeräte, etwa ein Hochleistungs-Flüssigkeitschromatograph (HPLC) zur Unterstützung der Biopolymerentwicklung zur Verfügung. „Es ist wichtig einen solchen Anlagenpark und ein Team, dass diese Infrastruktur zu nutzen weiß, bei uns in Baden-Württemberg zu haben. Denn Produkte aus Naturfasern sind echte Allround-Talente und werden nicht nur in der Verpackungs- und Bekleidungsindustrie eingesetzt, sondern auch in der Land- und Forstwirtschaft als Geotextilien, in der Umwelt- und Energietechnik, im Sport- und Freizeitbereich, sowie im Fahrzeug- und Leichtbau“, unterstrich Minister Hauk.

Wertschöpfung mit Zukunft und Klimaschutz

Bei „Fibers365“ liegt der Fokus auf Ausgangsmaterialien, die als Nebenprodukt aus der Nahrungsmittelproduktion stammen (zum Beispiel Getreidestroh) oder nicht mit der Lebensmittelproduktion im Wettbewerb stehen. Mithilfe der Dampfaufschlussanlage („Steam-Explosion-Anlage“) wird regional verfügbare Biomasse in ihre Einzelbestandteile aufgetrennt, mit dem Ziel diese Bestandteile (Fasern, Lignin, Zucker, Säuren, et cetera) industriell nutzbar zu machen.

Die Bandbreite der möglichen Ausgangsmaterialien ist weit und geht von Ernteresten aller Art über Faserpflanzen wie Hanf und Flachs, bis zu Landschaftspflegematerial, wie Rohrkolben oder Schilf. Die Verarbeitung von Einjahrespflanzen zu bio-basierten Wertstoffen hat den Vorteil, dass der in den Pflanzen enthaltene und durch Herstellung und Verbrauch der Produkte freigesetzte Kohlenstoff, durch die Pflanzen innerhalb weniger Monate aus der Atmosphäre zurückgewonnen und in der Biomasse fixiert wird.

„Die Kohlenstoffkreisläufe können auf diese natürliche Weise in sehr kurzer Zeit geschlossen werden. Genau das muss uns gelingen, wenn wir unsere Klimaschutzziele erreichen wollen. Hierfür brauchen wir auch eine Rohstoffwende hin zu erneuerbaren und kreislauffähigen Rohstoffen und Materialen. Die Nutzung von Roh- und Reststoffen aus der Land- und Waldwirtschaft ist für die Entwicklung neuer funktionaler Materialien ein Zukunftsfeld“, betonte Minister Hauk.

Leuchttürme der Bioökonomie – Neuer Standort für das Technikum Laubholz

„Mit Innovationsgeist und Forschung lässt sich regional verfügbare Biomasse aus der Land- und Waldwirtschaft in nachhaltige Baustoffe, zukunftsfähige Werkstoffe und als Alternative für viele andere, bislang erdölbasierte, Produkte nutzen. In Lenningen entsteht gerade ein Sprungbrett für bioökonomische Innovationen. Wer in diesem Innovationsfeld etwas bewegen möchte, ist hier genau richtig. Neben dem Technikum Laubholz, das künftig am Standort Göppingen ressortiert, haben wir in Lenningen einen weiteren Leuchtturm der bio-basierten Kreislaufwirtschaft in und aus Baden-Württemberg“, sagte Minister Hauk.

Am Rande des Besuches in Lenningen gab Minister Peter Hauk bekannt, dass sich das Technikum Laubholz mit hoher Geschwindigkeit entwickle, sodass am bisherigen Interimsstandort in Blaubeuren nicht mehr ausreichend Raum zur Verfügung gestellt werden konnte. Daher hat sich das Technikum Laubholz in enger Abstimmung mit dem Aufsichtsrat dazu entschlossen, den nächsten Schritt zu wagen und in freiwerdende Gebäude und Hallen des Schuler-Geländes in Göppingen zu ziehen. Der Umzug wird bereits bis Ende des Jahres 2022 abgeschlossen sein. Die ersten Pilotanlagen werden bereits im zweiten Quartal 2023 in Göppingen in Betrieb gehen können. Die gemieteten Labore in Blaubeuren werden weiterhin genutzt. „Mit dieser Entscheidung ist die weitere Entwicklung des Technikum Laubholz für die nächsten fünf Jahre gesichert“, so Minister Hauk.

Das innovative Konzept der Fibers365 wurde zuletzt von einer Fachjury für den Innovationspreis Bioökonomie Baden-Württemberg 2022 vorgeschlagen und von Herrn Minister Hauk ausgezeichnet.

Technikum Laubholz

Das Technikum Laubholz ist eine außeruniversitäre Einrichtung der Spitzenforschung. Es wurde im Jahr 2020 auf Initiative des Landes Baden-Württemberg mit dem Ziel gegründet, Erkenntnisse der Grundlagenforschung beschleunigt zur Industriereife zu führen. Im Mittelpunkt aller Bemühungen steht die wertschöpfende Verwendung von Holz und vor allem von Laubholz. Mit der Arbeit am Technikum Laubholz werden die Bemühungen des Landes Baden-Württemberg zur beschleunigten Umsetzung der gesetzten Ziele der Bioökonomie unterstützt. Schwerpunkt ist die beschleunigte biologische Transformation industrieller Fertigung.

Interdisziplinäre Teams arbeiten hierfür in mittlerweile vier Forschungsfeldern. Im Endausbau der Einrichtung werden acht Forschungsfelder mit international anerkannter Expertise zur Verfügung stehen. Die Entwicklungen am Technikum Laubholz werden aus öffentlichen Zuwendungen, Drittmitteln, Lizenzerlösen und den Erlösen von Ausgründungen finanziert.

Bioökonomie Baden-Württemberg

Weitere Meldungen

Ein Schild mit der Aufschrift "Universitätsklinikum" steht in Mannheim an einer Einfahrt zum Universitätsklinikum.
  • Krankenhausreform

Kartellamt gegen Zusammenschluss der Uniklinika Heidelberg und Mannheim

Hühnerstall
  • Baurecht

Mobile Geflügelställe benötigen bald keine Baugenehmigung mehr

Ein Mann joggt entspannt und gut gelaunt über eine Straßenkreuzung in einem Wohngebiet. Parallel zu ihm fahren Radfahrerinnen und Radfahrer an ihm vorbei.
  • Fuss- und Radverkehr

Neue Rad- und Fußgängerbrücke in Heidelberg

ELR Gemeinde
  • Ländlicher Raum

ELR fördert unterjährig 129 Projekte

Minister Hermann steht vor einem Gleis, das vom Unwetter zerstört wurde.
  • Verkehr

Neue Förderregeln für Infrastruktur der Kommunen

Eine Laborantin untersucht Lebensmittel im Chemischen- und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart. (Foto: © dpa)
  • Verbraucherschutz

Jahresbericht der Lebensmittelüberwachung

Das Logo von Invest BW
  • Invest BW

Förderaufruf zu Klimaschutz und Digitalisierung

Minister Peter Hauk (2. von rechts) erhält den Ehrenpreis der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald
  • Forst

Hauk erhält Ehrenpreis für Verdienste um den Wald

Typischer Grauammer-Lebensraum in strukturreicher Agrarlandschaft
  • Naturschutz

Bewerbungen für Naturschutz­projekte ab sofort möglich

Ein Maurer arbeitet mit Zement und Mörtel an einer Ziegelwand.
  • Baurecht

Bauen schneller und einfacher machen

Datenarbeit und Tablet, Laptop mit Architekturprojekt auf der Baustelle am Schreibtisch im Büro.
  • Raumordnungsplanung

Planungsverfahren effizienter und flexibler machen

Schülerlotse geht mit Schulkindern über Zebrastreifen
  • Fußverkehr

Schulwege bei Fußverkehrs-Checks 2024 im Fokus

Ein Mitarbeiter des Generallandesarchivs Karlsruhe nimmt eine Akte aus einem Regal.
  • Forschung

Rechtsextremismus erforschen und dokumentieren

Bleichheim
  • Ländlicher Raum

Bleichheim erhält Europäischen Dorferneuerungspreis 2024

Muster für die AzubiCard Baden-Württemberg
  • Ausbildung

AzubiCard nun auch als digitale Karte

Säue schauen durch die Absperrung eines Stalles auf einem Bauernhof. (Bild: © dpa)
  • Afrikanische Schweinepest

Maßnahmen zur Biosicherheit konsequent einhalten

Die Kabinettsmitglieder sitzen am Kabinettstisch der Villa Reitzenstein.
  • Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 23. Juli 2024

Schülerinnen und Schüler heben im Schulunterricht die Hände.
  • Bildung

Landesregierung bringt Bildungsreform auf den Weg

Landstromversorgung von Containerschiffen
  • Schifffahrt

Ökostrom-Anschlüsse für den Hafen Kehl

Die Hand einer jungen Frau hält eine Energiesparlampe, darin ist eine kleine Pflanze.
  • Grüne Technologien

Startschuss für Plattform „GreenTech BW“

Logo Umweltpreis 2024 mit Schriftzug Nominierung
  • Nachhaltigkeit

18 Unternehmen für den Umweltpreis 2024 nominiert

Schülerinnen an Tafel
  • Volksbegehren

Zulassung des Volksbegehrens „G9 jetzt! BW“ abgelehnt

Anzeigetafel mit Abfahrtszeiten von Zügen an einem Bahnhof.
  • Schienenverkehr

Baden-Württemberg definiert den Fahrplan der Zukunft

Kühe auf der Weide
  • Landwirtschaft

Tierhaltungskennzeich­nungsgesetz umgesetzt

Visualisierung MINT Internat von Innen, Aula
  • Vermögen und Bau

Internats- und Schulgebäude für MINT-Exzellenzgymnasium