Forst

Ergebnisse der vierten Bundeswaldinventur

Die Ergebnisse der vierten Bundeswaldinventur zeigen, dass die Wälder in Baden-Württemberg vielfältiger und laubbaumreicher geworden sind.

Lesezeit: 8 Minuten
  • Teilen
  •  
Wald (Bild: © Archiv ForstBW - Fotografin Ulrike Klumpp)

„Die Extern: Ergebnisse der vierten Bundeswaldinventur (Öffnet in neuem Fenster) sind eine wichtige Grundlage, um die Extern: nachhaltige Forstwirtschaft (Öffnet in neuem Fenster) weiterzuentwickeln und um die notwendigen politischen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Die Bilanz zeigt, dass der Extern: Klimawandel (Öffnet in neuem Fenster) zunehmend seine Spuren hinterlässt. Aber auch, dass wir in Baden-Württemberg, insbesondere mit der bei uns praktizierten nachhaltigen Waldwirtschaft, auf einem guten Weg sind und die richtigen Maßnahmen angepackt haben. Wir machen den Extern: Wald (Öffnet in neuem Fenster) widerstandsfähiger und erhöhen seine Extern: Biodiversität (Öffnet in neuem Fenster). Der Waldumbau schreitet voran. Auf 88 Prozent der Landesfläche finden wir heute Mischwälder, ein Anstieg um 20 Prozent in den letzten 35 Jahren. Klimalabile Fichtenwälder haben im selben Zeitraum um rund zwölf Prozent abgenommen, damit auch das Risiko. Diese Erfolge sind nicht nur das Ergebnis langfristigen Engagements unserer Waldbesitzerinnen, Waldbesitzer und Forstleute, sondern auch eines liberalen Extern: Landeswaldgesetzes (Öffnet in neuem Fenster), das den Bewirtschaftern Freiheiten lässt, ihnen Angebote macht, sie unterstützt und motiviert“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, anlässlich der Veröffentlichung der Ergebnisse der vierten Bundeswaldinventur.

„Wälder sind langlebige Ökosysteme, die sich in sehr langen Zeiträumen langsam entwickeln. Der rasch verlaufende Klimawandel überfordert diese natürliche Anpassungsfähigkeit. Daher unterstützen die Waldbewirtschafter und passen die Wälder an. Der Umbau labiler Fichtenwälder in den letzten 35 Jahren im Umfang von rund 160.000 Hektar ist eine enorme Leistung. Dies entspricht einem jährlichen Waldumbau von rund 4.500 Hektar oder mehr als 6.000 Fußballfeldern. Wir brauchen jedoch auch weiterhin einen langen Atem und müssen die Waldbesitzer und Forstleute langfristig unterstützen“, stellt Forstminister Hauk fest.

Intensive und landesweite Datenerhebungen

„Nachhaltige Waldnutzung braucht gute Daten. Nur wer weiß, wie die Wälder im Detail aussehen, kann die richtigen Entscheidungen treffen. Das gilt für den Forstbetrieb ebenso wie für die Waldpolitik. Daher freuen wir uns heute nach intensiven, landesweiten Datenerhebungen und monatelanger Auswertung die aktuellen Ergebnisse der Bundeswaldinventur 2022 präsentieren zu können. Im Verbund mit den vielen Monitoringsystemen, die die Extern: Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) (Öffnet in neuem Fenster) kontinuierlich in Baden-Württemberg unterhält, ergibt sich mit dieser als ‚Mutter aller Waldinventuren‘ geltenden systematischen Vermessung der Bäume ein dichtes Bild unserer Wälder im Land, von deren Risiken und Potenzialen“, sagte Ulrich Schraml, Direktor der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg.

Georg Schirmbeck, Präsident des Extern: Deutschen Forstwirtschaftsrates (Öffnet in neuem Fenster) betont: „Das Extern: Thünen-Institut (Öffnet in neuem Fenster) hat ausgerechnet, dass die Anpassung der Wälder an den Klimawandel in den nächsten 30 Jahren einen Kapitalbedarf von über 14 Milliarden Euro verlangen. Diese erheblichen Kosten können nur bewältigt werden, wenn sowohl der Bund als auch die Länder ihre Unterstützung bereitstellen. Das Extern: Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (Öffnet in neuem Fenster) kann lediglich eine Ergänzung zum bestehenden und allgemein anerkannten Extern: Förderprogramm Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) (Öffnet in neuem Fenster) darstellen. Zudem muss der Bund wieder in die Waldforschung investieren und dafür Mittel dauerhaft und verlässlich bereitstellen.“

Staatswald befindet sich auf dem richtigen Weg

Max Reger, Vorstandsvorsitzender von Extern: ForstBW (Öffnet in neuem Fenster) erklärt: „Die Ergebnisse der Bundeswaldinventur zeigen, dass wir uns im Staatswald auf dem richtigen Weg befinden. ForstBW geht entsprechend seines öffentlichen Auftrags mit gutem Beispiel voran“.

Gerade den Anteil an naturnahen und sehr naturnahen Wäldern hebt Max Reger besonders hervor. Im Staatswald ist die tägliche Arbeit der Försterinnen und Förster bereits seit mehreren Jahrzehnten auf die Pflege und den Erhalt struktur- und artenreiche Wälder ausgerichtet, so der Vorstandsvorsitzende. „Solche gut strukturierten Bestände sind zugleich klimaangepasst, sie gewährleisten, dass wir auch in Zukunft multifunktionale Wälder in Baden-Württemberg haben. Diese liefern nicht nur den wertvollen Rohstoff Holz, oder dienen als Lebensraum für viele tausend Tiere, Pflanzen und Pilze, sondern auch als Erholungsraum für die Bevölkerung, Wasserspeicher, Klimamanager und vieles mehr.“ Zudem findet man überall zahlreiche Biotopbäume in den Staatswäldern Baden-Württembergs. „Wir führen ganz konkret den Nachweis, dass es gelingt, Waldwirtschaft, Klimaschutz und Naturschutz eng miteinander zu verzahnen, sodass zum Wohle aller der Wald optimal alle seine Funktionen entfalten kann“. Man dürfe sich nun aber nicht auf den aktuellen Begebenheiten ausruhen. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ForstBW setzen sich jeden Tag mit ganzer Energie dafür ein, die uns anvertrauten Wälder fit für eine Zukunft zu machen, die von massiven Unsicherheiten durch den Klimawandel gekennzeichnet ist“.

Nadelbaumanteil geht zurück

Die Flächenanteile der Nadelbäume sind weiter zurückgegangen und belaufen sich nun auf 51,5 Prozent. Der Fichtenanteil hat sich um drei Prozent reduziert und liegt jetzt bei 31 Prozent. Für Forstminister Peter Hauk ist aber auch klar: „Der regionale und nachwachsende Rohstoff Holz ist ausreichend verfügbar. Mit der Ernte von Bäumen, pflegen wir den Wald und stabilisieren ihn, erhöhen seine Mischung und senken das Risiko. Vom Holzvorrat von insgesamt 495 Millionen Kubikmeter hat die Fichte heute einen Anteil von 185 Millionen Kubikmetern. In der Holzverwendung müssen wir uns jedoch auf künftige Veränderungen bei den verfügbaren Sortimenten einstellen. Diese Weiterentwicklung unterstützen wir, in dem wir die Extern: Bioökonomie (Öffnet in neuem Fenster) stärken und innovativen Holzverwendungsmöglichkeiten am Extern: Technikum Laubholz (Öffnet in neuem Fenster) zur Marktreife führen.“

Wald als Klimaschützer

Wälder sind unsere wichtigsten terrestrischen Kohlenstoffspeicher. Trotz der enormen Waldschäden der letzten Jahre konnte in Baden-Württemberg der gebundene Kohlenstoff in der lebenden Biomasse in etwa gehalten werden. „Mit 373 Festmetern Holzvorrat pro Hektar haben die Wälder im Land im bundesweiten Vergleich die zweithöchsten Vorräte. Auch europaweit sind dies Spitzenwerte. Trotzdem lässt die Kohlenstoffsenkenleistung der Wälder nach. Der Zuwachs an Biomasse ist um rund 12 Prozent gegenüber der letzten Inventurperiode (2002 bis 2012) zurückgegangen. Daher ist es umso wichtiger, dass wir auch außerhalb des Waldes Kohlenstoffspeicher aufbauen, in dem wir mit Holz bauen und es in der Bioökonomie verwenden“, betont Hauk. Zudem sei die Bindung von Kohlendioxid je Hektar in jungen, heranwachsenden Wäldern viel höher, als in älteren Beständen, sodass der junge Wald stark als Kohlenstoffsenke wirke. „Es ist ein Trugschluss, ausschließlich älteren Wäldern ein Senkenpotential zuzuschreiben, in dem man sie weniger nutzt und Vorräte aufbaut, denn damit potenziert sich leider auch ihr Ausfallrisiko“, betonte Minister Hauk.

Geringe Waldschäden

Die Waldschäden der letzten Jahre spiegeln sich auch in den Ergebnissen der Bundeswaldinventur für Baden-Württemberg wider. Trotzdem haben die Fortschritte beim Waldumbau das Land bisher vor größeren Schäden bewahrt. „Dank des sehr hohen Anteils von rund 76 Prozent zwei- und mehrschichtiger Wälder haben die Waldschäden nur auf einem Prozent der Waldfläche zu flächigen Nutzungen geführt“, sagte Minister Hauk. Im bundesweiten Vergleich sei dies ein sehr niedriger Wert. Die meisten Schäden konnten durch selektive Nutzungen aufgefangen werden.

Die Baumverjüngung besteht mittlerweile zu rund 72 Prozent aus meist klimaanpassungsfähigeren Laubbäumen. Die heimischen Eichenwälder sind auf einen Anteil von rund neun Prozent und des trockenheitstoleranten Nadelbaums Douglasie auf vier Prozent gestiegen. Auch der Anteil der selteneren Hainbuchen und Ahornarten ist gestiegen. Für die Klimaanpassung der Wälder sind das positive Ergebnisse. „Viele klimaanpassungsfähige Baumarten, wie die Eichen, sind unter den heutigen Verhältnissen konkurrenzschwächer als der häufigste Laubbaum, der Buche. Daher sind diese Erfolge nicht mit Flächenstilllegungen zu erreichen, sondern nur mit einer zielführenden aktiven Waldpflege“, betont Minister Hauk.

„Diese positiven Entwicklungen sind das Ergebnis und der Erfolg von mehr als 30 Jahren naturnaher Waldwirtschaft und der Umsetzung der Waldnaturschutzkonzepte in Baden-Württemberg. Der Klimawandel verändert die Rahmenbedingungen und damit die Lebensräume. Daher brauchen wir mehr, denn dynamische und flexible Artenmanagement-Maßnahmen im Rahmen der nachhaltigen Waldwirtschaft, statt statischer Schutzgebiete, die Wanderbewegungen über Biotopvernetzungen ermöglichen“, stellt Minister Hauk fest.

Weitere Meldungen

Ein Neubaugebiet von Weissach
Ländlicher Raum

Studie zu Wohnortwahl junger Menschen veröffentlicht

Kabinettssitzung in der Villa Reitzenstein in Stuttgart
Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 6. Mai 2025

Ein Motorradfahrer fährt auf einer Landstraße (Bild: © Verkehrsministerium Baden-Württemberg)
Lärmschutz

Initiative Motorradlärm bilanziert Erfolge

Eine S-Bahn der Deutschen-Bahn fährt Richtung Stuttgart. (Bild: © picture alliance/Tom Weller/dpa)
Nahverkehr

ÖPNV-Angebot im Land wächst um 15 Prozent

Ein Arbeiter sortiert einen Stapel Holzbretter in eine automatische Maschine in einer Holzbaufirma.
Forst

Vierter Fachkongress Holzbau am Bodensee

Ein Paar geht auf dem Rheindamm bei Schwanau-Nonnenweier entlang.
Hochwasserschutz

Rheinhochwasserdamm-Abschnitt und rechter Murgdamm saniert

Ein Scan-Auto, das automatisch Parksünder registriert, fährt bei einem Pilotversuch an vor der Universität Hohenheim geparkten Fahrzeugen vorbei.
Digitalisierung

Digitale Parkraumkontrolle mit Scan-Fahrzeug

Ministerpräsident Winfried Kretschmann
Kreisbesuch

Kretschmann besucht Landkreis Reutlingen

Im Wasser einer renaturierten Moorfläche spiegelt sich die Sonne. (Foto: © dpa)
Flurneuordnung

Klimafolgenanpassung durch Flurneuordnung

Ein Mann hält  einen Maiskolben vor einem Maisfeld bei Bargau (Ostalbkreis) (Bild: © dpa).
Landwirtschaft

Erntegut im Land frei von gentechnisch veränderten Organismen

Landwirtschaft in Hohenlohe
Landwirtschaft

Frist für Gemeinsamen Antrag 2025 endet am 15. Mai

Eine Frau tippt auf einem Tablet. Daneben liegt ein Smartphone.
Ländlicher Raum

Praxisleitfaden stärkt Bürgerkommunikation im Ländlichen Raum

Radfahrer fahren auf dem neuen Radschnellweg zwischen Böblingen/Sindelfingen und Stuttgart.
Radverkehr

Erstes Teilstück des Radschnellwegs RS 3 eröffnet

Rinder mit Kälbern auf der Weide
Landwirtschaft

Fristverlängerung für Ökobetriebe mit Weidepflicht

Ballon mit der Aufschrift: Frau und Beruf
Ländlicher Raum

Land unterstützt Beteiligungs­projekte im Ländlichen Raum