Teilhabe

Bericht zu Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen im Land vorgestellt

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Kinder spielen und tollen auf einer aus Strohballen gebauten Raupe. (Bild: © dpa)

Das Land hat einen Bericht zu Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen in Baden-Württemberg vorgestellt. Auf lokaler Ebene haben sich Präventionsnetzwerke gegen Kinderarmut als wirkungsvolles Instrument zur Verbesserung der Teilhabechancen erwiesen. Mit einem neuen Förderprogramm unterstützt das Land den Auf- und Ausbau solcher Präventionsnetzwerke.

Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha hat am 24. April den soeben erschienenen Bericht „Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen in Baden-Württemberg“ (PDF) vorgestellt. Der Bericht enthält aktuelle Erkenntnisse darüber, welche Bedingungen Kinder und Jugendliche bei uns im Land für ein gutes Aufwachsen benötigen.

„In Baden-Württemberg ist fast jedes fünfte Kind armutsgefährdet. Dagegen müssen und wollen wir als Landesregierung etwas tun“, so Minister Lucha. „Damit Kinder gut aufwachsen, bedarf es neben finanziellen Transferleistungen einer öffentlichen Infrastruktur, die eine gleichberechtigte Teilhabe aller Kinder ermöglicht.“

Die wichtigsten Ergebnisse und zentralen Aussagen des Berichts nach Dimensionen der Lebenslage im Überblick:

Materielle Versorgung und Wohnen

  • In Baden-Württemberg ist fast jedes fünfte Kind armutsgefährdet (19 Prozent). Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung Baden-Württembergs (16 Prozent) sind Unter-18-Jährige damit stärker belastet. Innerhalb Baden-Württembergs zeigen sich aber erhebliche regionale Unterschiede bei der Armutsgefährdungsquote von Kindern und Jugendlichen.
  • Ein besonders hohes Armutsrisiko haben Kinder von langzeiterwerbslosen Eltern (77 Prozent), von alleinerziehenden Eltern (41 Prozent), Kinder in kinderreichen Haushalten (32 Prozent) und Kinder mit Migrationshintergrund (30 Prozent).
  • Rund 14 Prozent der armutsgefährdeten Haushalte mit Kindern geben an, die Wohnung nicht angemessen heizen zu können. In mehr als einem Drittel der Fälle konnten abgewohnte Möbel nicht ersetzt werden.

Bildung

  • Die Betreuungsquote der unter 3-Jährigen lag im Jahr 2020 bei insgesamt 30 Prozent, wobei darunter Kinder mit Migrationshintergrund deutlich weniger sind als Kinder ohne Migrationshintergrund.
  • Im Rahmen der Einschulungsuntersuchung 2019 wurde bei 32 Prozent der Kinder im Alter von vier bis fünf Jahren ein intensiver Sprachförderbedarf festgestellt.
  • Der Armutssensibilität von Fachkräften in Kitas und (Grund-)Schulen kommt eine hohe Bedeutung zu, um Stigmatisierungen zu vermeiden und die Folgen von Armut zu begrenzen.

Soziale Integration und Beteiligung von Jugendlichen

  • 16 Prozent der Jugendlichen haben nach eigenen Angaben zu wenig Geld, um die gewünschten Freizeitangebote wahrzunehmen. Kostenlose Angebote vor Ort sind vielen Jugendlichen nicht bekannt. Die Leistungen für Bildung und Teilhabe unterstützen bei der Inanspruchnahme von Freizeitangeboten, werden bislang aber nur wenig abgerufen.
  • Mehr Mitbestimmung wünschen sich die Jugendlichen auf kommunaler Ebene bei der Gestaltung von Schulen und Kindergärten sowie allgemein der Infrastruktur vor Ort (öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV), Nutzung und Gestaltung des öffentlichen Raums).

Gesundheit

  • Im Rahmen der Einschulungsuntersuchungen 2019 wurde bei 27 Prozent der Fünfjährigen in Baden-Württemberg eine auffällige Grobmotorik festgestellt.
  • Für das gesunde Aufwachsen von Kindern spielt die Infrastruktur des Wohnumfeldes eine entscheidende Rolle.

Es gibt erste Annahmen, dass sich die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie langfristig negativ auf die Teilhabechancen insbesondere von Kindern und Jugendlichen aus armutsgefährdeten Familien auswirken. Sorge bereiten zum Beispiel die mögliche Verschärfung von Bildungsungleichheiten sowie die tatsächliche Verschlechterung der Lebenszufriedenheit und der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen während der Corona-Pandemie.

Neuer Förderaufruf „Präventionsnetzwerke gegen Kinderarmut“ veröffentlicht

Im Bericht „Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen in Baden-Württemberg“ werden Präventionsnetzwerke als eine zentrale Strategie gegen Kinderarmut genannt.

Ziel solcher Präventionsnetzwerke ist es, eine integrierte kommunale Strategie zur Prävention und Bekämpfung von Kinderarmut zu entwickeln, damit sich materielle Armutsgefährdung im Kindesalter nicht nachteilig auf die Teilhabechancen im gesamten weiteren Leben auswirkt.

Mit dem aktuellen Förderprogramm stellt das Land Baden-Württemberg weitere 600.000 Euro bereit, um den Auf- und Ausbau von Präventionsnetzwerken gegen Kinderarmut zu unterstützen.

Strategie „Starke Kinder – chancenreich“

Im Rahmen der zweijährigen Strategie „Starke Kinder – chancenreich“ 2020/21 schnürt das Land Baden-Württemberg ein Paket mit vielen zusätzlichen Unterstützungsangeboten, um Kinder und Jugendliche zu stärken. Zu diesen Maßnahmen gehören der Bericht „Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen in Baden-Württemberg“ sowie der Förderaufruf „Präventionsnetzwerke gegen Kinderarmut – Erkennen und Weiterentwickeln von lokalen Präventionsketten“.

Ministerium für Soziales und Integration: Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen in Baden-Württemberg (PDF)
Ministerium für Soziales und Integration: Förderaufruf „Präventionsnetzwerke gegen Kinderarmut – Erkennen und Weiterentwickeln von lokalen Präventionsketten“ (2021)

Ministerium für Soziales und Integration: Starke Kinder – Chancenreich

Weitere Meldungen

Pilotprojekt fürsorgende Gemeinschaft in Waldstetten: gemeinsam Zukunft gestalten
Gesellschaftliche Teilhabe

Ein Netzwerk für mehr Lebensqualität im Alter

Einsatzkräfte der Feuerwehr errichten am Nonnenbach in Bad Saulgau im Ortsteil Moosheim einen Damm mit Sandsäcken gegen das Hochwasser.
Katastrophenschutz

Neues Katastrophenschutzgesetz beschlossen

Tauberufer in Wertheim
Städtebauförderung

Kernstadt Wertheim erfolgreich saniert

Ein fahrender Regionalzug
Schienenverkehr

Ausbau der Schiene im Land geht weiter voran

Ein Haus, dessen Grundgerüst aus Holz besteht, steht in einem Tübinger Neubaugebiet. (Bild: picture alliance/Sebastian Gollnow/dpa)
Forst

Holzbaulösungen für Kommunen und die Wohnungswirtschaft

Häuser in Stuttgart werden von der Morgensonne beschienen. (Bild: picture alliance/Sebastian Gollnow/dpa)
Wohnraumförderung

Z15-Darlehen in der Wohnraumförderung digital beantragbar

Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Auf dem Display sieht man die Startseite der Ehrenamtskarten-App für Baden-Württemberg.
Bürgerengagement

Ehrenamtskarte jetzt auch per App verfügbar

Logo des Landespreises 2020 für junge Unternehmen. (Bild: L-Bank)
Wirtschaft

Landespreis für junge Unter­nehmen 2026 ausgeschrieben

Symbolbild: Symbolbild: Ein Passant geht an dem Logo der Agentur für Arbeit vorbei. Das Bundesverfassungsgericht hat am Dienstag, 5. November 2019, sein Urteil zu Leistungskürzungen für unkooperative Hartz-IV-Bezieher verkündet. (Bild: picture alliance/Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa)
Arbeitsmarkt

Arbeitslosigkeit verharrt auf höherem Niveau

Ein Pfleger eines Pflegeheims schiebt eine Bewohnerin mit einem Rollstuhl.
Pflegeberufe

Lucha auf Delegationsreise in Indien

Verkehrsminister Hermann, Amtschef Frieß sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landesradeln durch eine Fahrradstraße.
Radverkehr

Rekord beim STADTRADELN 2025

Ein mit dem HI-Virus infizierter Mann hält eine rote Schleife als Symbol der Solidarität mit HIV-Positiven und Aids-Kranken.
Gesundheit

40 Jahre Aidshilfen in Baden-Württemberg

Jugendforum Bioökonomie
Bioökonomie

Auftakt Junges Forum Bioökonomie

Eine Frau befestigt einen „Rauchen-Verboten“-Aufkleber an einer Scheibe (Bild: © dpa).
Gesundheitsschutz

Modernes Nichtraucherschutz­gesetz auf den Weg gebracht

Ein Mann dreht einen Joint mit Marihuana. (Foto: dpa)
Justiz

Verurteilungen wegen Drogendelikten bei Jugendlichen halbiert