Ansprache

Ministerpräsident Kretschmann zur Lage in Baden-Württemberg

Berechne Lesezeit
  • Teilen

Baden-Württemberg befindet sich in einer Ausnahmesituation. Angesichts der Lage hat die Landesregierung weitreichende Maßnahmen beschlossen. Ministerpräsident Kretschmann ruft die Menschen im Land im Angesicht der aktuellen Situation zur Solidarität auf.

„Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

wir befinden uns in einer Ausnahmesituation. Das Corona-Virus breitet sich mit hoher Geschwindigkeit überall auf der Welt aus – auch bei uns in Baden-Württemberg.

Die Fachleute sagen uns: Wir können die Ausbreitung des Virus nicht mehr verhindern, aber wir können Sie verlangsamen. Auf diese Verlangsamung kommt es jetzt entscheidend an. Denn wenn sich das Virus schnell und ungehindert ausbreitet, kommen zu viele Menschen gleichzeitig ins Krankenhaus.

Dann passiert genau das, was wir gerade in Italien sehen: Völlig überlastete Ärzte und Krankenschwestern, die nicht mehr allen schwer erkrankten Menschen helfen können. Eine solche Situation wollen wir verhindern – mit aller Kraft.

Und eine solche Situation können wir verhindern. Dazu sind außergewöhnliche Maßnahmen erforderlich. Deshalb hat meine Landesregierung die folgenden Entscheidungen getroffen:

  • Ab kommenden Dienstag bis zu den Osterferien werden alle Schulen und Kindertagesstätten im Land geschlossen. Den Montag nutzen die Schulen für einen geordneten Übergang. Für Kinder, deren Eltern in besonders sensiblen Berufen arbeiten, werden wir Betreuungsmöglichkeiten anbieten – zum Beispiel für Ärzte, Pfleger, Polizisten, Feuerwehrleute und andere Gruppen.
  • Öffentliche Veranstaltungen in geschlossenen Räumen mit mehr als 100 Teilnehmern werden untersagt.
  • Die Behandlungskapazitäten der Krankenhäuser und der Intensivbetreuung erhöhen wir nach Kräften.
  • Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen rufen wir dazu auf, ab sofort möglichst zu Hause zu bleiben.
  • Wir sind im Gespräch mit den Unternehmen, damit möglichst viele Beschäftigte bis nach den Osterferien von zu Hause aus arbeiten können, freigestellt werden oder Urlaub nehmen.
  • Wir werden denjenigen Unternehmen massiv unter die Arme greifen, die von der Krise betroffen sind.
  • Wir werden alles tun, was möglich ist, um Schaden von unseren Unternehmen abzuwenden.

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

mir ist bewusst, dass wir Ihnen damit viel abverlangen. Doch wir würden es nicht tun, wenn es nicht unbedingt notwendig wäre. Manchem mag auch nicht jede einzelne Maßnahmen sinnvoll erscheinen.

Doch entscheidend ist, dass Maßnahmen in der Summe wirken und dass sie frühzeitig wirken. Würden wir diese drastischen Maßnahmen erst später ergreifen, dann würden sie keine Wirkung mehr entfalten.

Klar ist aber auch: die Politik kann nicht alles regeln. Ohne Ihre Mithilfe geht es nicht. All diese Maßnahmen werden nur dann ausreichend wirken, wenn Sie Ihre sozialen Kontakte auf das unbedingt Notwendige beschränken. Das ist jetzt erste Bürgerpflicht. Jeder Kontakt, auf den Sie verzichten, hilft uns.

Dabei muss jeder von uns Verantwortung für diejenigen übernehmen, die besonders gefährdet sind: Die Jüngeren müssen jetzt an die Älteren denken und die Gesunden an die chronisch Kranken.
 
Wir alle müssen für eine Zeit lang auf die Dinge verzichten, die wir besonders gerne tun: zum Bundesligaspiel gehen, in die Oper oder auf die Familienfeier.

Und wir müssen uns um andere kümmern. Vor allem um die, die ihre Wohnung nicht verlassen dürfen. Ihnen müssen wir konkret helfen, zum Beispiel beim Einkaufen.

Herzlich bedanken möchte ich mich bei den vielen Tausend Pflegerinnen und Pflegern, bei den Ärztinnen und Ärzten sowie den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in den Behörden. Sie arbeiten gerade bis an ihre Grenzen und darüber hinaus.

Meine lieben Landsleute, wir haben eines des besten Gesundheitssysteme der Welt, wir sind ein wohlgeordnetes Gemeinwesen und können gut organisieren. Wir halten zusammen – gerade in schweren Zeiten. Wir wissen nicht genau, wie lange die Krise dauern wird – aber auch sie wird vorübergehen. Lassen Sie uns diese große Herausforderung gemeinsam meistern!“

Aktuelle Infos zu Corona in Baden-Württemberg

Sozialministerium: Einschätzung der aktuellen Lage für Baden-Württemberg, Telefon-Hotline für Bürgerinnen und Bürger, Hinweise für Reiserückkehrer aus Risikogebieten und mehr

Kultusministerium: Informationen für Schulen und Kindergärten

Bundesgesundheitsministerium: Tagesaktuelle Informationen zum Coronavirus

Weitere Meldungen

Baden-Württemberg, Seebach: Fichten und eine Buche stehen im Nationalpark Schwarzwald im Nebel.
Landwirtschaft

Hauk fordert Entlastung für land- und forstwirtschaftliche Betriebe

Zahlreiche im Stau stehende Fahrzeuge sind durch den Außenspiegel eines Autos auf der A81 bei Sindelfingen zu sehen.
Justiz

Geplante Sanktionierung des Punktehandels im Straßenverkehr

Eine Drohne fliegt bei Sonnenuntergang über eine Wiese. (Bild: picture alliance/Felix Kästle/dpa)
Sicherheit

Land unterstützt Änderung des Luftsicherheitsgesetzes

Jugendliche halten ein Banner mit der Aufschrift «Ehrenamt» in den Händen.
Bürgerengagement

Sozialministerium fördert 27 Ehrenamtsprojekte

Ein Integrationsmanager erarbeitet mit zwei jugendlichen Flüchtlingen aus Eritrea Bewerbungsschreiben. (Foto: © dpa)
Integration

Rund 1,55 Millionen Euro für Integrationsarbeit in ländlichen Räumen

Ein Kinderarzt untersucht einen Jungen mit einem Stethoskop.
Gesundheit

Land stärkt kinder- und jugendärztliche Versorgung

Ministerialdirektor Dr. Christian Schneider beim Erfahrungsaustausch Gestaltungsbeirat
Baukultur

Erfahrungsaustausch zu kommunalen Gestaltungsbeiräten

Touristen sitzen im Aussenbereich von Restaurants.
Bundesrat

Mehrwertsteuersenkung für die Gastronomie im Bundesrat

Eine Sozialarbeiterin misst die Blutdruckwerte eines Probanden und übermittelt diese drahtlos per Smartphone an einen Arzt.
Medizinwirtschaft

Meilenstein zur Verbesserung der Patientenversorgung

Bei dem Bild handelt es sich um einen Screenshot der Startseite von kinderschutz-bw.de, einer Initiative des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration. Es zeigt einen kleinen Jungen, der mit einem Holzflugzeug spielt.
Kinderschutz

Webplattform Kinderschutz für Baden-Württemberg gestartet

Ein Mitarbeiter der Porsche AG montiert im Porsche-Stammwerk in Stuttgart-Zuffenhausen einen Porsche 718 Cayman. (Foto: dpa)
Automobilwirtschaft

Hoffmeister-Kraut kritisiert Automobilpaket der EU-Kommission

Wort-Bild-Marke der RegioClusterAgentur
Innovation

Land fördert RegioClusterAgentur BW bis 2029

Forum Raumentwicklung
Raumentwicklung

Neue Veranstaltungsreihe zur sys­tematischen Raumbeobachtung

Eine ältere Dame lernt die Bedienung eines Computers.
Ländlicher Raum

Land fördert digitale Teilhabe im Alter mit „Klick & Klar“

Eine Pflegekraft hilft einer alten Frau beim Trinken aus einem Becher in einem Seniorenheim (Bild: Patrick Pleul / dpa)
Sozialversicherung

Land fordert Steuerfinan­zierung versicherungsfremder Leistungen