Sucht

Weg frei für ersten Drogenkonsumraum im Land

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Saubere Utensilien für den Konsum von Drogen liegen in einem Drogenkonsumraum bereit.

Nach monatelangem Ringen hat das Kabinett die Verordnung für den landesweit ersten Drogenkonsumraum einstimmig beschlossen. Die erste Anlaufstelle für Drogenabhängige soll in Karlsruhe eröffnet werden. Wichtige Ziele sind Infektionsprophylaxe, Überlebenshilfe sowie Beratungsangebote.

In dem geplanten Drogenkonsumraum sollen Schwerstabhängige mitgebrachte Rauschmittel wie Heroin und Kokain unter hygienischen Bedingungen und unter Aufsicht von geschultem Personal konsumieren können. Das soll Drogenkranken helfen und Anwohner entlasten, die unter der illegalen Drogenszene am Karlsruher Werderplatz leiden. Dort hatten sich zeitweise bis zu 80 Süchtige am Tag getroffen.

„Es freut mich, dass der Weg für einen Drogenkonsumraum in Karlsruhe nun frei ist“, sagte Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha. „Wir werden damit die medizinische Versorgung von schwer suchtkranken Menschen erheblich verbessern. Drogenkonsumräume können einen effektiven Schutz vor gefährlichen Infektionskrankheiten wie Hepatitis und HIV bieten und außerdem schwerst abhängige Menschen vor lebensbedrohlichen Überdosierungen bewahren, da im Drogenkonsumraum auch medizinisch geschultes Personal anwesend sein wird. Ebenso wichtig ist aber das begleitende Beratungsangebot. Langfristiges Ziel sollte immer der Ausstieg aus der Sucht sein“, so Lucha.

Hilfe für Drogenkranke und Entlastung für Anwohner

Die Karlsruher Drogenbeauftragte Cordula Sailer begrüßte den Kabinettsbeschluss. Sie hofft auf eine deutliche Besserung der Situation um den Platz. Schon der im vergangenen September eröffnete Alkoholkonsumraum für Suchtkranke habe – als Teil des Konzeptes – zu einer Entlastung geführt. Der Drogenkonsumraum soll weiter weg vom Werderplatz an einen schon bestehenden Kontaktladen für Suchtkranke in der Kriegsstraße angedockt werden. Dafür soll ein Nebenraum umgebaut werden.

Die „Fixerstube“ ist in der grün-schwarzen Landesregierung umstritten. Die Verordnung sollte ursprünglich schon Anfang des Jahres verabschiedet werden. Die Stadt Karlsruhe wartet bereits seit knapp einem Jahr auf die Landesverordnung als Grundlage für den ab Spätsommer geplanten Drogenkonsumraum. Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha stand von Anfang an hinter dem Karlsruher Anliegen. Bedenken hatten vor allem die CDU-Landtagsfraktion und das Innenministerium. Der Karlsruher Gemeinderat hatte schon im vergangenen Frühjahr überraschend einmütig dafür gestimmt.

Dem Sozial- und Integrationsministerium zufolge haben sich solche Einrichtungen bereits in sechs anderen Bundesländern als ein Bestandteil der Drogenhilfe bewährt. Sie sollen jenen Süchtigen helfen, die von anderen Angeboten wie Substitution oder Kontaktläden nicht erreicht werden.

Verordnung für Drogenkonsumraum

Die Verordnung ist zunächst auf drei Jahre befristet. Sie begrenzt Drogenkonsumräume auf Städte mit mehr als 300.000 Einwohnern – das wären neben Karlsruhe nur noch Mannheim und Stuttgart. Verschiedene Verbände, wie die Landesstelle für Suchtfragen, kritisieren das: Größere Drogenszenen gebe es auch in Freiburg, Ulm und Pforzheim.

Die Einrichtungen sind keine rechtsfreien Räume: Wer gegen die Hausordnung verstößt und beispielsweise darin dealt, dem droht Hausverbot und eine Anzeige. Eine wissenschaftliche Begleitung soll auch mögliche negative Folgen für die Umgebung untersuchen – etwa herumliegende Drogenspritzen oder Drogentourismus.

Die Einmalkosten für Investition und Verwaltung werden in der Verordnung für einen Raum auf über 90.000 Euro beziffert, die jährlichen laufenden Kosten auf knapp 200.000 Euro.

Quelle:

dpa/lsw; Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg

Weitere Meldungen

Eine asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) sitzt auf einem Finger und sticht zu.
Gesundheit

Ausbreitung der Asiatischen Tigermücke eindämmen

Zwei Darstellerinnen auf der Bühne
Theater

Land würdigt herausragendes Engagement im Amateurtheater

Wort-Bild-Marke der Innovationsallianz Baden-Württemberg
Wirtschaftsnahe Forschung

Land fördert Forschungsinstitute der Innovationsallianz

Lebensmittelretterchallenge
Ernährung

Deutsch-französische Lebensmittelretter-Challenge

Ein Smartphone wird in Händen gehalten.
Schule

Aktionstag zur Bekämpfung von Gewalt an Schulen

Ein Styropor-Behälter zum Transport von zur Transplantation vorgesehenen Organen wird am Eingang eines OP-Saales vorbeigetragen
Tag der Organspende

Lucha fordert Widerspruchs­lösung bei Organspende

Staatssekretär Dr. Patrick Rapp
Delegationsreise

Besuch in der Provinz Nordbrabant und der Region Flandern

Eine Mutter hält ihr Baby und ein Glas Trinkwasser im Arm (Bild: © dpa).
Gesundheit

Hitzeschutz in Kitas und Grundschulen

Kinder sind auf einer Straße mit dem Fahrrad unterwegs zur Schule. (Foto: © dpa)
Verkehrssicherheit

Bundesweiter Aktionstag „sicher.mobil.leben“

Porträtfoto Nora Welsch, daneben Logo der Beauftragten der Landesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen in Baden-Württemberg
Inklusion

Nora Welsch tritt Amt als Landes-Behindertenbeauftragte an

Geldscheine mit dem Wert von 100 und 50 Euro und Münzen liegen auf einem Tisch.
Soziales

380 Millionen Euro für Teilhabe und Krankenhäuser

Zwei ältere Frauen, beide halten eine Mappe mit einer Urkunde, die andere trägt eine Auszeichnung am Revers.
Auszeichnung

Bundesverdienstkreuz für Edeltraut Stiedl

Junge Männer auf einer Schwimmplattform in einem Badesee in Plüderhausen
Gesundheit

Badeseen mit hervorragender Wasserqualität

Eine Frau bedient die Smartphone-App eines Onlinehändlers. (Foto: © dpa)
Verbraucherschutz

Verbraucherschutzminister­konferenz 2025 in Berlin

JUNIOR Landeswettbewerb Baden-Württemberg - Platz 1 "ReLoopt"
Startup BW

Gewinner des JUNIOR Landeswettbewerbs 2025 gekürt