Schuldnerberatung

Immer mehr junge Menschen sind überschuldet

Der GesellschaftsReport Baden-Württemberg zeigt, dass immer mehr junge Menschen im Land in die Schuldenfalle geraten. Das Sozialministerium stärkt daher die Schuldnerberatung und investiert in Aufklärung und Prävention.

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Eine Hand nimmt eine Euro-Münze aus einer Geldbörse, in der sich weitere Münzen befinden. (Foto © dpa)
Symbolbild

Das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration stärkt die Extern: Schuldnerberatung (Öffnet in neuem Fenster) für junge Menschen und stellt 750.000 Euro für entsprechende Präventionsprojekte zur Verfügung. Damit sollen jungen Erwachsenen möglichst frühzeitig Grundlagen für finanzielle Entscheidungen vermittelt werden, bevor kritische Verschuldung entsteht. Das teilte Sozialminister Manne Lucha mit.

„Immer mehr junge Menschen im Land geraten in die Schuldenfalle. Das zeigen die Zahlen aus dem jetzt veröffentlichten neuesten Extern: GesellschaftsReport Baden-Württemberg (Öffnet in neuem Fenster). Hier müssen wir handeln. Um Überschuldung zu vermeiden, ist es zentral, dass jungen Menschen ein ökonomisches Grundverständnis vermittelt wird – ebenso wie Faustregeln, auf deren Basis sie finanzielle Entscheidungen treffen können. Junge Menschen sollen aber auch unterstützt werden, wenn kritische Verschuldung oder gar Überschuldung bereits eingetreten sind“, sagte Lucha.

Schuldenfalle: Ratenkäufe und Zahlungsaufschübe

Junge Menschen unter 30 Jahren können aufgrund verschiedener sozialer und wirtschaftlicher Faktoren anfällig für eine kritische Ver- oder Überschuldung sein. Darauf weist der aktuelle vom Sozialministerium Baden-Württemberg veröffentlichte GesellschaftsReport mit dem Titel „Überschuldung junger Menschen in Baden-Württemberg“ hin. Hintergrund sind häufig offene Verbindlichkeiten bei Telekommunikationsunternehmen, öffentlichen Einrichtungen, Gewerbetreibenden und Versandhäusern. Die Komplexität finanzieller Entscheidungen ist hoch, das Einkommen und die finanziellen Ressourcen oftmals gering. In dieser Situation können Kredite, Ratenkäufe oder Zahlungsaufschübe wie „Buy now, pay later“ von jungen Erwachsenen unkompliziert genutzt werden, auch um Zugehörigkeit und gesellschaftliche Teilhabe kurzfristig zu ermöglichen. Laut Extern: SchuldnerAtlas (Öffnet in neuem Fenster) gehören junge Menschen unter 30 Jahren zu den Altersgruppen, bei denen die Überschuldungsquote im Jahr 2024 angestiegen ist.

Ziel des aktuellen Extern: Förderaufrufs „Schuldenfrei ins Leben – Projekte zur Prävention der Überschuldung junger Menschen“ (Öffnet in neuem Fenster) ist es, die Präventionsarbeit der Schuldnerberatung in Baden-Württemberg mit Blick auf die Überschuldung junger Menschen auszubauen. Es sollen innovative, niedrigschwellige Projekte an verschiedenen Standorten im Land gefördert werden, die jungen Menschen möglichst frühzeitig fundiert Wissen vermitteln und sie in die Lage versetzen, die anstehenden finanziellen Herausforderungen zu meistern und Schuldenfallen zu vermeiden. Gestärkt werden sollen aber auch Maßnahmen, die junge Menschen bei bereits eingetretener Ver- oder Überschuldung unterstützen, damit die Schuldensituation bewältigt und erneute Schulden vermieden werden können.

Minister Lucha: „Die Hemmschwelle, über das Thema Verschuldung ins Gespräch zu kommen, ist hoch. Präventionsangebote sind wichtig, vor allem an den Übergängen wie Einstieg in den Beruf oder Auszug aus dem Elternhaus.“ Weitere mögliche Maßnahmen sind die Sensibilisierung von Fachkräften und Eltern, die Ausbildung von Multiplikatoren wie Fachkräften, Ehrenamtlichen, Jugendlichen (Peer-to-Peer) und ehemals Betroffenen. Die Laufzeit der Projekte kann sich über zwei Jahre erstrecken.

GesellschaftsReport

Die Ergebnisse des Extern: GesellschaftsReports „Überschuldung junger Menschen in Baden-Württemberg“ (Öffnet in neuem Fenster) geben gute Anhaltspunkte für neue Angebote. Der Report wurde von der Extern: FamilienForschung im Statistischen Landesamt (Öffnet in neuem Fenster) im Auftrag des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration erarbeitet. Er ist Teil der modularen Armutsberichtserstattung des Landes. 

 

Schuldnerberatung

  • In Baden-Württemberg arbeiten 131 Extern: Schuldnerberatungsstellen (Öffnet in neuem Fenster) (inklusive Zweigstellen).

  • Die Schuldnerberatungsstellen befinden sich in kommunale Trägerschaft oder in Trägerschaft der freien Wohlfahrtspflege.

  • Laut Überschuldungsstatistik waren 12,8 Prozent der ratsuchenden Personen in Schuldnerberatungsstellen aus Baden-Württemberg unter 30 Jahre alt.

  • Eine unwirtschaftliche Haushaltsführung war im Jahr 2023 in der Altersgruppe von 20 bis 25 bundesweit der am häufigsten angegebene Auslöser für Überschuldung.

  • Einige Schuldnerberatungsstellen bieten bereits jetzt Prävention mit Blick auf Überschuldung junger Menschen an.

Extern: Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration: Förderaufruf „Schuldenfrei ins Leben – Projekte zur Prävention der Überschuldung junger Menschen“ (Öffnet in neuem Fenster)

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