Naturschutz

Zehn Jahre Nationalpark Schwarzwald

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Ein Wanderer steht im Nordschwarzwald beim Ruhestein am Aussichtspunkt Wildseeblick. (Bild: Uli Deck / dpa)

Als erster und bisher einziger Nationalpark in Baden-Württemberg wurde der Nationalpark Schwarzwald im Januar 2014 offiziell gegründet. Mit einem Festakt sowie einem Festwochenende für alle Bürgerinnen und Bürger feierte das Land das zehnjährige Bestehen des Nationalparks.

Mit einem Festakt sowie einem Festwochenende für alle Bürgerinnen und Bürger feierte das Land das zehnjährige Bestehen des Nationalparks Schwarzwald. Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Umweltministerin Thekla Walker würdigten Jubiläum und Bilanz des Nationalparks Schwarzwald. Gemeinsam mit dem Leiter des Nationalparks, Dr. Wolfgang Schlund und Dr. Klaus Michael Rückert, dem Vorsitzenden des Nationalparkrats diskutierten sie auch Zukunftsvisionen.

„Mit dem Nationalpark Schwarzwald ist es gelungen, ein Naturschutzprojekt von bundesweiter Bedeutung zu realisieren. Der Nationalpark leistet einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz und ist gleichzeitig Impulsgeber für nachhaltigen Tourismus und Regionalentwicklung geworden.“
Ministerpräsident Winfried Kretschmann

Ministerpräsident Winfried Kretschmann dankte langjährigen Befürwortern und treuen Wegbegleitern des Herzensprojekts, aber auch den damaligen Kritikern. Durch deren Sichtweisen und konstruktive Diskussionen sei es geglückt, Lösungen zu finden, die den Nationalpark Schwarzwald zu einem Erfolgsprojekt in der Region und weit darüber hinaus machten. „Mit dem Nationalpark Schwarzwald ist es gelungen, ein Naturschutzprojekt von bundesweiter Bedeutung zu realisieren. Der Nationalpark leistet einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz und ist gleichzeitig Impulsgeber für nachhaltigen Tourismus und Regionalentwicklung geworden“, so Kretschmann.  

Umweltministerin Thekla Walker beschrieb den Nationalpark als Scharnier zwischen Menschen und Natur. „Natur ist unsere Lebensgrundlage. Deshalb müssen wir Menschen ihr nahe sein und sie erleben – damit wir als Gesellschaft bereit sind, sie zu schützen“, so Walker.

Der Vorsitzende des Nationalparkrats Dr. Klaus Michael Rückert sagte: „Der Nationalpark ist zu einem echten Erfolgsprojekt in der Region geworden. Entscheidend dabei war und ist die enge Verbindung und konstruktive Zusammenarbeit von Nationalparkverwaltung, Ministerium und den kommunalen Partnern im Nationalparkrat.“

Die Verantwortung gegenüber Nachfolgegenerationen stand bei der anschließenden Podiumsdiskussion im Fokus. Ministerin Walker und Ratsvorsitzender Dr. Klaus Michael Rückert sprachen mit der 21-jährigen Valerie Castellani vom Young Explorers Program (YEP) über Wünsche und Visionen zur weiteren Entwicklung des Nationalparks. Castellani ist seit fast 3 Jahren engagiertes YEP-Mitglied und setzt sich mit anderen jungen Erwachsenen aktiv im Nationalpark und für den Natur- und Umweltschutz ein.

Erste positive Effekte für die Artenvielfalt

Damit sich Tier- und Pflanzenwelt frei und ungelenkt entwickeln können, wurden in den vergangenen 10 Jahren weitreichende Konzepte entwickelt – für den Wald, die Wege, aber auch für den Tourismus und Verkehr in der Region. „Für die Natur sind zehn Jahre ein sehr kurzer Zeitraum. Trotzdem können wir schon viel Positives entdecken und beobachten, wie der Wald ein bisschen wilder wird. Erste Veränderungen sind sicht- und spürbar“, sagte Nationalparkleiter Wolfgang Schlund. Gestartet ist der Nationalpark als Entwicklungsnationalpark mit einer Kernzone, die etwas größer als ein Drittel war. Mittlerweile ist sie schon auf etwas mehr als die Hälfte angewachsen. Bis spätestens 2044 kommt ein weiteres Viertel dazu. „Davon profitieren ganz besonders alle Arten, die auf strukturreiche Wälder und Totholz angewiesen sind und immer weniger Lebensräume finden“, erklärte Schlund. Der seltene Dreizehenspecht etwa hat seine Population im Nationalpark stabilisiert. Auch Wendehals, Grauschnäpper und Grauspechte finden hier wieder Brutplätze. „Die Zitronengelbe Tramete, eine Pilzart, die als echte Urwaldart gilt, konnten wir mittlerweile schon an vielen Stellen im Nationalpark nachweisen – genauso wie mehr als 440 Käferarten, darunter sehr seltene, die sich auf totes Holz spezialisiert haben“, berichtete der Biologe.

Neben dem Prozessschutz in der Kernzone, also dem Nicht-Eingreifen in die Prozesse der Natur, werden im Nationalpark auch konkrete Schutzmaßnahmen ergriffen, um die Lebensbedingungen für gefährdete Arten zu verbessern, zum Beispiel für das Auerhuhn. In erster Linie werden dazu die hochgelegenen Heiden, regional auch Grinden genannt, gepflegt und beweidet. „Auf gerade einmal ein Prozent der Landesfläche wurden innerhalb der vergangenen zehn Jahre mehr als 9.000 Arten nachgewiesen. Das sind fast 30 Prozent aller Artengruppen des Landes und es belegt eindrücklich den enormen Wert des Parks für die Artenvielfalt in Baden-Württemberg“, so Umweltministerin Walker.

Wilder werdende Natur gemeinsam erleben

Die wachsende Wildnis im Nationalpark begeistert auch die Menschen: Das Schutzgebiet zählt seit 2019 jährlich zwischen 750.000 und einer Million Besuche. Wer nicht auf eigene Faust durchs Gebiet streifen mag, hat die Wahl zwischen rund 300 Veranstaltungen im Jahresprogramm. Dazu kommen pro Jahr mehr als 500 individuell gebuchte Führungen. Besonders erfreulich im Sinne der Nachhaltigkeit sind die mehr als 600 Besuche von Kindergärten und Schulklassen und die mittlerweile mehr als 100 Juniorangerinnen und -Ranger, die regelmäßig in den Nationalpark kommen. So werden jährlich rund 10.000 Kinder und Jugendliche erreicht. Großer Magnet ist auch das 2021 eröffnete Nationalparkzentrum Ruhestein, das mit Wissenswertem zum Park und einer spannenden Ausstellung aufwartet.

An Erreichtes anknüpfen

Zur Weiterentwicklung des Nationalparks gab es in den vergangenen drei Jahren einen intensiven Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern sowie Nationalparkrat und -beirat. Besonders im Fokus stehen demnach die Bildungsarbeit und die Zugänglichkeit des Nationalparks als Lern- und Erlebnisort für alle Menschen sowie die Vernetzung in die Region. Die im Beteiligungsprozess eingebrachten Vorschläge zur weiteren Verbesserung des Nationalparks aus unterschiedlichster Sicht sollen gemeinsam in den kommenden Jahren umgesetzt werden.

Nationalpark Schwarzwald

Ende 2013 hat die Landesregierung das Nationalparkgesetz beschlossen und die rund 10.000 Hektar große Fläche im Nordschwarzwald per Gesetz unter Schutz gestellt. Offiziell gegründet wurde der Nationalpark Schwarzwald im Januar 2014 – als erster und bisher einziger Nationalpark in Baden-Württemberg. Der 2021 geschlossene Koalitionsvertrag hält fest, dass der Nationalpark inhaltlich und räumlich erweitert werden soll. Zu dieser Weiterentwicklung gab es einen umfassenden Beteiligungsprozess. Dessen Ergebnisse nahm Umweltministerin Thekla Walker im vergangenen Sommer am Ruhestein in Form von Empfehlungen eines Bürgerforums und des Nationalparkrates entgegen. Derzeit verhandelt die Landesregierung mit der Waldgenossenschaft Murgschifferschaft zu einem Flächentausch, um eine Zusammenführung der beiden bisher geteilten Gebiete des Nationalparks Schwarzwald zu ermöglichen. 

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