Hochbau

Boom der Baubranche wirkt sich auf Landesprojekte aus

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Baukräne vor Stuttgarter "Skyline" Quelle: Land Baden-Württemberg

Mängel bei der Innenausstattung und Verzögerungen einzelner Bauleistungen sind die aktuellen Herausforderungen der drei Landesbauprojekte John Cranko Schule, Württembergische Landesbibliothek und Technikfakultät der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Die Folgen sind höhere Gesamtkosten sowie eine längere Bauzeit.

Der Bau boomt. Die Auftragsbücher der Unternehmen sind voll, die Kapazitäten ausgelastet. Das wirkt sich auf Bauvorhaben des Landes aus. Wegen Lieferengpässen und Verzögerungen bei einzelnen Bauleistungen werden die Arbeiten sowohl an der John Cranko Schule als auch am Erweiterungsbau der Württembergischen Landesbibliothek (WLB) in Stuttgart länger dauern als geplant.

Beide Projekte sollen bis Ende des Jahres fertiggestellt werden. Im Anschluss können die Gebäude zunächst zur Probe und dann komplett in Betrieb genommen werden. Die Verzögerungen und Nachforderungen beauftragter Büros führen zu zusätzlichen Kosten. "Wir rechnen für diese beiden Projekte mit insgesamt 10,3 Millionen Euro zusätzlich", sagte Staatssekretärin Gisela Splett. Beim Ersatzneubau für die Fakultät Technik der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Stuttgart zeigten sich gravierende Mängel in der Bauausführung, deren Folgen noch nicht abschließend abgeschätzt werden können.

Verspätete Lieferungen für die Innenausstattung

Beim Neubau der John Cranko Ballettschule sind es vor allem verspätete Lieferungen für die Innenausstattung, die zur Verschiebung führen. So musste ein neuer Auftragnehmer für 270 Innentüren gefunden werden, nachdem die zunächst beauftragte Firma wegen Kapazitätsengpässen nicht rechtzeitig liefern konnte. Auch die Möblierung nimmt mehr Zeit in Anspruch: Mit den Lieferterminen für notwendiges Material verzögert sich die Fertigstellung der Möbel. Darüber hinaus entsprechen die spiegelverkleideten Wände in den Probesälen und Übungsbereichen noch nicht den vereinbarten Anforderungen. "Die Unterkonstruktion hat sich trotz eines Musteraufbaus als ungeeignet herausgestellt, sie führt zu verzerrten Spiegelbildern", sagte Splett. Eine spezialisierte Firma arbeitet an der Lösung.

"Verzögerungen an einer Stelle können auf Baustellen wie dem Neubau der John Cranko Schule die Zeitpläne für das gesamte Projekt durcheinander bringen", so Gisela Splett. Das wiederum birgt Kostenrisiken, weil beauftragte Unternehmen Nachforderungen stellen. Auch die allgemeinen Baupreissteigerungen machen sich bemerkbar. Die Gesamtbaukosten erhöhen sich um 7,5 Millionen Euro auf insgesamt 60 Millionen Euro. Das Land wird mit der Stadt Stuttgart über die Finanzierung der Mehrkosten beraten. Stadt und Land teilen sich die Kosten des Neubaus der John Cranko Schule. Die Württembergischen Staatstheater beteiligen sich mit vier Millionen Euro.

Nachforderungen und Baupreissteigerungen bedeuten höhere Gesamtkosten

Auch beim Erweiterungsbau der WLB bringen Nachforderungen beauftragter Unternehmen und Baupreissteigerungen höhere Gesamtkosten mit sich. Sie steigen um 2,8 Millionen Euro auf 57,9 Millionen Euro. Der veränderte Zeitplan geht vor allem auf Verschiebungen beim Einbau der Gebäudetechnik zurück.

Beim Ersatzneubau der Fakultät Technik der DHBW an der Hegelstraße in Stuttgart gab es neben Qualitätsschwankungen bei den Planungsleistungen extern beauftragter Fachplaner auch noch einen Wassereinbruch ins Gebäude. Verursacht durch Ausführungsfehler bei der Dachabdichtung sind deshalb weitere Gewerke wie Trockenbau, Hohlboden, Estrich und voraussichtlich auch die elektrische Leitungsführung betroffen. Da noch keine abschließende Beurteilung möglich ist und derzeit Gutachten über die Mängel erstellt werden, können die konkreten Folgen für den weiteren Bauablauf und die Kostenentwicklung noch nicht abschließend abgeschätzt und beziffert werden. Bei einem Projektvolumen von 90 Millionen Euro inklusive Risikovorsorge ist allerdings mit einer Erhöhung der Baukosten von mehr als 10 Prozent zu rechnen.

Neubau John Cranko Schule

Für den Neubau der John Cranko Schule hatte es 2011 einen Planungswettbewerb gegeben. Mit dem Entwurf eines treppenartig gestaffelten Gebäudes hatte das Münchner Büro Burger Rudacs Architekten den Wettbewerb für sich entschieden. Der Spatenstich für den Bau erfolgte im Sommer 2015.

Wegen Schadstoffen im Erdreich und einem bis dahin unbekannten unterirdischen Bauwerk mussten 2017 Zeit- und Kostenpläne aktualisiert werden. Seither war die Fertigstellung für Mitte 2019 vorgesehen, als Gesamtbaukosten waren 52,5 Millionen Euro berechnet.

Die Stadt Stuttgart und das Land Baden-Württemberg finanzieren den Neubau gemeinsam. Die Finanzierung des städtischen Anteils sichert die rechtlich unselbstständige "Stiftung zur Förderung der John Cranko Schule der Württembergischen Staatstheater Stuttgart" der Landeshauptstadt Stuttgart, an der sich die Dr. Ing. h. c. F. Porsche AG mit zehn Millionen Euro beteiligt. Die Württembergischen Staatstheater beteiligen sich mit vier Millionen Euro an den Baukosten der Ballettschule.

Die neue John Cranko Schule ist für die Ausbildung von rund 150 Schülerinnen und Schülern mit acht Ballettsälen, Schulräumen, einem Gesundheitszentrum und einer neuen Probenbühne der Compagnie des Stuttgarter Balletts konzipiert. Rund 70 Schülerinnen und Schüler können im schuleigenen Internat aufgenommen werden.

Erweiterungsbau der Württembergischen Landesbibliothek

Der Grundstein des Erweiterungsbaus der WLB wurde im November 2015 gelegt. Die Planung für den sechsgeschossigen Bau stammt von den Stuttgarter Architekten Lederer Ragnarsdóttir Oei, die 2011 den Planungswettbewerb gewonnen hatten. Bisher war vorgesehen, dass der Erweiterungsbau Mitte 2019 fertiggestellt wird. Als Gesamtbaukosten waren zuletzt 55,1 Millionen Euro im Haushalt des Landes veranschlagt.

Ersatzneubau Technikfakultät Duale Hochschule Baden-Württemberg

Der Technikfakultät der DHBW werden mit dem neuen Gebäude über 14.000 Quadratmeter Nutzungsfläche zur Verfügung gestellt. Das Land hatte für Neubau rund 90 Millionen Euro veranschlagt, das Gebäude soll im Herbst 2020 an den Nutzer übergeben werden

Weitere Meldungen

Frau mit KI Brille
Digitalisierung

Vielfältiges Beratungsangebot beim Metaverse-Kongress

Visualisierung Heidelberg, Universitätsklinikum INF 220/221, ehem. Pathologie, Sanierung und Nachnutzung RM/HeiCINN, 1.BA
Vermögen und Bau

Sanierung am Universitätsklinikum Heidelberg beginnt

Mittelalterspielplatz in Neuenburg am Rhein
Städtebau

Städtebauförderprogramm 2026 startet

Ein Netzwerk-Kabelstecker leuchtet in der Netzwerkzentrale einer Firma zu Kontrollzwecken rot. (Bild: picture alliance/Felix Kästle/dpa)
Digitalisierung

CyberSicherheitsCheck jetzt auch für Handwerkskammern

Visualisierung Höchstleistungsrechenzentrum an der Universität Stuttgart
Vermögen und Bau

Höchstleistungsrechenzentrum an der Universität Stuttgart

Delegationsreise Slowenien
Delegationsreise

Wirtschaftskooperation mit Slowenien

Europastaatssekretär Florian Hassler (rechts) und Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Patrick Rapp (links) bei der Übernahme der Präsidentschaft der „Vier Motoren für Europa“ am 20. März 2023 in Lyon
Europa

„Vier Motoren für Europa“ sprechen sich für Freihandel aus

Das Logo des Südwestrundfunks (SWR), aufgenommen vor der Zentrale des SWR in Stuttgart.
Medien

SWR-Änderungsstaatsvertrag unterzeichnet

Start-up Idea Cup Bodensee
Start-up BW

LeafSync im Landesfinale des „Start-up BW Elevator Pitch 2025“

Vertreter aus Wirtschaft und Politik sitzen beim Spitzengespräch zu den US-Zöllen in einem barocken Saal an einer langen Tafel. sie sind im Gespräch und haben Mikrofone vor sich stehen.
Wirtschaft

Baden-Württemberg setzt auf Freihandel und ein starkes Europa

Visualisierung Polizeipräsidium Heilbronn
Vermögen und Bau

Polizeipräsidium Heilbronn wird saniert und erweitert

Logo Klimabündnis Baden-Württemberg
Klimaschutz

Klimabündnis wächst auf 64 Unternehmen

Kabinettssitzung in der Villa Reitzenstein in Stuttgart
Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 8. April 2025

Auf Einladung von Bauministerin Nicole Razavi MdL haben auf der Netzwerkkonferenz Baukultur am 7. April 2025 im Stuttgarter Haus der Wirtschaft rund 370 Experten, Praktiker und Entscheider über Wege für mehr Bezahlbarkeit im Bauen und Wohnen diskutiert
Baukultur

Konferenz nimmt bezahlbare Baukultur in den Blick

Ein Landwirt betankt sein Gespann mit Gülle um diese anschließend auf einem Feld auszubringen. (Foto: © dpa)
Landwirtschaft

Fotonachweise und Galerie in App für GAP-Antragsteller