Soziales

Baden-Württemberg beteiligt sich an Stiftung „Anerkennung und Hilfe“

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Menschen sitzen in einem Park. (Foto: © Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg)

Das Land beteiligt sich an der bundesweiten Stiftung „Anerkennung und Hilfe“, aus der Menschen Hilfen erhalten sollen, die in der Zeit von 1949 bis 1975 (BRD) bzw. bis 1990 (DDR) als Kinder oder Jugendliche in Heimen der Behindertenhilfe und stationären Psychiatrien Opfer von Gewalt, Missbrauch und anderen Formen von Misshandlungen waren.

Wie Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha mitteilte, stimmte das Kabinett einem entsprechenden Vorschlag seines Hauses in dieser Woche zu. Die Stiftung wird von Bund, Ländern und Kirchen zum 1. Januar 2017 eingerichtet und gemeinsam finanziert. Am 1. Dezember wird die dafür erforderliche Verwaltungsvereinbarung auf einer Konferenz der Arbeits- und Sozialminister der Länder unterzeichnet. Baden-Württemberg wird sich nach derzeitigem Stand in den fünf Jahren der Stiftungsdauer bis Ende 2021 mit rund 7,8 Millionen Euro beteiligen. 

Bekanntgabe der Beratungsstelle für Betroffene noch in diesem Jahr

Minister Lucha zeigte sich hoch zufrieden, dass die Einrichtung der Stiftung nach langen Verhandlungen zwischen Bund, Ländern und Kirchen nun kurz bevorsteht. „Baden-Württemberg hat sich von Beginn an intensiv in die Verhandlungen zur Gründung der Stiftung eingebracht. Das Land hat sich für eine Gleichbehandlung aller Menschen stark gemacht, die als Minderjährige Leid und Unrecht erleben mussten – egal ob sie in einem Kinderheim, einer Behinderteneinrichtung oder in der Psychiatrie untergebracht waren. Zugleich haben wir dafür Sorge getragen, dass die Hilfe der Stiftung niederschwellig ist und die Betroffenen, die teilweise heute noch geistige, seelische oder körperliche Einschränkungen haben, nicht überfordert“, sagte der Minister. Lucha dankte auch dem Landtag in Baden-Württemberg, der sich 2015 mit einem fraktionsübergreifenden Antrag aller damals vier vertretenen Fraktionen für die Mitwirkung Baden-Württembergs und die Bereitstellung der erforderlichen Haushaltsmittel eingesetzt hatte. „Das hatte damals Signalwirkung für ganz Deutschland“, so der Minister. Er kündigte an, noch in diesem Jahr die Beratungsstelle im Land bekannt zu geben, an die sich Betroffene wenden können.

Stiftung hilft Betroffenen mit Gesprächen

Besonders wichtig ist Minister Lucha, dass die Stiftung nicht nur Geld auszahlt. „Aus Gesprächen mit Betroffenen wissen wir, dass es ihnen darauf besonders auf die Chance ankommt, mit jemandem offen über die damaligen Geschehnisse in den Einrichtungen sprechen zu können. Ihnen ist es wichtig, dass man ihnen endlich glaubt, was sie berichten. Wenn darüber hinaus öffentlich anerkannt und wissenschaftlich aufgearbeitet wird, was damals in den Einrichtungen geschah, können hoffentlich mehr und mehr Menschen endlich Frieden mit ihrer schwierigen Lebensgeschichte schließen“, betonte Lucha. Wer als junger Mensch misshandelt und gering geschätzt wurde und statt Zuwendung aus der eigenen Familie Leid, Unrecht und Schutzlosigkeit in einer Einrichtung erlebt habe, trage sein ganzes Leben lang eine schwere Last. Daher dürfe auch die Gesellschaft nie vergessen, dass das Leben von vielen Menschen in Baden-Württemberg von diesem Schicksal geprägt wurde. Die Aufarbeitung und öffentliche Anerkennung des Geschehenen sollen dem Minister zufolge ein Mahnmal darstellen, dass Kindern und Jugendlichen nie wieder solches Leid angetan wird.

Opfer von Gewalt und Missbrauch

Schätzungen zufolge sind deutschlandweit circa 100.000 Personen Opfer von Gewalt und Missbrauch in Heimen der Behindertenhilfe und stationären Psychiatrien geworden. Wie viele Menschen in Baden-Württemberg betroffen sind, ist nicht genau bekannt.

Betroffene, die sich an die Stiftung wenden, erhalten in der Regel eine einmalige Pauschale in Höhe von 9.000 Euro. Opfer, die ohne Bezahlung arbeiten mussten, erhalten zusätzlich bis zu 5.000 Euro für entgangene Rentenansprüche.

Weitere Meldungen

Das Völkerkundemuseum Linden-Museum in Stuttgart. (Bild: picture alliance/Sina Schuldt/dpa)
Kunst und Kultur

Kultur kann sich auf Land verlassen

Baden-Württemberg, Seebach: Fichten und eine Buche stehen im Nationalpark Schwarzwald im Nebel.
Landwirtschaft

Hauk fordert Entlastung für land- und forstwirtschaftliche Betriebe

Zahlreiche im Stau stehende Fahrzeuge sind durch den Außenspiegel eines Autos auf der A81 bei Sindelfingen zu sehen.
Justiz

Geplante Sanktionierung des Punktehandels im Straßenverkehr

Eine Drohne fliegt bei Sonnenuntergang über eine Wiese. (Bild: picture alliance/Felix Kästle/dpa)
Sicherheit

Land unterstützt Änderung des Luftsicherheitsgesetzes

Eine Forscherin arbeitet im AI Research Buildung der Universität Tübingen, das zum „Cyber Valley“ gehört, an einem Code.
Wirtschaft

Mit Künstlicher Intelligenz gegen Fachkräftemangel

Fischer fischen im Bodensee (Foto: dpa)
Artenschutz

Projekt zum Fischartenschutz und Kormoranmanagement startet

Jugendliche halten ein Banner mit der Aufschrift «Ehrenamt» in den Händen.
Bürgerengagement

Sozialministerium fördert 27 Ehrenamtsprojekte

Ein Integrationsmanager erarbeitet mit zwei jugendlichen Flüchtlingen aus Eritrea Bewerbungsschreiben. (Foto: © dpa)
Integration

Rund 1,55 Millionen Euro für Integrationsarbeit in ländlichen Räumen

Landgericht Ulm
Justiz

Zwei Juristen aus Baden-Württemberg an Bundesgerichte berufen

Ein Kinderarzt untersucht einen Jungen mit einem Stethoskop.
Gesundheit

Land stärkt kinder- und jugendärztliche Versorgung

Ministerialdirektor Dr. Christian Schneider beim Erfahrungsaustausch Gestaltungsbeirat
Baukultur

Erfahrungsaustausch zu kommunalen Gestaltungsbeiräten

Touristen sitzen im Aussenbereich von Restaurants.
Bundesrat

Mehrwertsteuersenkung für die Gastronomie im Bundesrat

Rettungsassistenten laufen mit den Rettungsrucksäcken zu einem Einsatz. (Foto: © dpa)
Rettungsdienst

Land investiert 80 Millionen Euro in Rettungswachen

Ministerin Thekla Walker (vierte von rechts, vordere Reihe) mit Vertreterinnen und Vertretern der Zuwendungsempfänger bei der Übergabe der Verträge für das Landesförderprogramm für Elektrolyseure (ELY)
Erneuerbare Energien

Land baut Produktion von grünem Wasserstoff aus

Eine Sozialarbeiterin misst die Blutdruckwerte eines Probanden und übermittelt diese drahtlos per Smartphone an einen Arzt.
Medizinwirtschaft

Meilenstein zur Verbesserung der Patientenversorgung