Mit 2,5 Millionen Euro fördert das Land innovative Projekte für den öffentlichen Personennahverkehr, die zu mehr Digitalisierung, Barrierefreiheit und Kundenfreundlichkeit führen.
Neue digitale Anwendungen und Technologien für den Nahverkehr werden besser gefördert. Verkehrsminister Winfried Hermann hat dafür elf digitale Projekte von Landkreisen, Verkehrsverbünden und Unternehmen vorgestellt. Das Verkehrsministerium wird die Projekte im Rahmen der „Innovationsoffensive Öffentliche Mobilität“ (PDF) mit insgesamt rund 2,5 Millionen Euro fördern.
„Der moderne Nahverkehr ist digital, barrierefrei und kundenfreundlich! Wer Bus oder Bahn fährt, bucht heutzutage immer häufiger per App oder möchte kontaktlos zahlen“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann bei der Vorstellung der elf Projekte. „Unsere Verkehrsverbünde, Landkreise und Unternehmen haben viele innovative Ideen, wie mit Apps und anderen digitalen Technologien der Nahverkehr attraktiver wird. Mit der Förderung des Landes können die Projekte jetzt Realität werden!“
Die geförderten Projekte
Mehr als eine klassische Nahverkehrs-App für Bus und Bahn möchte der Landkreis Ortenau für seine Region entwickeln. In einer neuen Mobilitäts-App sollen neben Bus und Bahn auch alternative Sharing-Angebote für Rad und Auto gebucht werden können. Das Land fördert die Entwicklung der App mit insgesamt 375.000 Euro.
Mit der App soll für die Fahrgäste der Wechsel zwischen den verschiedenen Mobilitätsangeboten deutlich einfacher werden. Statt mehreren Apps soll es eine App für alles geben. Zuerst ist geplant den Fahrradverleihdienst Nextbike und den Carsharing-Anbieter Stadtmobil Südbaden in die App zu integrieren.
Frank Scherer, Landrat des Ortenaukreises, sagte dazu: „Ich bin dem Ministerium für Verkehr für die Förderzusage sehr dankbar, jetzt können wir die Mobilitäts-App zügig weiter voranbringen. Mobilität ist ein Grundbedürfnis der Bevölkerung und gerade in unserem ländlichen Raum von besonderer Bedeutung. Nach der weitreichenden Tarifreform im Ortenaukreis zum 1. August 2021 ist die Einführung der Mobilitäts-App nun der nächste große Schritt auf dem Weg zu einem deutlich attraktiveren und nutzerfreundlicheren öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Mit der App schaffen wir ein einheitliches, barrierefreies und übersichtliches Angebot, um den Bürgerinnen und Bürgern den Umstieg vom motorisierten Individualverkehr auf den öffentlichen Nahverkehr zu erleichtern.“
Der Landkreis orientiert sich mit seiner App an der bereits existierenden regiomove-App des Karlsruher Verkehrsverbundes. Mit der Einführung der App soll auch ein neues Preis- und Gutscheinsystem entwickelt werden. Damit sollen neue Nutzerinnen und Nutzer gewonnen werden, die bisher mit dem Umstieg auf den klimafreundlicheren Nahverkehr und Sharing-Angebote zögerten.
Um die App auch fit für das ganze Land zu machen, wird sie mit anderen digitalen Plattformen und Angeboten verknüpft. So soll es zukünftig auch möglich sein die Dienste der regiomove-App des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV) zu nutzen. Hierfür wird an einer Schnittstelle zwischen beiden Apps gearbeitet. Auch wird die App an das Datenökosystem des Landes MobiData BW angeschlossen.
Ebenfalls mit 375.000 Euro fördert das Verkehrsministerium die Weiterentwicklung der regiomove-App des Karlsruher Verkehrsverbundes. Die App ermöglicht bereits die Buchung verschiedener Mobilitätsangebote. In Zukunft soll das Angebot noch ausgeweitet werden. Auch der On Demand Service KVV.MyShuttle soll dazu in die App integriert werden. Bei MyShuttle können Fahrgäste nach Bedarf via App Kleinbusse bestellen.
Olaf Strotkötter, Mitglied der Geschäftsleitung des KVV, betonte: „Wir freuen uns sehr, dass wir dank der Unterstützung des Landes die digitale Vernetzung verschiedener Mobilitätsservices in unserer App weiter voranbringen können. Dadurch wird regiomove weiter Schritt für Schritt zu einer vollumfänglichen multimodalen Mobilitäts-App ausgebaut. Unser attraktives digitales Angebot beinhaltet damit den ÖPNV ebenso wie Leihfahrräder, Carsharing, On-Demand-Verkehre und andere wichtige Mobilitätsinformationen – ganz nach dem Motto ,regiomove – alles außer beamen´.“
Der Platz für Rollstuhl und Fahrräder ist in Bussen begrenzt. Das Unternehmen Omnibus Groß aus Rottenburg am Neckar möchte mit einer digitalen App die Fahrgäste vor Fahrtantritt darüber besser informieren. Beim Projekt FREIFAHRT soll die Auslastung von Bussen in Echtzeit berechnet werden. Der Fahrgast soll dann auf einer Plattform im Netz prüfen können, ob noch ein Platz für das Fahrrad oder den Rollstuhl vorhanden ist.
Claudia Groß, Geschäftsführerin von Omnibus Groß, sagte dazu: "FREIFAHRT ist ein auf künstlicher Intelligenz basierendes Fahrgastmonitoring des öffentlichen Personenverkehrs mit Analyse- und Informationssystem für Business-to-Business (B2B) und Business-to-Consumer(B2C)-Audits. Die Plattform bietet – ganz im Sinne einer digitalen Barrierefreiheit im Nahverkehr – den Austausch in Echtzeit mit nutzerfreundlichen Anwendungen und Auskünften zur Fahrplanlage, Auslastungsgrad und Vernetzung von Mobilitätssystemen ebenso wie zur Optimierung von Planungsprozessen und zur Vereinfachung betriebsinterner Abläufe."
Getestet werden soll das Projekt FREIFAHRT im Landkreis Tübingen auf den beiden ÖPNV-Buslinie 18 (Poltringen-Tübingen) und 7632 (Rottenburg-Altingen). Insgesamt fördert das Verkehrsministerium das Projekt mit rund 370.000 Euro.
Elektronische Tickets können bisher in der Region Stuttgart nicht direkt beim Busfahrer oder der Busfahrerin gekauft werden. Das mit 375.000 Euro geförderte Projekt „Dave B“ soll das ändern. Dafür müssen die Bordcomputer der Busse umgerüstet werden.
„Das Projekt wird den zukunftsweisenden digitalen Verkauf weiter voranbringen, deshalb freuen wir uns über die Förderung sehr. Für die Fahrgäste vor allem in der Region hat das neue System den Vorteil, dass sie nicht mehr zu einer Verkaufsstelle oder einem Automaten müssen, um ein Ticket auf die polygo-Karte zu laden“, sagte VVS-Geschäftsführer Host Stammler. „Es gibt immer noch viele Fahrgäste, die mit einem Verbundpass unterwegs sind. Dave B schafft für sie nun den Anreiz, auf die polygo-Karte umzusteigen.
Mit der Übertragungstechnik NFC (Near Field Communication) wird es dann möglich sein die elektronischen Tickets direkt auf die polygo-Karten der Fahrgäste zu laden. Auch werden mit „Dave B“ verschiede Prozesse zum Austausch von Daten automatisiert.
Der Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund hat für die Entwicklung der Claudi.App einen Förderantrag eingereicht. Dabei handelt es sich um einen individualisierbaren Audio-Stream im Freizeitverkehr. Die Förderung des Landes beläuft sich auf rund 92.400 Euro.
Durch den Antrag des Landkreis Heidenheim soll im Heidenheimer Tarifverbund das kontaktlose Bezahlen in Bussen ermöglicht werden. Die Förderung des Landes beläuft sich auf rund 170.000 Euro.
Die KreisVerkehr Schwäbisch Hall hat einen Förderantrag zur Erprobung eines Check-In-/Be-Out-Systems für Smartphones zur Anwendung in Bus und Rufbus gestellt. Die Förderung des Landes beläuft sich auf rund 300.000 Euro.
Für das bereits bestehende AnrufbusSystem des Landkreis Rottweil soll durch die Förderung des Landes eine App zur Buchung des Anrufbusses entwickelt werden. Die Förderung des Landes beläuft sich auf rund 70.000 Euro.
Die SWU App der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm soll um die Funktion einer Auslastungsprognose für Fahrgäste erweitert werden. Dies soll durch die Förderung des Landes von rund. 10.000 Euro ermöglicht werden.
Die Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart hat für sein Projekt „BadiR“ (Barrierefreiheit digital und während der Reise im ÖPNV) einen Förderantrag gestellt. Die Webseite und die App sollen barrierefrei gestaltet werden und durch die Information zur Barrierefreien Reisekette ergänzt werden. Die Förderung des Landes beläuft sich auf rund 165.000 Euro.
Mit dem Förderprojekt „WiBeLe“ möchte der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart Fahrgastzähldaten in die Auskunft integrieren. Außerdem soll deren Wirksamkeit auf die Fahrgastlenkung überprüfet werden. Die Förderung des Landes beläuft sich auf rund 150.000 Euro.
Förderprogramm Innovationsoffensive Öffentliche Mobilität
Die Förderung von Digitalen Innovationen im ÖPNV ist Bestandteil des Förderaufrufs Innovationsoffensive Öffentliche Mobilität, den das Ministerium zur Stärkung des ÖPNV im Sommer 2020 veröffentlicht hatte. Das Land unterstützt die Antragssteller bei dem Aufbau von digitalen Innovationen im ÖPNV für die Dauer von 18 Monaten mit bis zu 75 Prozent.
Neben der Förderung von Digitalen Innovationen im ÖPNV konnten im Rahmen der Innovationsoffensive auch Mobilitätszentralen sowie Gesamtkonzepte aus Buslinien und On-Demand Verkehren eine Förderung erhalten.