Wald

Waldzustandsbericht 2016 veröffentlicht

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Ein Wanderer geht beim Naturschutzzentrum Kaltenbronn im Schwarzwald einen Weg entlang. (Bild: © Uli Deck / dpa)

Der Waldzustandsbericht 2016 zeigt, dass ansteigende Temperaturen, Witterungsextreme, langanhaltende Trockenperioden und milde Winter mit ausbleibendem Frost den Wäldern vermehrt zusetzen. Insgesamt betrachtet hat sich der Waldzustand im Vergleich zum Vorjahr aber praktisch nicht verändert.

Sorgenkinder des diesjährigen Waldzustandsberichts sind die Baumarten Esche und die Buche. Die Fichte dagegen hat etwas profitieren können. „Die Forstverwaltung setzt alles daran, die Leistungsfähigkeit der Wälder zu sichern”, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Peter Hauk anlässlich der Veröffentlichung des Waldzustandsberichts 2016.

„Eine Vielzahl unterschiedlicher Umwelteinflüsse wirkt sich auf die Vitalität unserer Wälder aus. Während es vor Jahren noch der ‚Saure Regen‘ war, tritt immer stärker der Klimawandel in den Vordergrund. Mit dem Konzept einer naturnahen Waldwirtschaft, das in erster Linie auf Mischwälder setzt, stärken wir die Stabilität unserer Waldbestände nachhaltig“, sagte Hauk. 

Fichte stabil – Arbeit der Forstfachleute erfolgreich

„Nach wie vor ist die Fichte eine der wichtigsten Baumarten für die heimische Forst- und Holzwirtschaft. Im Vergleich zum Vorjahr verringerte sich der mittlere Nadelverlust geringfügig. Die Fichte zeigt sich stabil und profitiert von ausreichend hohen Niederschlägen, vor allem in der ersten Jahreshälfte 2016“, erklärte der Minister. Auch sei die für dieses Jahr befürchtete außergewöhnliche Massenvermehrung von Borkenkäfern landesweit nicht eingetreten. Neben dem Witterungsverlauf seien hierfür vor allem die Anstrengungen der Waldbesitzer und Forstbehörden maßgeblich verantwortlich gewesen. „Durch eine intensive Kontrolle der Waldbestände sowie eine zügige Aufarbeitung und Abfuhr der befallenen Hölzer konnte schlimmeres verhindert werden. Dies zeigt einmal mehr, dass unsere Wälder auf funktionierende Forstverwaltungsstrukturen und eine leistungsfähige heimische Holzwirtschaft angewiesen sind“, betonte Hauk. Zwar habe sich der Anfall von Käferholz im Vergleich zum Vorjahr mit Stand Ende September im Staats- und Körperschaftswald um etwas mehr als 40 Prozent erhöht. Allerding liege er mit rund 210.000 Festmetern auf einem erträglichen Niveau. Im Staatswald des Landes sei auf den Einsatz von Pestiziden zur Bekämpfung der gefährlichen Borkenkäferarten Buchdrucker und Kupferstecher komplett verzichtet worden. 

Sorgenkind Esche – Herausforderung für Forstleute

„Die diesjährige augenscheinliche erfreuliche Erholung der Esche darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Situation der Esche dramatisch ist. Mehr als 95 Prozent der Bäume sind vom Eschentriebsterben befallen und werden Zug um Zug absterben. Dort, wo sich von Natur aus keine neuen Bäume bilden, werden wir durch Pflanzung und Pflege nachhelfen“, erklärte Peter Hauk. Eichen, Bergahorn oder Erlen seien gute Alternativen zur Esche.

Baden-Württemberg sei im deutschlandweiten Vergleich das Bundesland mit dem höchsten Eschenvorkommen mit lokalen Schwerpunkten, vor allem in der Oberrheinebene und auf der Schwäbischen Alb. Etwa fünf Prozent der Waldbäume im Land seien Eschen. Ursache der Krankheit sei ein Pilz, der ursprünglich aus Asien stamme. Eine Bekämpfung sei nicht möglich. „Ein ganz kleiner Teil der Eschen zeigt eine genetisch bedingte Resistenz gegen die Krankheit. Momentan forschen wir daran, wie wir diesen Umstand für uns nutzen können“, erklärte der Minister.

Derzeit sei es eine vordringliche Aufgabe der Forstleute, absterbende Eschen einzuschlagen. „Dürre Kronen und Stammfußfäulen sind Folgen der Krankheit. Herabfallende Äste und umstürzende Bäume gefährden die Waldbesucher und den Straßenverkehr. Auch ist das Eschenholz zu wertvoll, um es verrotten zu lassen“, sagte der Minister. Vielerorts laufe der Einschlag von Eschenholz auf Hochtouren, vor allem entlang von Straßen und Wegen oder an Waldspielplätzen. Hierbei seien die Waldarbeiter auf das Verständnis der Waldbesucher angewiesen.

Allerdings werde auch ein Teil der Eschen sich selbst überlassen. „Dort, wo möglich, belassen wir einen Teil der abgestorbenen Bäume im Wald. Totes Holz ist Lebensraum für viele nützliche Tier- und Pflanzenarten. Wir leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt“, erklärte Hauk.

Buche mit Problemen – weiterer Forschungsbedarf

„Wir beobachten seit einigen Jahren bei der Buche einen Hang zur verstärkten Fruchtausbildung. In immer kürzeren Abständen bildet die Buche immer mehr Bucheckern aus, was zu einer Schwächung der Bäume führt. Die Blätter werden kleiner, es bilden sich weniger Seitentriebe aus und der Holzzuwachs geht zurück. Die Experten werten das als eine Folge des Klimawandels“, sagte Peter Hauk. Verantwortlich für das Phänomen sei vor allem das vermehrte Auftreten warm-trockener Perioden in den jeweiligen Vorjahren. Zudem gehe man davon aus, dass hohe Stickstoffeinträge aus Luftschadstoffen das Blühverhalten der Bäume begünstigten. „Inwieweit eine häufiger auftretende Fruchtbildung als Anpassungsfähigkeit der Buche an sich ändernde Witterungseinflüsse gewertet werden kann, oder ob dies zu einer dauerhaften Belastung der Baumart führt, muss in den nächsten Jahren weiter untersucht werden“, erklärte der Minister. Die landeseigene Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg leiste hier wertvolle Arbeit.

„Der Klimawandel ist in den Wäldern angekommen. Baden-Württemberg setzt auf klimastabile Mischwälder. Wir werden auf den passenden Standorten wärmeliebende und trockenheitstolerante Baumarten, wie die Douglasie oder die Eiche, gezielt fördern. Ein integrierter Waldschutz und die Förderung von natürlichen Waldverjüngungen runden unser Konzept ab“, sagte der Minister. Dadurch sei gewährleistet, dass die Wälder im Südwesten auch künftig den Anforderungen der Gesellschaft  gerecht würden und ihre vielfältigen Leistungen erbringen könnten. 

Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz: Wald

ForstBW

Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg: Waldzustandsbericht 2016

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