Gesundheit

Kritik an Entwurf für „Faire-Kassenwahl-Gesetz“

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha

Gesundheitsminister Manne Lucha hat anlässlich 25 Jahre AOK Baden-Württemberg den Entwurf des Bundesgesundheitsministeriums für ein „Faire-Kassenwahl-Gesetz“ kritisiert. Er sieht darin einen Angriff auf die regionale Verantwortung und Innovation in der Gesundheitsversorgung.

„Ich gratuliere der AOK Baden-Württemberg ganz herzlich zu ihrem 25-jährigen Jubiläum, das sie an diesem Donnerstag feierlich begeht. In diesem Vierteljahrhundert hat die fünftgrößte Krankenkasse Deutschlands konsequent regionale, passgenaue und innovative Modelle der Gesundheitsversorgung für ihre Versicherten weiterentwickelt wie zum Beispiel die hausarztzentrierte Versorgung als Leuchtturmprojekt der Gesundheitsversorgung im Land“, sagte Gesundheitsminister Manne Lucha in Stuttgart. Hierdurch werde die Rolle der Allgemeinmedizin in der medizinischen Versorgung gestärkt, das Berufsbild des Hausarztes aufgewertet und die ambulante Gesundheitsversorgung langfristig sichergestellt. „So sorgt auch speziell die bundesweit einmalige Vielfalt an AOK-Facharztverträgen, dafür, dass rund 530.000 Versicherte im Land – darunter sehr viele chronisch Erkrankte – von einem strukturierten Zusammenwirken von Haus- und Facharzt profitieren“, so der Minister weiter.

„Wir brauchen den fairen Wettbewerb um die beste Versorgung vor Ort“

„Leider bläst uns ausgerechnet jetzt ein eisiger Wind aus Berlin ins Gesicht“, sagte Minister Lucha. „Mit dem Entwurf eines sogenannten ,Faire-Kassenwahl-Gesetzes‘ legt der Bundesgesundheitsminister eine echte Mogelpackung für die Versicherten in Baden-Württemberg vor. Denn wo ,faire Kassenwahl‘ draufsteht, ist leider etwas Unfaires drin – das geplante Regelwerk entpuppt sich bei näherer Betrachtung nämlich leider als Kassenzentralisierungs- und Vereinheitlichungsgesetz“, so Lucha. So sehe der Gesetzentwurf vor, dass alle bisher nur landesweit geöffneten landesunmittelbaren Krankenkassen künftig gezwungen werden sollen, ihre Versicherungsdienste im gesamten Bundesgebiet anzubieten. Das betreffe neben der AOK Baden-Württemberg auch zwei landesunmittelbare Betriebskrankenkassen im Land. Lucha: „Wenn aber alle Kassen bundesweit auftreten, ist das das Ende für einen an die regionalen Strukturen vor Ort angepassten Versorgungswettbewerb. Was bringt es mir, wenn ich als Baden-Württemberger künftig beispielsweise in eine bisher nur in Sachsen-Anhalt tätige Kasse eintreten kann, dann aber in Baden-Württemberg keine Geschäftsstelle mehr vor Ort habe und auch keinen Hausarzt finde, der mit meiner neuen Kasse einen Vertrag zur Hausarztzentrierten Versorgung abgeschlossen hat?“

Angriff auf Innovation in der Gesundheitsversorgung

Auch die in dem Gesetzentwurf verankerten Reformvorschläge zur Änderung des Finanzausgleichs zwischen den Krankenkassen – des sogenannten „Morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs, kurz „Morbi-RSA“ – ließen nichts Gutes für die Versicherten in Baden-Württemberg erwarten, so Minister Lucha weiter. Denn entgegen dem ursprünglichen Ziel des Morbi-RSA sollten nach dem Gesetzentwurf nicht nur unterschiedliche Risiken der Versicherten zum Beispiel aufgrund von Vorerkrankungen zwischen den Kassen ausgeglichen werden. Es sollten auch unterschiedlich hohe Leistungsausgaben ausgeglichen werden, soweit sie an noch nicht genau festgelegten regionalen Faktoren festgemacht werden können. Diese Leistungsausgaben seien in Baden-Württemberg jedoch niedriger als in einigen anderen Ländern und Regionen, weil das Land und die weiteren Akteure in der Gesundheitsversorgung sich hier mit einer innovativen und effektiven Strukturpolitik für eine gute und kostengünstige Versorgung der Versicherten einsetzten.

Lucha: „Es wäre daher sehr unfair, wenn Kassen in Baden-Württemberg zukünftig weniger Geld aus dem Gesundheitsfonds erhalten würden, während teure und ineffiziente Strukturen in anderen Bundesländern weiter verfestigt würden. Denn dieses Geld fehlt dann bei uns im Land für die Weiterentwicklung einer innovativen Gesundheitsversorgung mit den regionalen Akteuren vor Ort. Daher werden wir insbesondere auch bei der Ausgestaltung der neu vorgesehenen sogenannten Regionalmerkmale genau hinschauen müssen“, so der Minister abschließend.

Weitere Meldungen

Deutschkurs in einer Volkshoschschule (Symbolbild: © dpa).
Weiterbildung

Breiter Schulterschluss für die Zukunft der Erwachsenenbildung

Minister Manne Lucha und Staatsministerin Madhuri Misal des indischen Bundesstaats Maharashtra sitzen nebeneinander an einem Tisch und unterzeichnen Dokumente.
Delegationsreise

Baden-Württemberg und Maharashtra vertiefen Partnerschaft

Eine junge Frau wird geimpft.
Gesundheit

Jetzt noch gegen Grippe impfen lassen

Gruppenbild Agrarministertreffen
Landwirtschaft

Deutsche Agrarminister treffen sich in Brüssel

Pilotprojekt fürsorgende Gemeinschaft in Waldstetten: gemeinsam Zukunft gestalten
Gesellschaftliche Teilhabe

Ein Netzwerk für mehr Lebensqualität im Alter

Einsatzkräfte der Feuerwehr errichten am Nonnenbach in Bad Saulgau im Ortsteil Moosheim einen Damm mit Sandsäcken gegen das Hochwasser.
Katastrophenschutz

Neues Katastrophenschutzgesetz beschlossen

Tauberufer in Wertheim
Städtebauförderung

Kernstadt Wertheim erfolgreich saniert

Ein fahrender Regionalzug
Schienenverkehr

Ausbau der Schiene im Land geht weiter voran

Weintrauben
Weinbau

Klare Regeln und weniger Bürokratie für Weinbaubetriebe

Ein Haus, dessen Grundgerüst aus Holz besteht, steht in einem Tübinger Neubaugebiet. (Bild: picture alliance/Sebastian Gollnow/dpa)
Forst

Holzbaulösungen für Kommunen und die Wohnungswirtschaft

Autos fahren bei Gosbach (Baden-Württemberg) auf der Autobahn A 8 München - Stuttgart am Drackensteiner Hang über eine Brücke.
Verkehr

Baufreigabe für Albaufstieg

Häuser in Stuttgart werden von der Morgensonne beschienen. (Bild: picture alliance/Sebastian Gollnow/dpa)
Wohnraumförderung

Z15-Darlehen in der Wohnraumförderung digital beantragbar

Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Auf dem Display sieht man die Startseite der Ehrenamtskarten-App für Baden-Württemberg.
Bürgerengagement

Ehrenamtskarte jetzt auch per App verfügbar

Logo des Landespreises 2020 für junge Unternehmen. (Bild: L-Bank)
Wirtschaft

Landespreis für junge Unter­nehmen 2026 ausgeschrieben

Symbolbild: Symbolbild: Ein Passant geht an dem Logo der Agentur für Arbeit vorbei. Das Bundesverfassungsgericht hat am Dienstag, 5. November 2019, sein Urteil zu Leistungskürzungen für unkooperative Hartz-IV-Bezieher verkündet. (Bild: picture alliance/Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa)
Arbeitsmarkt

Arbeitslosigkeit verharrt auf höherem Niveau