Artenschutz

Baden-Württemberg soll Kiebitz-Land werden

Das Land fördert das NABU-Projekt „KiebitzLand“ mit vier Millionen Euro. Im Rahmen des Projekts sollen landesweit zwölf Kiebitz-Kerngebiete entstehen, in denen die Vögel Zuflucht finden und ihre Jungen großziehen können.

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Kiebietz

Umweltministerin Thekla Walker war zu Besuch beim Projektstart des neuen Projekts „KiebitzLand – Hier wächst die Artenvielfalt“ des Landesverband Baden-Württemberg des Naturschutzbunds Deutschland e.V. in Sauldorf. Das Umweltministerium fördert das Projekt zum Schutz des vom Aussterben bedrohten Bodenbrüters im Rahmen der Artenschutzoffensive Baden-Württemberg mit rund vier Millionen Euro.

Zwölf Kerngebiete als Zufluchtsort

„Kie-witt, Kie-witt“ – Der Ruf des Kiebitzes erklingt in Baden-Württemberg immer seltener. Doch im Landkreis Sigmaringen setzen der NABU und das Land alles daran, dass der bedrohte Wiesenvogel zurückkehrt. Auf dem Acker von Landwirt Alexander Gabele in Sauldorf brüten derzeit mehrere Paare. Erfolgsgeschichten wie diese will der NABU mit seinem neuen Projekt „KiebitzLand – Hier wächst die Artenvielfalt“ bald überall in Baden-Württemberg erzählen. Unterstützt durch das Umweltministerium sollen landesweit zwölf Kiebitz-Kerngebiete entstehen, in denen die Tiere Zuflucht finden und ihre Jungen großziehen können. Weitere Kiebitz-Inseln helfen den Vögeln dabei, sich im Land auszubreiten. Im Bereich der Kerngebiete und Inseln schützen Zäune und Nestkörbe die brütenden Kiebitze und ihre Gelege.

Bestände im Sinkflug

Umweltministerin Thekla Walker betonte bei ihrem Besuch in Sauldorf, wie wichtig gemeinsames rasches und konsequentes Handeln ist, um den Kiebitz vor dem Aussterben zu bewahren: „Der dramatische Absturz der Brutbestände macht uns große Sorgen. Seit 1992 sind die Kiebitz-Vorkommen im Land um etwa 92 Prozent eingebrochen. Wir müssen landesweit dringend bessere Lebensbedingungen für die Bodenbrüter schaffen und unterstützen daher im Rahmen der Artenschutzoffensive Baden-Württemberg das Projekt des NABU mit vier Millionen Euro.“ NABU-Projektleiter Dr. Lars Stoltze sowie ein Team aus Gebietsbetreuerinnen und -betreuern suchen und betreuen innerhalb der fünfjährigen Projektlaufzeit geeignete Flächen auf Acker- und Grünland. Die beteiligten Landwirtinnen und Landwirte erhalten als Ausgleich für den entgangenen Ertrag einen Förderbetrag pro Hektar. Dieser wird von den Landschaftserhaltungsverbänden (LEV) ausgezahlt.

Zusammenarbeit mit Landwirtinnen und Landwirte

„Unser Projekt stellt das Engagement, das Landwirtinnen und Landwirte wie Alexander Gabele für die Kiebitze zeigen, in den Mittelpunkt. Wir sind dankbar, diese finanzielle Unterstützung leisten zu können und dabei die Landschaftserhaltungsverbände an unserer Seite zu wissen. Sie sind bei der Organisation eine große Hilfe“, sagte der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle. „Eine angemessene Förderung ist bei Artenschutzprojekten immens wichtig. Sauldorf ist ein gelungenes Beispiel: Der Landwirt erklärt sich bereit, Teile seiner Fläche für eine bedrohte Art zur Verfügung zu stellen. Hier wächst die Artenvielfalt und das ist ein Ertrag, für den Landwirtinnen und Landwirte ebenso entlohnt werden müssen wie für ihre Feldfrüchte.“

Wo Wasser ist, ist auch der Kiebitz

NABU-Projektleiter Dr. Lars Stoltze hofft, dass „KiebitzLand“ beispielgebend für eine artenreiche Agrarlandschaft wird. „Unter den Schutzschirm, den wir für den Kiebitz aufstellen, flüchten sich viele weitere Tier- und Pflanzenarten der Feldflur, darunter die stark bedrohten Rebhühner, Amphibien und zahlreiche Insekten.“ Nicht zuletzt berührt der Kiebitzschutz ein Zukunftsthema der Landwirtschaft: das Wasser. „Wo Wasser ist, ist auch der Kiebitz. Die Vögel brauchen flache Tümpel und offenen Boden für die Nahrungssuche. Vielerorts sind diese Feuchtflächen verschwunden. Wenn wir das Wasser zurückholen, etwa durch regulierbare Drainagen, schaffen wir neue Lebensräume und stärken die Widerstandsfähigkeit der Böden in Zeiten des Klimawandels“, erklärt er.

Verändern sich die Flächen, verändert sich auch die Bewirtschaftung. Für viele wiedervernässte Äcker und Wiesen bietet sich eine extensive Beweidung an. So setzt auch Alexander Gabele auf vierbeinige Unterstützung beim Kiebitzschutz: Seine Galloway-Rinder weiden auf dem extensivierten Acker – bald, so hofft er, umringt von Kiebitzküken.

Projekt KiebitzLand

Neben Sauldorf haben Dr. Lars Stoltze und sein Team in diesem Jahr auch in Ammerbuch im Landkreis Tübingen, Dunningen im Landkreis Rottweil und Bad Dürrheim im Schwarzwald-Baar-Kreis für die Rückkehr der Kiebitze gearbeitet. Weitere Flächen folgen in den nächsten Jahren. Um den Kiebitzen ideale Lebensbedingungen zu bieten, legen NABU-Aktive, Landwirtinnen und Landwirte vor Ort flache Tümpel an und entfernen Bäume und hohe Sträucher, die Greifvögeln dann nicht mehr als Sitzwarte dienen können. Um die brütenden Vögel und ihre Gelege vor Füchsen, Mardern oder Waschbären zu schützen, stellen die Projektteams Elektrozäune auf. Ehrenamtliche aus den NABU-Gruppen unterstützen bei der Zaunkontrolle und beim jährlichen Kiebitz-Monitoring im Frühjahr. Wo es möglich ist, werden Rinder auf den Projektgebieten weiden. Durch ihre Trittspuren auf feuchtem Untergrund entstehen offene Bodenstellen, die der Kiebitz zur Nahrungssuche braucht.

Das Projekt „KiebitzLand – Hier wächst die Artenvielfalt“ wird durch das Umweltministerium Baden-Württemberg mit rund vier Millionen Euro gefördert. Die Projektlaufzeit beträgt fünf Jahre.

Landesweite Artenschutzoffensive

Viele Arten in Baden-Württemberg sind gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht. Das Land investiert viel, um die Artenvielfalt zu erhalten und einen günstigen Erhaltungszustand wiederherzustellen. Ein wichtiger neuer Baustein ist die sogenannte landesweite Artenschutzoffensive (ASO), die 2023 ins Leben gerufen wurde. Diese besteht im Wesentlichen aus drei Säulen:

Mit der landesweiten Artenschutzoffensive werden konkrete Verbesserungen vor Ort insbesondere für die Artengruppen Vögel, Fledermäuse und Amphibien umgesetzt. Dabei wird darauf geachtet, dass die Artenschutzoffensive möglichst schnell wirksam wird. Doppelstrukturen sollen vermieden werden, indem an bereits bestehende Programme wie das Artenschutzprogramm und den Biotopverbund angeknüpft wird.

Das Land strebt im Rahmen der Artenschutzoffensive die Umsetzung von größeren Projekten (zum Beispiel extensive Weideprojekte) an, aber auch viele kleinere Projekte können über die Artenschutzoffensive realisiert werden. Die Maßnahmenflächen sollen zudem langfristig gesichert und gepflegt werden. Schließlich sollen auch die Naturschutzverbände bei der Umsetzung einbezogen werden. Sie können sich mit eigenen Anträgen aktiv einbringen.

Quelle:

Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg / NABU Baden-Württemberg

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