Tierschutz

230.000 Euro für Erforschung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch

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Das Land fördert drei Projekte zur Erforschung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch mit insgesamt über 230.000 Euro. Die Reduzierung von Tierversuchen sei ein wichtiges Anliegen zum Wohl der Tiere, sagte Minister Peter Hauk.

„Die Vermeidung von Tierversuchen ist ein wichtiges Anliegen im Sinne des Tierschutzes. Deshalb fördert die Landesregierung gezielt die Erforschung geeigneter Methoden. Wir wollen die Zahl und die Belastung von Versuchstieren in Baden-Württemberg weiter verringern. Unsere Förderung für die Entwicklung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch ist ein bedeutender Baustein für mehr Tierschutz. Mit diesem Engagement fördern wir herausragende Forschungsansätze für Alternativmethoden zum Tierversuch“, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk.

„Baden-Württemberg ist ein wichtiger Standort der biomedizinischen Forschung. Deshalb stehen wir auch zu unserer Verantwortung, Alternativen zum Tierversuch zu entwickeln. Wir fördern gezielt die Entwicklung und Anwendung alternativer Methoden in der wissenschaftlichen Forschung und Ausbildung. Mit der Förderung wollen wir für engagierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen Anreiz setzen, in diesem Forschungsfeld voranzugehen“, so der Minister. In manchen Bereichen, beispielsweise in der angewandten medizinischen Forschung, gebe es noch keine ausreichenden Alternativen. Bestimmte Versuche, beispielsweise zur Prüfung der Wirksamkeit und Sicherheit von Arzneistoffen, seien sogar gesetzlich vorgeschrieben.

Bei der diesjährigen Ausschreibung wurden fünf Förderanträge eingereicht. Eine mit Vertreterinnen und Vertretern von Tierschutz und Wissenschaft besetzte Bewertungskommission hat daraus drei Projekte ausgewählt, die eine Förderung erhalten:

  1. Galleria mellonella als 3R-Modell für transgene Mäuse
  2. RASPASS – Eine neue Methode zur tierfreien Selektion und Produktion von VHH-Antikörperfragmenten
  3. Humane Organoide aus Tumor- & Normalgewebe kombiniert mit autologen Immunzellen für die klinische, pharmakologische und Ernährungsforschung als universeller Ersatz für Tierversuche

"Ich danke allen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich beworben haben, ausdrücklich für ihr Engagement. Auch die Bewertungskommission, die die eingegangenen Anträge geprüft hat, hat ausgezeichnete Arbeit geleistet", betonte der Minister.

Weitere Informationen

Das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz fördert jährlich Arbeiten zur Entwicklung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch. Die Forschungsprojekte müssen in Baden-Württemberg oder unter Beteiligung von Einrichtungen aus Baden-Württemberg durchgeführt werden.

Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz: Ersatz und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch des Landes Baden-Württemberg

Nähere Informationen zu den Förderprojekten

Galleria mellonella als 3R-Modell für transgene Mäuse

Projektleitung:
Prof. Dr. med. Julia-Stefanie Frick
Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene
Universitätsklinikum Tübingen

Bakterien des Darmes spielen bei vielen Autoimmmunerkrankungen eine wichtige Rolle. Die Anzahl der Projekte, die Fragestellungen in diesem Bereich bearbeiten, ist sehr stark gestiegen. Da der Darm ein sehr komplexes Organ ist, sind Zellkulturmodelle für die Forschung nur bedingt geeignet. Deshalb ist auch die Anzahl der Tierversuche in diesem Bereich stark gestiegen und wird weiter steigen. Die Larven der Großen Wachsmotte Galleria mellonella stellen einen geeigneten Ersatzorganismus dar. Untersuchungen können bei 37°C durchgeführt werden, Bakterien können den Larven oral appliziert werden, und G. mellonella besitzt ein angeborenes Immunsystem, das Homologien zu Wirbeltieren besitzt. Für spezifische Fragestellungen wird  die Genomsequenz von G. mellonella annotiert, durch Integration einer Gensequenz mittels CRISPR/Cas9 in Insekteneier werden transgene G. mellonella Larven generiert. Spezifische knock-out Larven sollen entsprechende Mausmodelle ersetzen. Ziel ist, nicht nur ‚normale‘ Mäuse durch ‚normale‘ G. mellonella Larven, sondern auch transgene Mäuse durch transgene G. mellonella Larven ersetzen zu können. Das Projekt kann somit wesentlich dazu beitragen, Versuche an Wirbeltieren zu reduzieren.

RASPASS – Eine neue Methode zur tierfreien Selektion und Produktion von VHH-Antikörperfragmenten

Projektleitung:
Dr. Roland Thünauer, Marco Cavallari, pHD
Fakultät für Biologie
Universität Freiburg

Das Projekt dient der Entwicklung einer neuen, tierfreien Selektions- und Produktionsmethode für spezifische Antikörper – RASPASS (Rapid Antibody Selection and Production through VHH-Antibody Surface expression in S. aureus) – die mit wesentlicher weniger Schritten auskommt.
Einsatzgebiet von RASPASS ist die kleinmengige Herstellung von Antikörpern für die Forschung und Diagnostik. Dies ist ein Bereich, in dem noch sehr stark auf Tiere zur Immunisierung und Gewinnung von Antikörpern zurückgegriffen wird. Ziel des beantragten Projekts ist es, die Machbarkeit von RASPASS zu zeigen. Nach Vorarbeiten zur Optimierung des Chipdesigns und der Gewinnung von Antikörpern, soll die Durchführbarkeit des gesamten RASPASS-Prozesses demonstriert werden. Die Methode soll einen wesentlichen Beitrag zur Verringerung von Tierversuchen leisten.

Humane Organoide aus Tumor- & Normalgewebe kombiniert mit autologen Immunzellen für die klinische, pharmakologische und Ernährungsforschung als universeller Ersatz für Tierversuche

Projektleitung:
Prof. Dr. Ulrich M. Lauer
Abteilung Innere Medizin VIII
Eberhard Karls Universität Tübingen

Ziel des Projekts ist zunächst die Optimierung der Aufarbeitung primärer humaner Gewebe (Tumor-OP-Material von Klinikpatienten) zur Steigerung der Ausbeute an Organoiden für Forschungszwecke. Abhängig von den Ergebnissen sollen dann autologe Immunzellen zu den Organoiden  zur Simulation eines Immunsystems. Realistischere Abbildung des Gesamtorganismus und damit Verbesserung der Aussagekraft des Organoid-Modells. Das optimierte Organoid-Modell bietet durch die Verwendung menschlicher Gewebe prinzipielle Vorteile gegenüber Tierversuchen. Durch die Möglichkeiten der Lagerung und Vervielfältigung kann eine Organoid-Biobank aufgebaut werden, an der viele Forschergruppen teilhaben können. Darüber hinaus besteht die Option der Genom-Sequenzierung etablierter humaner Organoide, welche die Qualität dieser Organoid-Gewebe-Biobank steigert und neue Perspektiven bei Datenerhebung und Datenanalyse schafft. Besonders zu erwähnen ist, dass eine detaillierte Arbeitsanleitung zur Methodik erstellt werden soll, die eine uneingeschränkte Nutzung für Forschergruppen ermöglicht.

Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz: Tierschutz und Tiergesundheit

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