Antisemitismus

Nathan wieder in die Buchstabiertafel aufnehmen

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Dr. Michael Blume
Dr. Michael Blume, Beauftragter der Landesregierung gegen Antisemitismus,

Als deutliches Zeichen zur Aufarbeitung auch unbewusster antisemitischer Denkweisen plädiert der Beauftragte der Landesregierung gegen Antisemitismus, Michael Blume, für eine Wiederaufnahme des Namens Nathan in die Buchstabiertafel.

„Die Nationalsozialisten haben im Jahr 1934 unter grober Verletzung und Missachtung liberaler und demokratischer Standards in die bis dahin üblichen Buchstabiertabelle eingegriffen und alle Namen hebräischer Herkunft getilgt“, so der Beauftragte der Landesregierung, Dr. Michael Blume, in einem Brief an das Deutsche Institut für Normung. „Bis heute schlagen sich die damals eingeführten Neuerungen auch im täglichen Sprachgebrauch nieder“. So wurden die noch in der Weimarer Republik üblichen Namen wie Daniel, Nathan, Samuel und Zacharias durch Namen wie Dora, Nordpol, Siegfried und Zeppelin ersetzt. Das Ersetzen hebräischer Namen im Telefonalphabet war ein Produkt der Naziideologie und wurde nach dem Krieg nur teilweise revidiert.

„Taten beginnen mit Worten“

Nach dem Anstieg antisemitischer Vorfälle in Baden-Württemberg und auch global im Internet setzt sich der Beauftragte Dr. Blume gegen Denkweisen ein, die antisemitische Stereotypen befördern können und dadurch die Schwelle für Hass und Ausgrenzung senken: „Wir sollten tatsächlichen Antisemitismus auch in vorbewussten Traditionen und Begriffen aufspüren und dekonstruieren. Denn Taten beginnen mit Worten“. Zur Wirkung von Worten auf unser Denken und alltägliches Tun zitiert Dr. Blume auch den hebräischen Talmud: „Achte auf deine Worte, denn sie werden zu deinen Handlungen.“

Sichtbarmachung der deutsch-jüdischen Tradition

Bis heute wird für die Kennzeichnung des Buchstaben „N“ im Telefonalphabet der Name Nordpol genutzt. Nathan ist bis heute nicht wieder eingeführt worden, obwohl dieser Name eine bedeutsame deutsch-jüdische Tradition besitzt. „Nathan wieder an seinen ursprünglichen Ort in der Buchstabiertafel zu platzieren, würde ein deutliches Zeichen zur Aufarbeitung auch unbewusster antisemitischer Denkweisen setzen“, so der Beauftragte der Landesregierung Dr. Michael Blume. „Rechtzeitig zur den jüdischen Kulturwochen in Stuttgart plädiere ich dafür, dass wir den Namen Nathan wieder in unsere Buchstabiertabelle und die DIN 5009 in Deutschland aufnehmen.“

Staatsministerium: Beauftragter der Landesregierung gegen Antisemitismus

Weitere Meldungen

Das Völkerkundemuseum Linden-Museum in Stuttgart. (Bild: picture alliance/Sina Schuldt/dpa)
Kunst und Kultur

Kultur kann sich auf Land verlassen

Ministerialdirektor Dr. Christian Schneider beim Erfahrungsaustausch Gestaltungsbeirat
Baukultur

Erfahrungsaustausch zu kommunalen Gestaltungsbeiräten

Ein frischer Radweg mit Bausstellenfahrzeugen, inmitten von landwirtschaftlicher Fläche.
Radverkehr

Neuer Rad- und Gehweg zwischen Tettnang-Büchel und Schwanden

Forum Raumentwicklung
Raumentwicklung

Neue Veranstaltungsreihe zur sys­tematischen Raumbeobachtung

Eine ältere Dame lernt die Bedienung eines Computers.
Ländlicher Raum

Land fördert digitale Teilhabe im Alter mit „Klick & Klar“

Kabinettssitzung in der Villa Reitzenstein in Stuttgart
Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 16. Dezember 2025

Ein Hinweisschild mit dem Schriftzug „Bundeswehr“ steht auf dem Gelände einer Bundesliegenschaft.
Landesverteidigung

Kabinett beschließt Bau-Turbo für die Bundeswehr

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (links) und Dr. Nicola Leibinger-Kammüller (rechts)
Auszeichnung

Ehrentitel Professorin an Dr. Nicola Leibinger-Kammüller verliehen

Der offene Streckenabschnitt für den Radschnellweg. Im Hintergrund ist eine Brücke zu erkennen.
Radverkehr

Radschnellweg 4 zwischen Reichenbach und Ebersbach erweitert

Carsten Höfler
Polizei

Carsten Höfler wird neuer Landespolizeidirektor

Amtschef des Ministeriums der Justiz und für Migration Elmar Steinbacher (links), Präsident des Finanzgerichts Baden-Württemberg Prof. Dr. Manfred Muhler (Mitte), Ministerin der Justiz und für Migration Marion Gentges (rechts)
Justiz

Präsident des Finanzgerichts verabschiedet

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (rechts) mit Pfadfinderinnen und Pfadfindern bei der Übergabe des Friedenslichts
Aktion

Friedenslicht aus Bethlehem erstrahlt in der Villa Reitzenstein

Gruppenbild: Ministerpräsident Winfried Kretschmann (vorne, Dritter von rechts) mit den Ordensträgerinnen und -trägern
Tag des Ehrenamtes

Auszeichnung für besonderes ehrenamtliches Engagement

Blick in den Tagungsraum anlässlich der Sitzung der Europaministerkonferenz in der Landesvertretung in Brüssel
Europaministerkonferenz

Außenhandel der EU stärken und Regulierungen vereinfachen

Eine junge Frau mit gelbem Pullover hält ein Smartphone in der Hand.
Digitalisierung

Ausweis auf dem Handy ab 2. Januar 2027