Abfall- und Kreislaufwirtschaft

30 Jahre Abfallbilanz Baden-Württemberg

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Mehr.Wert.Garten auf der Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn

Umweltminister Franz Untersteller hat die Abfallbilanz 2018 vorgestellt. 30 Jahre nach der ersten Bilanz zeige sich, dass Baden-Württemberg bei der Sammlung, Verwertung und Entsorgung kommunaler Abfälle viel erreicht habe. Dennoch stellen die Themen Müllvermeidung, -verbrennung und Deponierung weiterhin große Herausforderungen dar.

„Drei Jahrzehnte nach der ersten Abfallbilanz und der damit verbundenen systematischen Datenerhebung steht Baden-Württemberg bei der Sammlung, Verwertung und Entsorgung kommunaler Abfälle hervorragend da. Bei wesentlichen Kennziffern wie Restmüllmenge, Müllgebühren und Wertstoffsammlung haben wir sehr viel erreicht und auch beim Ausbau der Abfallentsorgungsanlagen zeigt der Vergleich mit 1990 große Erfolge“, freute sich Umweltminister Franz Untersteller bei der Vorstellung der Abfallbilanz Baden-Württemberg für das Jahr 2018.

„1990 wussten wir kaum, wohin mit dem Müll, wir diskutierten über neue Deponien und neue Verbrennungskapazitäten, wir mussten viele Tausend Tonnen nach Frankreich oder in andere Bundesländer exportieren. Der Begriff Müllnotstand gehörte damals zum Vokabular der Abfallwirtschaft“, führte Untersteller aus. Verpackungsverordnung und die Einführung des dualen Systems, die Technische Anleitung Siedlungsabfall und die immer konsequentere Umsetzung der Abfalltrennung bewirkten die Wende. Auch das Instrument der Abfallbilanz als Spiegel und als Wettbewerbsanreiz für die Abfallwirtschaft der Kreise habe dazu beigetragen, Baden-Württemberg zu einem Musterland der Abfallwirtschaft zu entwickeln. 

Entwicklung der Abfallmengen

Das Pro-Kopf-Aufkommen an Haus- und Sperrmüll ist in den letzten drei Jahrzehnten um fast die Hälfte zurückgegangen (von 269 auf 140 Kilogramm pro Einwohner), die kommunale Abfallmenge aus häuslichen Abfällen, Gewerbeabfällen und Bauschutt hat von 31 Millionen Tonnen im Jahr 1990 auf jetzt 12,4 Millionen Tonnen abgenommen. Im Gegenzug steigt die erfasste Menge an Wertstoffen und Bioabfällen kontinuierlich an. Mehr als ein Viertel der kommunalen Abfälle gehören heute dieser Kategorie an – 1990 waren es vier Prozent.

„Die Zahlen zeigen, dass es gelingt, auf dem Weg von der Wegwerf- zu einer umweltschonenden Kreislaufgesellschaft voranzukommen“, so der Umweltminister. „Der Weg ist allerdings noch nicht zu Ende. Insbesondere bei der Erfassung von Bioabfällen hinken wir unseren Ansprüchen noch hinterher. Und natürlich bei der Königsdisziplin der Abfallwirtschaft: der Vermeidung.“

Auch dafür gibt es einen Beleg: Bei den häuslichen Abfällen (Haus- und Sperrmüll, Bioabfälle und Wertstoffe) zusammengenommen hat es in den letzten Jahrzehnten nur geringfügige Veränderungen gegeben. 1990 waren 352 Kilogramm pro Kopf, 2018 mit 353 Kilogramm etwas mehr.

Kreis-Ranking 2018

Nach wie vor führt Baden-Baden die Kreisliste bei der Menge häuslicher Abfälle an (501 Kilogramm, minus 14 Kilogramm im Vergleich zu 2017), gefolgt von Mannheim (414 Kilogramm, minus null Kilogramm) und Lörrach (403 Kilogramm, plus zwei Kilogramm). Am anderen Ende der Skala stehen Ravensburg (253 Kilogramm, minus drei Kilogramm), Tübingen (271 Kilogramm, minus 16 Kilogramm) und Schwäbisch Hall (300 Kilogramm, plus drei Kilogramm).

Das Abfallaufkommen in den Stadt- und Landkreisen weist große Unterschiede auf. Das ist in den unterschiedlichen Strukturen der Stadt- und Landkreise begründet. Die Größe eines Kreises, seine Wirtschafts- und Besiedlungsstruktur oder auch der Anteil der gewerblichen Abfälle am kommunalen Abfallaufkommen spielen hierbei eine Rolle.

Beim Haus- und Sperrmüll haben in der Kategorie „Ländliche Kreise“ mit 74 Kilogramm je Einwohner der Landkreis Freudenstadt, in der Kategorie „Städtische Kreise“ der Landkreis Calw mit 65 Kilogramm je Einwohner das geringste Aufkommen. In der Kategorie „Kreisfreie Großstädte“ die Stadt Freiburg mit 109 Kilogramm je Einwohner. Am meisten Bioabfall hat Baden-Baden (130 Kilogramm) und am meisten Wertstoffe der Kreis Waldshut (219 Kilogramm) eingesammelt.

Gebührenentwicklung

Positiv sei auch die Entwicklung der Gebühren verlaufen. Untersteller verwies auf die historisch niedrige Durchschnittsgebühr für einen Vier-Personen-Haushalt von 148 Euro im Jahr 2014 hin: „Ich denke zwar, dass wir damit den Tiefststand erreicht hatten. Aber dass wir es überhaupt soweit schaffen würden, hätte uns seinerzeit vermutlich niemand zugetraut. Nimmt man die allgemeine Kostenentwicklung als Maßstab, müssten wir bei gleicher Gebührenbelastung wie 2002, zu Beginn unserer Gebührenhebung, heute Durchschnittsgebühren von mehr als 224 Euro haben. Tatsächlich hatten wir 2019 etwas mehr als 156 Euro.“

In insgesamt zehn Stadt- und Landkreisen wurden die Gebühren im Vergleich zum Vorjahr erhöht. Grund seien unter anderem bessere Serviceleistungen, höhere Personalkosten oder geringere Erlöse für Wertstoffe gewesen. Kein einziger Stadt- und Landkreis hat seine Gebühren gesenkt.

Den größten Sprung machte der Zollernalbkreis von 182 Euro auf 217 Euro. Mit am meisten mussten Haushalte im Landkreis Konstanz und in der Stadt Mannheim bezahlen.

Nach wie vor ist auch die Spanne zwischen den Gebühren in den einzelnen Kreisen sehr hoch. Das liegt vor allem an den unterschiedlichen Systemen und Leistungen, die über die Gebühren bezahlt werden. So gibt es Abfallwirtschaftsbetriebe, die Mülltonnen bei der Sammlung sogar aus den Kellern der Häuser holen. Dies wirkt sich natürlich auf die Gebührenhöhe aus.

Müllvermeidung ist nach wie vor größte Herausforderung

Neben der Müllvermeidung als größte Herausforderung und gesellschaftliches Dauerthema in der Abfallwirtschaft nannte Umweltminister Franz Untersteller die Themen Müllverbrennung und Deponierung als wichtige Aufgaben der kommenden Jahre. „Wir, das heißt vor allem die entsorgungspflichtigen Kreise, müssen uns beizeiten darum kümmern, dass es mittel- und langfristig genügend Entsorgungskapazitäten im Land gibt. Die Müllverbrennungsanlagen sind nahezu ausgelastet. Und bei den Deponien zeichnet sich ab, dass wir insbesondere bei der Deponieklasse I für belastete Böden und nicht verwertbaren Bauschutt aktiv werden müssen“, sagte Untersteller.

Eine Deponiekonzeption werde von den Kreisen mit Unterstützung des Landes derzeit erarbeitet.

Umweltministerium: Abfallbilanz 2018 (PDF)

Umweltministerium: Grafiken aus der Abfallbilanz 2018 (PDF)

Weitere Meldungen

Die IBK-Regierungschefs bei der symbolischen Steuerradübergabe im Zeppelin-Hangar Friedrichshafen, im Hintergrund steht ein Zeppelin.
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Bodenseeraum als Modellregion weiterentwickelt

Straßenbegleitgrün
Artenschutz

Straßenräume grüner gestalten

Mitarbeiter der Straßenmeisterei im Einsatz (Foto: © dpa)
Straßenverkehr

Neue Halle für die Straßenmeisterei Gaildorf

Ein Aufsteller mit Flyern.
Öffentlicher Nahverkehr

Verkauf von Fahrkarten in Reutlingen und Aulendorf

Tauberufer in Wertheim
Städtebauförderung

Kernstadt Wertheim erfolgreich saniert

Mitarbeiter des Bereichs der atmosphärischen Aerosolforschung beim Karlsruher Institut für Technologie (KIT) arbeiten im Wolkenlabor an der Anlage für Aerosol Interaktionen und Dynamik in der Atmosphäre (AIDA). (Foto: dpa)
Ländlicher Raum

Land fördert Innovationen und nachhaltige Technologien

Ein fahrender Regionalzug
Schienenverkehr

Ausbau der Schiene im Land geht weiter voran

Ein Haus, dessen Grundgerüst aus Holz besteht, steht in einem Tübinger Neubaugebiet. (Bild: picture alliance/Sebastian Gollnow/dpa)
Forst

Holzbaulösungen für Kommunen und die Wohnungswirtschaft

Autos fahren bei Gosbach (Baden-Württemberg) auf der Autobahn A 8 München - Stuttgart am Drackensteiner Hang über eine Brücke.
Verkehr

Baufreigabe für Albaufstieg

Verschiedene Mobilitätsicons von Bus über Auto bis Bahn liegen auf einer Baden-Württemberg-Karte.
Mobilität

Landesweites Verkehrsmodell bildet Verkehr digital ab

Logo des Landespreises 2020 für junge Unternehmen. (Bild: L-Bank)
Wirtschaft

Landespreis für junge Unter­nehmen 2026 ausgeschrieben

Anzeigetafel mit Abfahrtszeiten von Zügen an einem Bahnhof.
Bahnverkehr

Fahrplanwechsel bringt neue und schnellere Verbindungen

Ein Landwirt bei der Mostäpfellese mit Erntehelfern auf seiner Streuobstwiese. (Foto: © dpa)
Streuobst

Land führt Baumschnittförderung fort

Apfelbäume stehen auf einer Streuobstwiese (Foto: dpa)
Straßenverkehr

Was Streuobstwiesen mit dem Straßenbau zu tun haben

Die Hand einer jungen Frau hält eine Energiesparlampe, darin ist eine kleine Pflanze.
Wirtschaft

Förderprogramm „Umweltfinan­zierung“ der L-Bank gestartet