Interview

Cluster steigern die Innovationskraft

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Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut im Gespräch

„Fünf Fragen  Fünf Antworten“  anlässlich der bundesweiten „Clusterwoche“ vom 20. bis 28. April 2017 beantwortet Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut Fragen zur Bedeutung der Cluster in Baden-Württemberg.

Das Bundeswirtschaftsministerium und das Bundesforschungsministerium haben erstmals eine bundesweite Clusterwoche ausgerufen. Was genau ist das und was hat die Wirtschaft in Baden-Württemberg davon?

Nicole Hoffmeister-Kraut: Die Clusterwoche, zu der wir in Baden-Württemberg die Anregung gegeben haben, dient als Werbetrommel, damit sich noch mehr Unternehmen in Cluster-Initiativen engagieren, und damit noch mehr Verantwortliche der regionalen Wirtschafts- und Innovationspolitik das Instrument besser verstehen und einzusetzen lernen. Mich freut, dass die Idee zur Clusterwoche von beiden Bundesministerinnen aufgegriffen wurde und nun Veranstaltungen in ganz Deutschland zu diesem Thema laufen.

Denn Clusterorganisationen bieten einen enormen Wert für die Unternehmen und beeinflussen die wirtschaftliche Entwicklung in ihren Regionen entscheidend.

Was genau sind Cluster und was für eine Bedeutung haben sie?

Hoffmeister-Kraut: Cluster als räumliche Zusammenballung bestimmter Unternehmen und sie unterstützender Einrichtungen sind Instrumente der regionalen Wirtschafts- und Innovationspolitik. Der Kern von Clustern ist die Idee der gemeinsamen Schlagkraft, unabhängig vom Wettbewerb.

Denn gerade kleinen und mittleren Unternehmen fehlt es häufig an ausreichenden personellen und finanziellen Ressourcen für Forschung und Entwicklung oder für den Zugang zu geeigneten Forschungseinrichtungen. Das einzelne Unternehmen braucht also Partner: andere Unternehmen, Forschungseinrichtungen für den Technologietransfer, Wirtschaftsförderungen, Kammern. Diese Partner finden sich je nach Branche oder Technologiefeld in einer regionalen Cluster-Initiative zusammen.

Aktuell gibt es in Baden-Württemberg rund 120 regionale Cluster-Initiativen und landesweite Netzwerke in allen wichtigen Branchen- und Technologiefeldern, in Ballungsgebieten, aber auch im ländlichen Raum. Cluster sind damit gerade für KMU eine Möglichkeit, sich quasi vor der Haustür in den Innovationsfortschritt einzuklinken.

Welche positiven Effekte bringen die Cluster hervor?

Hoffmeister-Kraut: Die positiven Wirkungen der Cluster-Initiativen lassen sich nicht auf den Cent genau berechnen. Das ist wie bei der Werbung. Aber: Dass es einen Mehrwert ergibt, wenn sich Unternehmen in Cluster-Initiativen engagieren, dafür gibt es tatsächlich Nachweise.

Untersuchungen des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln zeigen, dass Unternehmen in Netzwerken und Cluster-Initiativen ihre Innovationskraft steigern können, schneller neue Produkte und Dienstleistungen generieren und interdisziplinäre Fragestellungen und Herausforderungen besser bewältigen.

Unternehmen können aus diesem Engagement auch finanzielle Vorteile ziehen: zum Beispiel Lizenzeinnahmen, Kostenreduktion, verkürzte Entwicklungszeit, verringertes finanzielles Risiko. Außerdem entstehen qualitative Vorteile, wie beispielsweise Know-how-Gewinn oder Zugang zu neuen Partnern.

Noch sind diese Vorteile nicht allen Unternehmen ausreichend bewusst. Da müssen wir ansetzen, um insgesamt Gewinne und Nutzen für die Wirtschaft in Baden-Württemberg zu erzielen.

Was tut das Land, um regionale Cluster zu unterstützen?

Hoffmeister-Kraut: Nachdem das Wirtschaftsministerium früher den Aufbau von Managementstrukturen der Cluster finanziell unterstützt hat, setzen wir heute vor allem auf die weitere Professionalisierung der Clustermanagements. Das reicht von Strategieberatung über Einzelcoaching und Seminare bis zur Begleitung und Unterstützung bei konkreten Kooperationsprojekten.

Daneben stehen uns aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) Mittel für die Förderung innovativer Projekte in Cluster-Initiativen zur Verfügung. Insgesamt zwei Millionen Euro bis 2020.

Außerdem arbeiten wir daran, Cluster-Initiativen und ihre Vorteile noch mehr ins öffentliche Bewusstsein zu rücken – insbesondere bei den Unternehmen. Die Cluster müssen und werden in der zukünftigen Innovationspolitik des Landes eine bedeutende Rolle spielen, zum Beispiel bei der Umsetzung der Digitalisierungsstrategie.

Die Unternehmen treiben aktuell weltwirtschaftliche Themen wie der Brexit oder die Wirtschaftsbeziehungen zu den USA um. Können Cluster dabei Hilfestellungen bieten?

Hoffmeister-Kraut: Ich bin überzeugt, dass in Cluster-Initiativen engagierte Unternehmen die Auswirkungen des Brexit – genauso wie andere Herausforderungen, die Globalisierung, technologischer Wandel oder auch Klimaschutz mit sich bringen – im Verbund besser kompensieren können als Unternehmen ohne Netzwerkanbindung. Denn die allgemeinen Vorteile der Cluster greifen auch hier.

Als exportorientiertes Land haben wir ein hohes Interesse daran, dass unsere Unternehmen auch international gut aufgestellt sind. Deshalb unterstützen wir die Cluster-Initiativen auch bei ihren Internationalisierungsstrategien mit einem gezielten Förderprogramm.

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