Bildung

Neue Botschafterin für Alphabetisierung und Grundbildung

Lesezeit: 4 Minuten
  • Teilen
  •  
Christina Obergföll (l.) und Kultusministerin Theresa Schopper (r.)
Christina Obergföll (l.) und Kultusministerin Theresa Schopper (r.)

Speerwurf-Weltmeisterin Christina Obergföll ist Baden-Württembergs neue Botschafterin für Alphabetisierung und Grundbildung. Sie kann Betroffenen Mut machen, den Schritt zu gehen und lesen und schreiben zu lernen.

Christina Obergföll, Speerwurf-Weltmeisterin von 2013 und Trägerin des Verdienstordens des Landes, ist Baden-Württembergs neue Botschafterin für Alphabetisierung und Grundbildung. Kultusministerin Theresa Schopper hat die populäre Sportlerin aus Hohberg im Ortenaukreis heute der Öffentlichkeit vorgestellt: „Ich freue mich sehr, dass wir mit Christina Obergföll eine so erfolgreiche Sportlerin für die Aufgabe als Botschafterin für Alphabetisierung und Grundbildung gewinnen konnten. Sie kann Betroffenen Mut machen, den Schritt zu gehen und lesen und schreiben zu lernen. Als Sportlerin steht sie auch als Vorbild dafür, dass sich Zähigkeit und Fleiß auszahlen und zum Erfolg führen.“

Das Kultusministerium will mit der Ernennung von Christina Obergföll der Alphabetisierung und Grundbildung im Land ein Gesicht geben. Die Weltmeisterin war schnell dazu bereit, die Aufgabe zu übernehmen. „Für mich ist es unvorstellbar, in einer solchen Situation zu stecken und das Schreiben und Lesen nicht ausreichend zu beherrschen. Gerne möchte ich den Menschen Mut zusprechen, nicht aufzugeben und an ihren Schwächen zu arbeiten. Am Ende zahlt sich das Durchhaltevermögen aus und man erntet die Früchte des Erfolgs“, sagt die Speerwurf-Weltmeisterin. Sie ergänzt: „Es freut mich, wenn ich mit meiner Bekanntheit dazu beitragen kann, das Thema noch stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen. Schließlich bekommen die rund 750.000 Betroffenen im Land neue Möglichkeiten und Chancen, wenn sie ihre Fähigkeiten durch die Teilnahme an einem Kurs verbessern.“

Förderung für acht neue Grundbildungszentren

Die neue Botschafterin wird Menschen auch in den sozialen Medien, etwa mit Videoaufnahmen, Mut machen und sich für die Alphabetisierung und Grundbildung einsetzen. Darüber hinaus wird sie unter anderem die Grundbildungszentren (GBZ) im Land besuchen und vor Ort für deren Angebote werben. „Christina Obergföll ist für uns ein Glücksfall, um die Bedeutung der Grundbildungszentren sichtbar zu machen. Sie ist nicht nur eine herausragende Sportlerin, sondern auch sozial sehr engagiert und setzt sich beispielsweise für krebskranke Kinder ein“, sagt die Ministerin.

Bis 2024 fördert das Land in einer ersten Phase acht neue Grundbildungszentren über Mittel des Extern: Europäischen Sozialfonds (ESF) (Öffnet in neuem Fenster) in Höhe von zunächst rund zwei Millionen Euro sowie mit 600.000 Euro an Landesmitteln. Insgesamt stehen bis 2027 für die ESF-Förderung der Alphabetisierung und Grundbildung 4,5 Millionen Euro zur Verfügung. Das neue Landesprogramm im Rahmen der ESF-Förderung von 2022 bis 2024 umfasst acht GBZ: Extern: Mannheim (Abendakademie) (Öffnet in neuem Fenster), Extern: Rastatt (Effektiv-Bildung I.S. GmbH) (Öffnet in neuem Fenster), Extern: Offenburg (VHS) (Öffnet in neuem Fenster), Extern: Freiburg (VHS) (Öffnet in neuem Fenster), Extern: Stuttgart (VHS) (Öffnet in neuem Fenster), Extern: Ulm (Institut fakt.ori) (Öffnet in neuem Fenster), Extern: Freudenstadt (VHS) (Öffnet in neuem Fenster) und Extern: Schwäbisch Gmünd (VHS) (Öffnet in neuem Fenster). Die Grundbildungszentren in Stuttgart, Rastatt und Schwäbisch Gmünd sind neu dabei.

Die Grundbildungszentren haben vor Ort zum einen die Aufgabe, Betroffene mit Lernangeboten besonders niederschwellig anzusprechen und sie in Kursen weiterzubilden. Zum anderen errichten sie Netzwerke und Kooperationen mit Einrichtungen, die direkten Zugang zu Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten haben. Angesprochen werden dabei im Sinne von aufsuchender Bildungsarbeit sowohl Stadtbibliotheken, Arbeitsagenturen und Jobcenter wie auch Unternehmen, Tafelläden und andere Orte, an denen Menschen mit Grundbildungsbedarf geholfen werden kann.

Weiterbildungsstrategie: Schwerpunkt auf digitaler Grundbildung

Ein Schwerpunkt des Landesprogramms ist zudem die digitale Grundbildung. Bis 2024 steht dafür eine Million Euro im Rahmen der ressortübergreifenden Weiterbildungsinitiative Extern: WEITER.mit.BILDUNG@BW (Öffnet in neuem Fenster) bereit, um die Arbeit der Grundbildungszentren im digitalen Bereich umfassend zu fördern. Prof. Dr. Josef Schrader, Wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE), betont in diesem Zusammenhang die Bedeutung, richtig schreiben und lesen zu können: „Es wird immer wichtiger, schriftlich zu kommunizieren und Texte auch digital zu verstehen. Die Transformation zum Digitalen führt im Privat- und Berufsleben dazu, dass die Bedeutung, das Schreiben und Lesen zu beherrschen noch einmal erheblich zunimmt. Und ohne eine digitale Grundbildung geht es künftig kaum mehr.“

Dabei werden hybride Lehr- und Lernprogramme für den Unterricht entwickelt und umgesetzt. „Eine ausreichende Alphabetisierung und Grundbildung ist eine Grundlage dafür, dass Beschäftigte neue berufliche Chancen für sich aufbauen können. Und für unsere Wirtschaft ist das eine Möglichkeit, den vorhandenen Pool an heimischen Erwerbstätigen erweitern zu können“, betont Schrader. Er fügt hinzu: „Zwingende Grundlage ist allerdings, dass die digitalen Grundlagen didaktisch fundiert vermittelt werden.“ Deshalb seien auch die angebotenen Fort- und Weiterbildungen für die Kursleitungen durch die Fachstelle für Grundbildung und Alphabetisierung Baden-Württemberg und die PH Weingarten besonders wichtig. „Die digitale Grundbildung bietet gute Möglichkeiten, um die Betroffenen in den Kursen zu motivieren und individuell zu fördern. Corona hat uns hier stark vorangebracht. Jetzt müssen wir auf diesem Weg weitergehen, um die Vorteile der Digitalisierung auch für die Alphabetisierung und Grundbildung zu nutzen“, erklärt der Leiter des DIE.

Landesprogramm Alphabetisierung und Grundbildung

6,2 Millionen Erwachsene in Deutschland zählen als gering literalisierte Menschen, statistisch gesehen demnach in Baden-Württemberg rund 750.000 Personen. Sie haben erhebliche Probleme im Lesen, Schreiben, Rechnen und in der Grundbildung allgemein. Rund zwei Drittel von ihnen sind erwerbstätig, mehr als 50 Prozent haben Deutsch als Erstsprache gelernt. Die digitale Transformation der Wirtschaft stellt sie vor allem am Arbeitsplatz vor erhebliche zusätzliche Probleme.

Das Kultusministerium förderte deshalb im Landesprogramm Alphabetisierung und Grundbildung von 2019 bis 2021 Grundbildungszentren und Kurse in Baden-Württemberg, um die Menschen niederschwellig anzusprechen und vor Ort Netzwerke aufzubauen. Als Grundbildungszentren wurden dabei die folgenden Einrichtungen gefördert: Abendakademie Mannheim (VHS), Institut Fakt.ori Ulm, Internationaler Bund Lörrach, Internationaler Bund Pforzheim, VHS Freiburg, VHS Freudenstadt, VHS Heidelberg und VHS Offenburg.

Die baden-württembergische Landesregierung hat im Februar 2021 die ressortübergreifende Weiterbildungsoffensive Extern: WEITER.mit.BILDUNG@BW (Öffnet in neuem Fenster) beschlossen. Das Kultusministerium, das Wirtschaftsministerium und das Wissenschaftsministerium werden dabei unter einem gemeinsamen Dach die berufliche, allgemeine und wissenschaftliche Weiterbildung im Land bündeln, nachhaltig stärken und zukunftssicher aufstellen. Dafür investiert das Land in den Jahren 2021 bis 2024 insgesamt 40 Millionen Euro. Eine Million Euro wird für die Grundbildung bereitgestellt.

Extern: Fachstelle für Grundbildung und Alphabetisierung (Öffnet in neuem Fenster)

Weitere Meldungen

Tasten einer beleuchteten Tastatur. (Bild: picture alliance/Sebastian Gollnow/dpa)
Innovation

de:hubs starten in dritte Förderphase

Gänsmarkt in Bad Mergentheim
Städtebauförderung

15 Millionen Euro für soziale Integration

Eine Lehrerin erklärt einem Schüler eine Aufgabe (Bild: Kultusministerium Baden-Württemberg).
Sprachförderung

Kinder mit nichtdeutscher Herkunftssprache sind Teil der Juniorklassen

Isolierte Rohre sind in einer Jet Fuel Synthese-Anlage in einem Container zu sehen.
Verkehr

Aktionsplan reFuels vorgelegt

Holzbaupreis 2022: Kirchturm mit Aussichtsplattform in Gutach im Breisgau
Bauen

Neuer Forschungsbericht zum baulichen Holzschutz

Ernährung

Neuer Auftritt für Landesinitiative BEKI

Ein Mähdrescher lädt während der Ernte den geernteten Weizen in einen Anhänger ein, der neben ihm von einem Traktor gezogen wird. (Foto: © dpa)
Landwirtschaft

Technikerschule für Landwirtschaft in Hohenlohe eröffnet

Justiz

232 neue Auszubildende als Justizfachangestellte

Die Eckfahne eines Kunstrasenplatzes (Bild: © dpa/Fredrik von Erichsen)
Bioökonomie

Biobasierter Kunstrasenplatz in Ellwangen eröffnet

Schülerlotse geht mit Schulkindern über Zebrastreifen
Schule

Schulstart mit Aktion „Sicherer Schulweg“

Drei Männer begutachten ein Medikalvlies. (Bild: © obs/Freudenberg & Co. KG)
Innovation

Land fördert Prototypen für innovative Technologien

Baden-Württemberg, Lenningen: Schülerinnen und Schüler sitzen in einem Klassenraum der Grundschule im Lenninger Ortsteil Schopfloch. (Bild: picture alliance/Marijan Murat/dpa)
Schule

Lehrkräfteeinstellung läuft auf vollen Touren

Eine Schülerin einer zweiten Klasse schreibt in einer Schule das ABC an die Tafel. (Foto: dpa)
Schule

Zahlen zum Schuljahr 2025/2026

Ausbilderin mit Lehrling
Ausbildung

Erfolgreicher Abschluss der Ausbildung wichtig

Ein Mitarbeiter des Fraunhofer Instituts, führt bei der Eröffnung des neuen "Future Work Lab" des Fraunhofer Instituts in Stuttgart einen Roboterarm. (Foto: dpa)
Wissenschaft

Land fördert Fraunhofer-Institute mit rund 3,9 Millionen Euro