Abfallwirtschaft

Abfallbilanz für 2019 vorgestellt

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft bei der Arbeit

Umweltminister Franz Untersteller hat die Abfallbilanz für 2019 vorgestellt. Während das Gesamtmüllaufkommen im Land etwas abgenommen hat, wurde beim Bioabfall das Mengenziel trotz erneuter Steigerung noch nicht erreicht. Mülltrennung und Wertstoffsammlung müssen verbessert werden.

Mengenentwicklung:

Mit 12,24 Millionen Tonnen haben die öffentlich-rechtlichen Entsorger im vergangenen Jahr etwas weniger Abfälle angenommen und entsorgt als im Vorjahr 2018 mit 12,44 Millionen Tonnen. Davon entfielen rund 55 Prozent auf Baumassenabfälle, 45 Prozent auf Abfälle aus dem Siedlungsbereich. Häusliche Abfälle – Rest- und Sperrmüll, Bioabfälle und wertstoffhaltige Abfälle – waren es 355 Kilogramm pro Kopf, insgesamt 3,93 Millionen Tonnen.

„Mit diesen Zahlen ähnelt die Bilanz des Jahres 2019 sehr der Bilanz des Vorjahres“, fasste Umweltminister Franz Untersteller zusammen. „Es gab leichte Mengenverschiebungen, die Größenordnungen sind jedoch bei leicht gewachsener Bevölkerungszahl gleichgeblieben.“

Gebührenentwicklung

Die Gebühren, die Haushalte für die Abfallentsorgung bezahlen müssen, lagen 2019 bei gut 156 Euro. Anfang dieses Jahres sind sie erneut gestiegen, um fast neun Euro auf etwas über 165 Euro (plus 5,7 Prozent) im Landesdurchschnitt.

„Nach jahrelangen Gebührenrückgängen geht es seit ein paar Jahren wieder nach oben“, so der Umweltminister. „Das ist aber nicht überraschend: Wenn wir das sehr hohe Niveau unserer Abfallwirtschaft halten und zugleich steigende Anforderungen an Abfallentsorgung und Wertstoffrückgewinnung umsetzen wollen, dann hat das seinen Preis. Und im Vergleich zur allgemeinen Preisentwicklung der vergangenen Jahrzehnte ist der noch immer sehr niedrig.“ Hätten sich die Preise seit der ersten Erhebung im Jahr 2002 entlang der Inflationsraten entwickelt, lägen die Abfallgebühren heute im Schnitt bei fast 226 Euro.

Es werde in Zukunft noch mehr darauf ankommen, die Mülltrennung und Wertstoffsammlung zu verbessern, sagte Untersteller weiter. „Wertstoffe sind eine Einnahmequelle für die Entsorger und helfen damit, die Gebühren für die Haushalte niedrig zu halten. Hier haben die Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Abfalltrennung einen direkten Einfluss auf ihre Müllgebühren.“

Bioabfall

Ein wichtiges Thema der Kreislaufwirtschaft sei nach wie vor die Getrenntsammlung von Bioabfällen. „Das ist eine wertvolle Ressource, die wir verstärkt nutzen sollten. Als Kompost, zur energetischen Verwertung, zur Herstellung von Treibstoff. Mit 51 Kilogramm pro Kopf haben wir trotz erneuter Steigerung unser Mengenziel von 60 Kilogramm noch nicht erreicht.“ Noch immer werde zu viel über die Restmülltonnen entsorgt, so Untersteller.

Auch bei der Qualität des Bioabfalls gebe es weiterhin Defizite, noch immer seien Fremdstoffe, vor allem Plastik, in den Abfällen, die die Verwertung erschweren. „Wir haben deshalb die Beratung verstärkt und haben einen Leitfaden „Biotonne richtig nutzen“ für Abfallwirtschaftsbetriebe und Hausverwaltungen erstellt. Dazu läuft ein Forschungsvorhaben, das untersucht, ob biologisch abbaubare BAW-Beutel als Sammelmedium für Küchenabfälle taugen. Dadurch könnten endlich andere Plastiktüten aus den Biotonnen verdrängt werden.“

Die Verwertung der Bioabfälle in Vergärungsanlagen sieht Untersteller auf gutem Weg. Im vergangenen Jahr seien einige neue Bioabfallvergärungsanlagen in Betrieb gegangen, so dass der Anteil der energetisch verwerteten Bioabfälle gegenüber dem Vorjahr deutlich von 39 auf 48 Prozent gesteigert werden konnte. Weitere Anlagen seien bereits in Planung.

Entsorgungsinfrastruktur

Für andere Bereiche der Abfallwirtschaft warnte der Umweltminister dagegen vor drohenden Entsorgungsengpässen. Ein Bereich sei die Klärschlammentsorgung: „Wir gehen davon aus, dass wir zusätzlich zu den bisherigen Planungen noch mindestens zwei weitere Verbrennungsanlagen benötigen, um die Klärschlammentsorgung im Land langfristig zu sichern“, so Untersteller.

Hintergrund sei der Kohleausstieg, der langfristig dazu führt, dass benötigte Verbrennungskapazitäten für Klärschlämme in Kohlekraftwerken wegfallen. In Bezug auf die Abfalldeponien im Land betonte Untersteller, dass für die nächsten zehn Jahre genügend Deponieraum zur Verfügung stehe. Aber die Kapazitäten für mineralische Abfälle wie Bodenmaterial oder Bauschutt würden seit einigen Jahren knapper.

Aktuell arbeiten die kommunalen Spitzenverbände deshalb gemeinsam mit dem Umweltministerium an einer Deponiekonzeption für Baden-Württemberg. Neben der Erfassung des Ist-Standes geht es vor allem darum, den künftigen Deponiebedarf zu erheben. Ergebnisse und damit Anhaltspunkte für die weitere Deponieplanung soll es im kommenden Jahr geben.

Abfallbilanz 2019 (PDF)

Umweltministerium: Abfall- und Kreislaufwirtschaft

Weitere Meldungen

Ländlicher Raum
Ländlicher Raum

Preisträger im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ geehrt

Neubau Cyber Valley Tübingen
Forschung

Neubau Cyber Valley I an der Universität Tübingen eröffnet

Eine Frau steigt aus dem Bürgerbus. (Bild: © Wolfram Kastl/dpa)
Nahverkehr

Zehn Jahre Bürgerbusse im Land

Ein Bio-Bauer bringt mit seinem Traktor und einem Tankwagen als Anhänger, die angefallende Jauche auf einer Wiese aus. (Bild: dpa)
Landwirtschaft

Über 8,5 Millionen Euro für inno­vative Landwirtschaftsprojekte

Ein bwegt-Zug fährt am Bodensee vorbei.
Schienenverkehr

Planungen für die Bodenseegürtelbahn gehen weiter

Naturschutzministerin Thekla Walker und Mauro Oliveira Pires, Präsident des staatlichen Chico-Mendes-Institut für Biodiversitätserhalt, haben auf der COP30 in Belém ein Kooperationsabkommen unterzeichnet.
Weltklimakonferenz

Nationalparks vereinbaren Zusammenarbeit in Forschungsfragen

COP 30: Baden-Württemberg und Kalifornien unterzeichnen Klimaabkommen
Weltklimakonferenz

Baden-Württemberg und Kalifornien unterzeichnen Klimaabkommen

Logo Umwelttechnikpreis Baden-Württemberg 2025
Nachhaltiges Wirtschaften

Umwelttechnikpreis 2025 verliehen

Bescheidübergabe
Luftverkehr

Land fördert Entwicklung nachhaltiger Flugkraftstoffe

Ein Haus, dessen Grundgerüst aus Holz besteht, steht in einem Tübinger Neubaugebiet. (Bild: picture alliance/Sebastian Gollnow/dpa)
Forst

Fachtagung Holzbau betont Beitrag zur Bauwende

Eingang zu einem bwegt-Fahrgastcenter mit großer Beschilderung
Nahverkehr

Einheitliche Fahrgastcenter für Bahnreisende

Ministerpräsident Winfried Kretschmann auf der dritten Jahresveranstaltung des Strategiedialog „Bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen“
Wohnen und Bauen

Baden-Württemberg gestaltet die Bauwende aktiv

Ein Rollstuhlfahrer steht mit seinem Elektro-Rollstuhl am Bahnhof an einem Gleis. (Bild: picture alliance/Marijan Murat/dpa)
Mobilität

Mobilität der einen darf nicht auf Kosten anderer gehen

Forschungsanlage am Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung zum Direct Air Capture, dem Gewinnen von Kohlenstoffdioxid aus der Luft.
Förderung

Land fördert Entwicklung strategischer Technologien

Ein Krebsforscher arbeitet in einem Labor des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen in Heidelberg mit einer Pipette. (Bild: picture alliance/picture alliance / dpa)
Forschung

Erneuter Spitzenplatz bei europäischen Forschungsgeldern