Schienenverkehr

Zollernalbbahn soll elektrifiziert werden

Eine S-Bahn der Deutschen-Bahn fährt Richtung Stuttgart. (Bild: © picture alliance/Tom Weller/dpa)

Die Strecke der Zollernalbbahn von Albstadt nach Sigmaringen soll elektrifiziert werden. Einen entsprechenden Vertrag zur Planung haben der Landkreis und die Deutsche Bahn nun geschlossen.

Der Landkreis und die Deutsche Bahn haben einen Vertrag über die Planung der Elektrifizierung der Zollernalbbahn von Albstadt nach Sigmaringen geschlossen. Mit dem Land schloss der Landkreis zudem einen Finanzierungsvertrag ab. Im Beisein von Abgeordneten, Behördenvertretern und zahlreichen Kreisräten und Bürgermeistern sind gestern die Verträge unterschrieben worden. 4,76 Millionen Euro investiert der Landkreis in die Vorplanung. Das Land unterstützt den Kreis dabei mit 1,19 Millionen Euro. „Wir machen uns an die Arbeit, der erste Schritt in Richtung Elektrifizierung ist getan“, machte Landrätin Stefanie Bürkle in ihrer Ansprache deutlich.

Ergebnisse der Vorplanung sollen in zwei Jahren vorliegen

Bis September wird nun eine sogenannte Betriebsprogrammstudie erstellt. „Ziel dieser Untersuchungen ist es festzulegen, welche infrastrukturellen Maßnahmen für das vorgesehene Betriebskonzept erforderlich sind und ob durch die geänderten Fahrpläne neue Kreuzungsmöglichkeiten für die Züge geschaffen werden müssen“, erläuterte Dr. Markus Demmler, Leiter Großprojekte Südwest der DB Netz AG. Die Ergebnisse der Vorplanung inklusive der Kostenschätzung sollen im Frühjahr 2022 vorliegen.

Im Anschluss an diese Planungen der Leistungsphasen 1 und 2 erfolgt die Nutzen-Kosten-Analyse, eine Wirtschaftlichkeitsberechnung in der der volkswirtschaftliche Nutzen, wie Reisezeitverringerung, eingesparte Fahrten mit dem PKW oder auch eine geringere Umweltbelastung den entstehenden Kosten gegenüber gestellt werden. „Nur wenn der Nutzen die Kosten übersteigt, werden der Bund und das Land die Maßnahme fördern. Erst dann entscheidet sich, ob die DB das Projekt in eine Realisierung bringt“, kündigte Landrätin Bürkle an. Wenn sich das Projekt dabei als wirtschaftlich erweist, stehen die Chancen für den Ausbau sehr gut. 

Der Bund verfünffacht die Fördermittel

Wie Thomas Bareiß, parlamentarischer Staatssekretär beim Bundeswirtschaftsministerium berichtete, verfünffacht der Bund die Fördermittel. „Wir meinen es ernst beim Klimaschutz und möchten den Landkreis Sigmaringen an das Bahnnetz der Zukunft anbinden“, so Bareiß.

Dr. Markus Demmler, der bei der DB die Großprojekte im Südwesten leitet, machte deutlich, von welch großer Bedeutung die Strecke für die Bahn ist: „Es ist an der Zeit, durch den Ausbau und die Elektrifizierung der Strecke den Grundstein für umweltfreundliche Mobilität und eine höhere Angebotsqualität zu legen. Damit wird auch die Voraussetzung zur Verknüpfung mit der Regionalstadtbahn Neckar-Alb sowie für eine spätere Anbindung an den neuen Stuttgarter Hauptbahnhof geschaffen, der zukünftig nur noch elektrisch befahrbar sein wird. So schaffen wir die starke Schiene in der Region.“

Erhöhte Bundesförderung macht Elektrifizierung überhaupt erst möglich

Bis zu 90 Prozent der zuwendungsfähigen Baukosten und eine pauschale Förderung der darin enthaltenen Planungskosten in Höhe von zehn Prozent leistet der Bund nun. Auch das Land Baden-Württemberg hat eine Übernahme von 25 Prozent der Planungskosten für die nun beauftragten Leistungsphasen 1 (Vorplanung) und 2 (Kostenschätzung) zugesagt. 

Gerd Hickmann, Abteilungsleiter im Ministerium für Verkehr hebt hervor: „Es ist dem Land ein Anliegen, dass die Elektrifizierung der Zollernalbbahn über Albstadt-Ebingen hinaus bis Sigmaringen zeitnah erfolgen kann, idealer Weise zeitlich zusammen mit dem Rest der Strecke ab Tübingen. Dieser Lückenschluss stärkt die gesamte Verbindung und die Anbindung Sigmaringens.“ Thomas Bareiß fügte hinzu, dass es ein Quantensprung für den öffentlichen Verkehr und die Schiene sei, „durch den der Grundstein für einen modernen, klima- und kundenfreundlichen Schienenpersonenverkehr bei uns im ländlichen Raum gelegt werde.“ 

Gesamtkosten für die Elektrifizierung liegen bei etwa 160 Millionen Euro

Ein erster grober Kostenüberschlag seitens DB Netz geht derzeit von Gesamtkosten von etwa 160 Millionen Euro für die Elektrifizierung des 27 Kilometer langen und topographisch anspruchsvollen Abschnittes von Albstadt nach Sigmaringen aus. Geschätzt 127 Millionen Euro entfallen auf die Baukosten, circa 32 Millionen Euro sind für die Planungen aller Leistungsphasen notwendig. 

„Erst durch die Tatsache, dass der Bund die Fördermittel und die Förderquote erhöht hat, war für uns als Landkreis die Elektrifizierung überhaupt vorstellbar. Dank der neuen Fördermöglichkeiten des Bundes und der Unterstützung des Landes rückt das Bahnnetz der Zukunft in greifbare Nähe“, fasste Stefanie Bürkle zusammen.

Elektrifizierung ist mehr als nur eine Oberleitung zu spannen

Schon seit über zehn Jahren bemühen sich die Landkreise Reutlingen, Tübingen, Sigmaringen und der Zollernalbkreis im Rahmen der Projekte „Regionalstadtbahn Neckar-Alb“ und „Lückenschluss Albstadt – Sigmaringen“ um die Elektrifizierung der Zollernalbbahn zwischen Tübingen und Sigmaringen. Langfristiges Ziel des Landkreises Sigmaringen ist eine Zusammenführung der Planungen der Regionalstadtbahn Neckar Alb Reutlingen – Tübingen – Albstadt und des Abschnittes Albstadt – Sigmaringen, um die Elektrifizierung der Zollernalbbahn zwischen Tübingen und Sigmaringen in einem großen Bauvorhaben zu realisieren. Den Kreisräten dankte die Landrätin nochmals für ihre beherzte und mutige Entscheidung im Dezember, in die Planungen einzusteigen.

Um eine Bahnstrecke zu elektrifizieren, sind neben dem Errichten der eigentlichen Oberleitung noch weitere Arbeiten zu erledigen. Um genügend Platz für die Oberleitungen zu haben, müssen Tunnel vergrößert, Brücken neu gebaut oder Gleise abgesenkt werden. Auch Bahnübergänge und die Leit- und Sicherungstechnik werden erneuert. Durch geänderte Fahrpläne sind teilweise auch neue Kreuzungsstellen notwendig, so dass bestehende Bahnhöfe oder Haltepunkt erweitert werden müssen. 

Ziel: bessere Verbindungen und moderne Züge

„Ziel ist“, so Landrätin Bürkle, „dass durch die Elektrifizierung mehr, pünktlichere und modernere Züge fahren und wir die Direktverbindung nach Stuttgart erhalten können.“ Bis 2026 fährt die DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee GmbH noch mit Dieselneigetechnikzügen. Ob auch danach die in die Jahre gekommenen und störanfälligen Neigetechniktriebwagen eingesetzt werden können, ist zumindest fraglich. Zudem wird die Befahrung des neuen Stuttgarter Hauptbahnhofs durch dessen Tunnellage nur mit elektrischen Zügen möglich sein. 

„Um aus dem Landkreis Sigmaringen auch nach Fertigstellung von Stuttgart 21 umsteigefrei und mit attraktiven Fahrzeiten nach Stuttgart fahren zu können, ist eine Elektrifizierung der Zollernalbbahn unumgänglich“, formulierte es Landrätin Bürkle. Andernfalls drohe der Landkreis im „Dieselloch“ mit gegenüber heute deutlich verlängerten Fahrzeiten zwischen Stuttgart und Sigmaringen und Umsteigezwängen in Tübingen, Ulm oder Aulendorf zurückzubleiben.

Gerd Hickmann machte deutlich, dass das Land die Region gerne dabei unterstützt, den Ausbau der Zollernalbbahn voranzubringen. Das Projekt ist ein wichtiger Baustein für die Verdopplung der ÖPNV-Fahrgastzahlen, die sich das Land bis 2030 vorgenommen hat. Auch für die ehrgeizigen Klimaschutzziele ist der Umstieg von Diesel auf Elektroantrieb wichtig.

Quelle:

Landkreis Sigmaringen

Weitere Meldungen

Team Wald
  • Forst

Zukunft des Forstberufs

Nadelbäume ragen bei Seebach am Ruhestein in den Himmel. (Bild: picture alliance/Uli Deck/dpa)
  • Forst

Internationaler Tag des Baumes

Enforcement Trailer der Polizei Baden-Württemberg zur Geschwindigkeitskontrolle.
  • Verkehrssicherheit

Bilanz der Geschwindigkeits­kontrollwoche

Gruppenbild vor dem baden-württembergischen Gemeinschaftsstand auf der Hannover Messe 2024
  • Wirtschaft

Kretschmann besucht Hannover Messe

Ein Verkehrsschild mit Tempo 30 und darunter dem Hinweis: „22 bis 6 h Lärmschutz“
  • Lärm

Tempo 30 gegen Straßenlärm

Breisgau-S-Bahn im Landesdesign (bwegt)
  • Schienenverkehr

Zuverlässigkeit auf der Breisgau-S-Bahn wird verbessert

Polizist der Polizei Baden-Württemberg kontrolliert den Verkehr.
  • Verkehr

Bundesweiter Aktionstag zur Sicherheit im Güterverkehr

Autos fahren in Stuttgart (Foto: © dpa)
  • Verkehr

Statt Fahrverbote wirksame Maßnahmen für weniger CO2-Ausstoß

Mit einem digitalen Lasergeschwindigkeitsmessgerät wird der Verkehr auf der Autobahn A5 bei Müllheim überwacht. (Foto: dpa)
  • Verkehrssicherheit

Europaweiter Speedmarathon

RE zwischen Singen und Stuttgart (Gäubahn) - hier zwischen Aistaig und Sulz, im Vordergrund der Neckar (Bild: Deutsche Bahn AG/ Georg Wagner)
  • Schienenverkehr

Land plant deutliche Angebotsverbesserungen auf und zu der Gäubahn

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (links) und der lombardische Staatssekretär für internationale Angelegenheiten Raffaele Cattaneo (rechts)
  • Europa

Land übergibt Präsidentschaft der „Vier Motoren für Europa“

Im Energiepark Mainz ist der verdichtete grüne Wasserstoff aus einem Elektrolyseur in Tanks gelagert.
  • Wasserstoff

Ausgestaltung des Wasserstoffkernnetzes

Die Kabinettsmitglieder sitzen am Kabinettstisch der Villa Reitzenstein.
  • Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 9. April 2024

Ministerpräsident Winfried Kretschmann
  • Kreisbesuch

Kretschmann besucht Landkreis Böblingen

Verkehrsminister Winfried Hermann (Mitte) beim offiziellen Start der Batteriezüge Mireo Plus im Fahrgastbetrieb
  • Schienenverkehr

Batterie statt Diesel

Die Außenaufnahme zeigt die Kläranlage des Abwasserzweckverbandes Raum Offenburg bei Griesheim
  • Wasserwirtschaft

174,4 Millionen Euro für kommunale Wasserwirtschaft

Ladekabel für ein E-Auto wird in das Fahrzeug gesteckt.
  • Elektromobilität

Charge@BW bringt Schub bei Ladeinfrastruktur und E-Mobilität

Felsbrocken liegen in Braunsbach auf einer Baustelle. (Bild: Marijan Murat / dpa)
  • Stadtentwicklung

„Flächen gewinnen durch Innenentwicklung“ weiterentwickelt

Offizielle Freigabe der neuen Enzbrücke
  • Strasse

Ersatzneubau der Enzbrücke Niefern eröffnet

Ein Motorradfahrer fährt auf einer Landstraße. (Bild: dpa)
  • Lärm

Schutz vor Motorradlärm durch Tempolimits

Zwei Lokführer stehen am Kopf eines Zuges der SWEG und lachen in die Kamera.
  • Nahverkehr

Bündnis gegen Fachkräftemangel im ÖPNV

Zwei Busse der Dachmarke bwegt
  • Nahverkehr

Kostensteigerungen in der Busbranche gedämpft

Ein Vermessungsgerät steht auf einer Autobahnbaustelle.
  • Straßenbau

Weitere Großprojekte an DEGES vergeben

Polizisten kontrollieren ein Auto.
  • Verkehrssicherheit

Bundesweite Kontrollaktion gegen die Autoposerszene

Ein Windrad ist auf der Holzschlägermatte bei Freiburg zu sehen.
  • Bürokratieabbau

Erste Erfahrungen mit Praxis-Check zur Windkraft