Mehr individuelle Förderung, Entlastung der Schüler durch den neuen G8-Bildungsplan und eine bessere Unterrichtsversorgung: Die Landesregierung stärkt das bewährte Gymnasium weiter, macht Kultusminister Andreas Stoch im Interview deutlich.
Mit welchen Maßnahmen hat die Landesregierung Gymnasium in den letzten Jahren weiter gestärkt?
Andreas Stoch: Das Gymnasium hat sich als leistungsstarke Schule bewährt. Wir verbessern es noch weiter. Etwa mit dem Programm "Gut ankommen am Gymnasium", das von den Schulen und Lehrerinnen und Lehrern bereits erfolgreich umgesetzt wird. Der Fokus liegt hier auf der Unterstufe. Durch intensive, individuelle Förderung unterstützen wir die Schülerinnen und Schüler zusätzlich in den ersten beiden Jahren am Gymnasium. Dafür haben wir bei den Gymnasien die Zahl der sogenannten Poolstunden zur individuellen Förderung erhöht.
Auch bei der Weiterentwicklung des G8-Bildungsplans werden wir die Schülerinnen und Schüler stärker entlasten. Und nicht zuletzt profitiert auch das Gymnasium von unseren Maßnahmen zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung, so zum Beispiel von den zusätzlichen Stellen im Bereich der Krankheitsvertretung oder den zusätzlichen Mitteln für die Vertretungslehrer.
Ein wichtiges Thema in der öffentlichen Debatte ist die Frage G8 oder G9. Kürzlich wurde eine Studie veröffentlicht, die die Leistungen, aber auch die Belastungen von Schülerinnen und Schülern des achtjährigen und des neunjährigen Gymnasiums systematisch vergleicht. Zu welchem Ergebnis kommen die Experten?
Stoch: Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass es keine Unterschiede bei den Abiturnoten von G8- und G9-Schülern gibt. Bei den Kompetenzen in Mathematik, Physik und Biologie gibt es ebenfalls keine oder nur geringfügige Unterschiede. Auch die häufig vorgebrachte Kritik, dass G8-Schüler kaum Freizeit oder Zeit für die Familie oder Hobbies hätten, ist durch die Daten nicht belegbar.
Was ziehen Sie für Schlüsse aus der Studie?
Stoch: Unser Ziel ist, dass die Schülerinnen und Schüler den Übergang in die Kursstufe nicht als Bruch empfinden, sondern optimal vorbereitet den Weg zum Abitur antreten können. Deshalb könnte eine Konsequenz aus der Studie sein, dass wir die Eingangsphase in die Oberstufe unter dem Motto "Sicher zum Abitur" pädagogisch neu gestalten. Wir denken auch über ein Coaching-System in den Klassenstufen 7 bis 9 nach. Die Rückmeldungen von Gymnasien, die bereits mit solchen Systemen arbeiten, sind sehr vielversprechend. Und zu guter Letzt: Es versteht sich von selbst, dass bei der Weiterentwicklung die hohe Qualität des baden-württembergischen Gymnasiums erhalten bleibt.
Interaktive Zwischenbilanz: Schlaues Baden-Württemberg Überblick: Bildungsaufbruch an den Schulen