Sage und schreibe acht von zehn Jugendlichen in Baden-Württemberg fühlen sich an ihrer Schule wohl. In ihrer Klasse fühlen sich sogar fast 90 Prozent gut aufgehoben. Das ist das Ergebnis der Jugendstudie 2015. Wichtige Anliegen der Schülerinnen und Schüler sind unter anderem neue Medien, Berufsorientierung und Gesundheit – allesamt Themen, die im neuen Bildungsplan eine wichtige Rolle spielen.
Die Jugendlichen haben Spaß an der Schule: 84 Prozent aller Schülerinnen und Schüler Südwesten fühlen sich an ihrer Schule wohl, so die Studie. In ihrem direkten Klassenumfeld sind es sogar 88 Prozent. Als besonders erfreulich bezeichnete Kultusminister Andreas Stoch, dass knapp 84 Prozent der Jugendlichen angeben, dass sie in ihrer Klasse Zeit hätten, Probleme zu besprechen. Das sei ein Kompliment für die Lehrkräfte und belege, wie sehr sie von den Schülerinnen und Schülern als Ansprechpartner geschätzt und akzeptiert würden.
Mehr als 74 Prozent der Jugendlichen gaben an, dass sie eine positive Feedback-Kultur an ihrer Schule haben. Sie könnten ihren Lehrern sagen, was an deren Verhalten oder Unterricht gut oder schlecht sei. Damit hat sich die Feedback-Kultur an baden-württembergischen Schulen verbessert, 2013 lag der Wert bei 70 Prozent.
„Diese Zahlen sind ein Zeichen dafür, dass das Zusammenleben der Schülerinnen und Schüler an unseren Schulen funktioniert und auch der Kontakt zu den Lehrern und die Zusammenarbeit sehr gut funktioniert“, freut sich Kultusminister Andreas Stoch. Er betonte, dass die Jugendstudie wichtige Einblicke in die Lebenswelt der Jugendlichen biete. Daraus ließen sich wichtige Informationen für das politische Handeln ableiten.
Wichtige Themen der Jugendlichen finden Niederschlag im Bildungsplan
Einen hohen Stellenwert haben für die befragten Jugendlichen die Themen Medienbildung, berufliche Orientierung, und Gesundheit. „Das sind alles Themen, die im neuen Bildungsplan über die sogenannten Leitperspektiven als Bildungsinhalt definiert werden“, sagte Stoch. Insofern greife die Landesregierung viele der für die jungen Menschen wichtigen Themen auf.
So ist für 84 Prozent der Jugendlichen Gesundheit der zweitwichtigste Wert in ihrem Leben, hinter Familie mit gut 90 Prozent und noch vor Freundschaften mit knapp 79 Prozent. Das zeige, so Stoch, „dass wir mit der Leitperspektive Prävention und Gesundheitsförderung im Rahmen der Bildungsplanreform einen richtigen Schwerpunkt gesetzt haben“.
Mehr Gewicht für berufliche Bildung
Die berufliche Bildung sollte in der Schule gestärkt werden, so ein Ergebnis der Studie. Knapp 66 Prozent der Befragten wünschten sich dies, wobei es deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Schularten gibt. Die größte Nachfrage nach mehr Berufsorientierung besteht an den Gymnasien mit 67 Prozent. „Vor diesem Hintergrund ist es richtig, im Rahmen der Bildungsplanreform das neue Fach Wirtschaft/Berufs- und Studienorientierung einzuführen und die berufliche Orientierung mit einer eigenen Leitperspektive zusätzlich fächerübergreifend zu verankern. Es gilt, die Schülerinnen und Schülern fit für ihren Weg in eine berufliche Zukunft zu machen“, sagte der Kultusminister.
Medienkompetenz stärken
Die Studie zeigt außerdem, dass neue Medien den Alltag der Jugendlichen prägen. Knapp 86 Prozent aller Jugendlichen nutzen soziale Netzwerke, 60 Prozent davon täglich. Die Nutzung hat sich dabei in den vergangenen Jahren zwischen den verschiedenen Schularten aber auch Altersgruppen und Geschlechtern angeglichen.
„Damit wird erneut deutlich, wie präsent die sozialen Medien im Leben der Jugendlichen sind“, sagte Stoch. Junge Menschen sollten mit Medien kompetent und kritisch umgehen können, deshalb werde Medienbildung als Leitperspektive über alle Fächer und Klassenstufen hinweg erstmals verbindlich verankert. Schon in Klasse 5 werde es einen Basiskurs Medienbildung geben.
Mehr Teilhabe an den Gemeinschaftsschulen
Nachholbedarf sehen die Schülerinnen und Schüler bei ihren Mitwirkungsmöglichkeiten an der Schule. 41 Prozent der Befragten gaben an, sie könnten den Schulalltag mitgestalten. Hier gab es jedoch deutliche Unterschiede zwischen den Schularten: Waren es bei den Realschulen nur 37 Prozent, so sind es bei den Gymnasien schon 39 Prozent, bei den Werkrealschulen knapp 50 Prozent und bei den Gemeinschaftsschülern ganze 64 Prozent der Teilnehmer, die angaben, den Schulalltag mitgestalten zu können.
Die Gemeinschaftsschülerinnen und -schüler zeigten sich auch am besten informiert über ihre Rechte als Schüler. Knapp 82 Prozent kreuzten hier „Ja“ an. Bei den Haupt-/Werkrealschulen waren es noch 68 Prozent, bei den Realschulen 61 Prozent und bei den Gymnasiasten nur 52 Prozent.
Kultusminister Stoch betont die Bedeutung der Beteiligungsrechte von Schülerinnen und Schülern: „Seit diesem Schuljahr sind Schülerinnen und Schüler deshalb gleichberechtigte Partner in der Schulkonferenz.“ Dies ermöglicht die Schulgesetzänderung zur dortigen Sitzverteilung: Lehrerinnen und Lehrer, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler sind jetzt zu je einem Drittel in der Schulkonferenz vertreten.
Die Jugendstudie 2015 wurde auf Initiative des Kultusministeriums zusammen mit der Jugendstiftung Baden-Württemberg und dem Landesschülerbeirat durchgeführt. Für die Studie wurden rund 2.400 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 12 und 18 Jahren aus nahezu allen Stadt- und Landkreisen befragt.
Jugendstudie 2015 Interaktive Zwischenbilanz: Bildungsaufbruch an unseren Schulen