Migration

15. Tätigkeitsbericht der Härtefallkommission vorgestellt

Eine Hand hält eine Aufenthaltsgestattung. (Foto: © dpa)

Das Ministerium der Justiz und für Migration hat den 15. Tätigkeitsbericht der Härtefallkommission Baden-Württemberg vorgestellt. Die Zahl der Härtefalleingaben stieg im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr deutlich an.

Das Ministerium der Justiz und für Migration Baden-Württemberg hat am 13. Oktober 2021 den Bericht der Härtefallkommission des Landes für das Jahr 2020 veröffentlicht. Die Zahl der Härtefalleingaben ist im Jahr 2020 im Vergleich zu 2019 deutlich von 139 auf 302 Eingaben angestiegen. 

Die Härtefallkommission hat sich im Jahr 2020 mit 178 Eingaben befasst, die zum Teil noch aus den Vorjahren stammen. 58 Eingaben wurden wegen Unzulässigkeit abgelehnt und neun Eingaben wegen offensichtlicher Unbegründetheit nicht umfassend beraten. Demgegenüber hat die Härtefallkommission 111 Eingaben intensiv beraten und alle für und gegen eine Aufenthaltsgewährung sprechenden Gründe in einer Gesamtschau abgewogen. In 68 der intensiv beratenen Fälle hat die Kommission ein Härtefallersuchen an das im Jahr 2020 noch zuständige Innenministerium gerichtet. Hierbei handelte es sich häufig um zwischenzeitlich gut integrierte Flüchtlinge, die in den Jahren 2015 und 2016 nach Deutschland gekommen waren. 

Kriterien für die Entsprechung eines Ersuchens

Die Umsetzungsquote ist im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr leicht auf 76 Prozent abgesunken (2019: 82 Prozent). Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Kommission bei derselben Anzahl an Eingaben, die der Kommission zur Entscheidung vorgelegt wurden, in 57 Prozent der Fälle ein Härtefallersuchen gestellt hat. Das ist eine Steigerung um 24 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Für die Prüfung, ob einem Ersuchen entsprochen werden kann, sind unterschiedliche Kriterien maßgeblich. Wichtig ist insbesondere, ob die Identität der Antragsteller geklärt ist, ob in der Vergangenheit über die Identität getäuscht wurde und ob der Mitwirkungspflicht bei der Passbeschaffung hinreichend nachgekommen wurde. Straftaten von Gewicht wie auch die fehlende nachhaltige Sicherung des Lebensunterhalts können ebenfalls dazu führen, dass einem Ersuchen nicht entsprochen wird. Entscheidend ist eine Gesamtbetrachtung aller Umstände des Einzelfalls.

Insgesamt 43 der eingehend beratenen Fälle führten wegen Nichterreichens der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit innerhalb der Kommission zu keinem Ersuchen. Ausschlaggebend für die ablehnenden Entscheidungen waren meist eine nicht gelungene wirtschaftliche und gesellschaftliche Integration oder Straftaten von einigem Gewicht. Auch die zu erwartenden Belastungen der öffentlichen Kassen, besonders die der kommunalen Sozialhilfeträger (Stadt- und Landkreise), wurden in die Erwägungen der Härtefallkommission einbezogen, waren aber für sich allein gesehen kein Ablehnungsgrund.

Mehrheit der Eingaben betrifft alleinstehende Männer

Im Jahr 2020 ist die Anzahl der Anträge von Einzelpersonen gegenüber dem Vorjahr um 158 Prozent gestiegen (263 Personen im Jahr 2020 gegenüber 102 Personen im Jahr 2019), wohingegen die Anträge von Familien im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert blieben. Die Mehrheit der Härtefalleingaben betrifft alleinstehende Männer, die überwiegend aus afrikanischen Ländern, insbesondere aus Gambia, eingereist sind. 

Lagen im September des letzten Jahres 223 Eingaben vor, so sind mit Stand Ende September 2021 bereits 292 Eingaben und mithin eine Steigerung um knapp 31 Prozent zu verzeichnen. 

Die Härtefallkommission

Die im September 2005 eingerichtete Härtefallkommission entscheidet auf der Grundlage der Härtefallregelung in § 23a Aufenthaltsgesetz und der Härtefallkommissionsverordnung des Landes vom 28. Juni 2005 (zuletzt geändert durch Verordnung vom 17. April 2012) über humanitär schwierige Sonderfälle, für die das Ausländerrecht keine befriedigende Lösung anzubieten vermag. Voraussetzung für ein Härtefallersuchen ist das Vorliegen dringender humanitärer oder persönlicher Gründe, die die weitere Anwesenheit des Ausländers im Bundesgebiet rechtfertigen. Die Härtefallkommission wird ausschließlich im Wege der Selbstbefassung tätig. Dritte können nicht verlangen, dass die Kommission sich mit einem bestimmten Einzelfall befasst oder eine bestimmte Entscheidung trifft. Die Entscheidungen der unabhängigen Härtefallkommission sind nicht anfechtbar. 

Die Härtefallkommission besteht aus zehn Mitgliedern und neun stellvertretenden Mitgliedern, die auf Vorschlag der Liga der freien Wohlfahrtspflege, der evangelischen Landeskirchen, der katholischen Kirche und des Flüchtlingsrates sowie der kommunalen Landesverbände berufen werden. Die oberste Landesbehörde (nunmehr das Justizministerium) beruft das vorsitzende Mitglied und dessen Stellvertreter bzw. Stellvertreterin, eine Persönlichkeit des Landes sowie eine Persönlichkeit des Landes islamischen Glaubens.

Klaus Pavel, ehemaliger Landrat des Ostalbkreises, wurde im Dezember 2019 zum Vorsitzenden der Härtefallkommission bestellt und leitet seit 2020 die Härtefallkommission. Am 20. Oktober 2020 fand die konstituierende Sitzung für die neue zweieinhalbjährige Amtszeit der 19 Mitglieder und stellvertretenden Mitglieder statt. 

Weitere Meldungen

Ein Flatterband mit der Aufschrift Polizeiabsperrung.
  • Polizei

Angriff auf mehrere Personen in Mannheim

Eine muslimische Einwanderin sitzt mit anderen Personen am Tisch und schaut sich während des Englischunterrichts Blätter mit Grammatikaufgaben an.
  • Integration

Land fördert Projekte zur Teilhabe von zugewanderten Frauen

Martin Feigl
  • Polizei

Martin Feigl in den Ruhestand verabschiedet

Wappen der Polizei Baden-Württemberg. (Bild: © Steffen Schmid)
  • Polizei

Festnahme wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern

Fußball, Europameisterschaft 2024
  • Sicherheit

Einsatzmaßnahmen zur UEFA Euro 2024

Wappen von Baden-Württemberg auf dem Ärmel einer Polizeiuniform. (Bild: Innenministerium Baden-Württemberg)
  • Polizei

Festnahme nach Verabredung zum Mord

20240524_MIN_Freiburg_Sicherheitsprtnerschaft
  • Sicherheit

Sicherheitspartnerschaft mit Freiburg wird fortgesetzt

Symbolbild: Eine Pflegeassistentin mit einer Bewohnerin des Seniorenzentrums der Arbeiterwohlfahrt (AWO).
  • Integration

Modellprojekte der Sprachförderung in der Pflege

Einsatzkräfte im Einsatz im Hochwassergebiet
  • Katastrophenschutz

Unterstützung nach Hochwasser im Saarland

Polizeihubschrauber H 145
  • Polizei

Umrüstung der Polizei­hubschrauber abgeschlossen

Blieskastel-Hochwasser in Rheinland-Pfalz und dem Saarland
  • Hochwasser

Hochwasserlage im Saarland

Netzwerkkabel stecken in einem Serverraum in einem Switch. (Foto: © dpa)
  • Bundesrat

Mindestspeicherung von IP-Adressen gefordert

Das Polizeiboot „WS 6“ der Wasserschutzpolizei Mannheim
  • Polizei

Jahresstatistik des Kompetenz­zentrums Bootskriminalität

Großübung Fußball EM
  • Sicherheit

Einsatzkräfte bereiten sich auf Fußball-EM 2024 vor

von links nach rechts: Sintje Leßner, Dr. Samuel Strauß, Julia Fluhr, Chantal Nastl und Ministerin der Justiz und für Migration Marion Gentges
  • Justiz

Gratulation zum Zweiten Juristischen Staatsexamen

Ministerialdirektor Elmar Steinbacher, Leitende Oberstaatsanwältin Tomke Beddies und Ministerin der Justiz und für Migration Marion Gentges
  • Justiz

Tomke Beddies ist Leiterin des Cybercrime-Zentrums

Paragrafen-Symbole an Türgriffen (Foto: © dpa)
  • Justiz

Verfassungsschutz darf AfD als Verdachtsfall beobachten

Kripo Rottweil Außenansicht des Gebäudes
  • Vermögen und Bau

Erweiterungsbau für Kriminal­polizeidirektion Rottweil

Staatsanwaltschaft Hechingen Gebäude Außenansicht
  • Vermögen und Bau

Generalsaniertes Gebäude für Staatsanwaltschaft Hechingen

Minister Thomas Strobl im Gespräch mit Polizisten
  • Sicherheit

Sicherheit in der Landeshauptstadt

Ein Mann tippt in einem Büro auf einer Tastatur.
  • Polizei

„Streife im Netz“ zum Schutz von Amts- und Mandatsträgern

Stuttgart 21 Hbf_innen-Neue_Bahnsteighalle_Bahnsteig_Quelle: DB/plan b_Atelier Peter Wel
  • Stuttgart 21

Stellungnahme zur Stuttgart 21-Klage

Gruppenfoto der geehrten Sportler
  • Polizei

Sportlerinnen und Sportler der Polizei geehrt

Logo „VivelaWir. Grenzenlose Partnerschaft“ auf der Internetseite „VivelaWir“ der Partnerschafts-Konzeption Baden-Württemberg & Frankreich
  • Europa

Dritter Zukunftsdialog Städtepartnerschaften

Gut Beraten!
  • Ländlicher Raum

Land fördert innovatives und bürgerschaftliches Engagement