Schienenverkehr

Startschuss für die Schönbuchbahn

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Die Schönbuchbahn nimmt ihren Betrieb wieder auf. (Bild: Verkehrsministerium Baden-Württemberg)

Nach über zwei Jahren Bauzeit fährt die Schönbuchbahn wieder zwischen Böblingen und Dettenhausen. Prognosen gehen von über 10.000 Fahrgästen an Werktagen aus.

Die Schönbuchbahn fährt wieder, ab jetzt elektrisch! Nach dem Ausbau und der Elektrifizierung hat sie ihren Betrieb zum Fahrplanwechsel am Sonntag, 15. Dezember, wieder aufgenommen. Bereits am Samstag feierte die Bevölkerung mit vielen Prominenten die Eröffnung nach über zwei Jahren Bauzeit. Neu gebaut wurde über eine Strecke von sechs Kilometern ein zweites Gleis. Die gesamte Strecke wurde elektrifiziert. Zudem wurde ein neues Betriebswerk am Böblinger Bahnhof gebaut.

Der Böblinger Landrat Roland Bernhard konnte seine Erleichterung bei der Eröffnungsfahrt am Vormittag nicht verhehlen: “Mir fällt ein Stein vom Herzen, denn das war ein hartes Stück Arbeit. Bis zum Schluss mussten alle Beteiligten am Bau enormen Aufwand betreiben, damit die Bahn elektrisch fährt. Auch die Betreibergesellschaft WEG musste ihr Personal unter den neuen Bedingungen auf den letzten Drücker unterweisen und im Umgang mit den neuen Elektro-Fahrzeugen schulen. Aber wir haben es geschafft – alle gemeinsam! Das größte und teuerste Verkehrsinfrastrukturprojekt in der Geschichte des Landkreises ist vollbracht. Ich bin froh, dass unser Partner im Zweckverband, der Landkreis Tübingen, unsere ambitionierten Plänen immer mitgetragen hat.”

Minister hebt nachhaltigen und ökologischen Charakter des Projekts hervor

In seiner Ansprache bedankte sich der Landrat auch bei Verkehrsminister Winfried Hermann, denn das Land fördert das Projekt mit rund 51 Millionen Euro. Minister Hermann hob den nachhaltigen und ökologischen Charakter des Projekts hervor: „Nachhaltigkeit ist ein Leitmotiv der Landesregierung, besonders im Bereich der Mobilität. Die ausgebaute und elektrifizierte Schönbuchbahn bietet Pendlerinnen und Pendlern in engem Takt eine attraktive Alternative zum Pkw. Nur mit einer Verkehrswende sind die Ziele beim Klimaschutz und bei der Luftreinhaltung zu erreichen - als ob man bei Baubeginn schon geahnt hätte, dass der Klimaschutz jetzt in aller Munde ist. Vorhaben wie der Ausbau der Schönbuchbahn sind zentrale Voraussetzung für die Verkehrswende. Der Landeszuschuss ist gut angelegtes Geld, ein Beitrag zum Klima- und Umweltschutz und zu sauberer Mobilität ohne Stau.”

Oberbürgermeister Dr. Stefan Belz bekräftigte: „Viele Böblinger Bürgerinnen und Bürger haben darauf gewartet: Die Schönbuchbahn ist zurück. Sie ist jetzt ausgebaut und fährt bald durchgehend elektrisch. Das ist höchst erfreulich für die Stadt und ihre Bürgerschaft. In Böblingen fährt die Bahn streckenweise auf einem zweiten Gleis und künftig auf der eigens dafür gebauten Überführung über die Herrenberger Straße. Der Böblinger Bahnhof als zentrale Drehscheibe ist wieder um eine Bahnlinie reicher, und die Orte im Schönbuch sind wieder sehr gut angebunden. Wir können stolz sein, dass es im Landkreis und der Stadt Böblingen solche Großbauprojekte gibt: Damit bringen wir den Umweltverbund entscheidend voran und investieren in nachhaltige, klimafreundliche und vernetzte Mobilität – zugunsten unseres Wirtschaftsstandorts und der Lebensqualität für alle.“

Startschuss für die Bauarbeiten war der Spatenstich für das Betriebswerk in Böblingen am Bahnhof im November 2016. Im Sommer 2017 begannen dann die Arbeiten für den zweigleisigen Ausbau zwischen Böblingen Zimmerschlag und Holzgerlingen-Hülben mit der Bahnunterführung unter die Böblinger Straße in Holzgerlingen sowie der Neubau des Haltepunktes Holzgerlingen-Hülben und die Neugestaltung des Bahnhofs Holzgerlingen, mit Bau eines Mittelbahnsteiges und einem zweiten Bahnsteiggleis. Zeitgleich wurde in Böblingen die Strecke vom Bahnhof bis zur Danziger Straße zweigleisig ausgebaut und die anspruchsvolle Bahnüberführung über die Herrenberger Straße errichtet. Danach wurden die Oberleitung errichtet, die Leitung für den Bahnstrom gezogen und die Leit- und Sicherungstechnik eingebaut.

Neue und innovative Fahrzeuge

Wie bei vielen Bauprojekten hatte auch der Zweckverband mit zahlreichen Unwägbarkeiten zu kämpfen, wodurch die Fahrgäste gezwungen waren, länger als geplant auf den Schienenersatzverkehr auszuweichen. Doch am Ende zahlen sich die Bauarbeiten aus. Zwischen Böblingen und Holzgerlingen fahren die Bahnen in den Hauptverkehrszeiten künftig anstatt alle 30 Minuten im Viertelstundentakt. Durch den elektrischen Betrieb wird die Fahrzeit reduziert. Ab 2021 werden über 10.000 Fahrgästen pro Werktag erwartet. Die Prognose für den Zeithorizont 2025 kommt auf 14.000 Fahrgäste. Bis zuletzt waren pro Werktag 8.800 Fahrgäste mit der Bahn unterwegs.

Zur Ertüchtigung der Schönbuchbahn gehören auch neue, innovative Fahrzeuge. Die 25 Jahre alten acht Dieseltriebwagen werden ab 2021 durch leichte, komfortable Elektrotriebwagen ersetzt. Ihre Vorteile: Sie verbrauchen weniger Energie, sind antriebsstärker, schneller und belasten die Umwelt weniger mit Lärm und Emissionen. Der Zuschlag für Lieferung und Wartung der neuen Züge ging nach einer europaweiten Ausschreibung an den spanischen Hersteller CAF. Sie sollen im Juli 2021 ausgeliefert werden. Bis dahin fahren vier ausgeliehene Elektrozüge von der DB Regio und eigene Dieselfahrzeuge.

Damit der 15-Minuten-Takt zwischen Böblingen und Holzgerlingen wegen der steigenden Nachfrage mit je zwei Wagen gefahren werden kann, musste der Zweckverband beschließen, zu den ursprünglich bestellten neun Elektrotriebwagen, drei zusätzliche zu bestellen. Das Land hat dazu einen Zuschuss in Höhe von 30 Prozent in Aussicht gestellt. Insgesamt belaufen sich die Baukosten für die Infrastruktur voraussichtlich auf rund 120 Millionen Euro.

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