Wie können die beiden starken Wirtschaftsräume Baden-Württemberg und die Schweiz ihre Wettbewerbsvorteile erhalten und noch ausbauen? Wo liegen die gemeinsamen Interessen und was können beide Seiten dazu beitragen, die aktuellen europäischen Herausforderungen zu meistern? Diese Fragen diskutierte Peter Friedrich, Minister für Bundesrat, Europa und Internationale Angelegenheiten, mit dem Präsidenten des Schweizerischen Arbeitgeberverbands, Valentin Vogt, mit Markus Spillmann, ehemaligem Chefredakteur der Neuen Zürcher Zeitung, und Thomas Conrady, Präsident der IHK Hochrhein-Bodensee.
Minister Friedrich hatte in den Württembergischen Kunstverein in Stuttgart eingeladen, um mit ausgewiesenen Experten die baden-württembergisch-schweizerischen Beziehungen in den Blick zu nehmen. „Unser Land ist schon lange mit der Schweiz freundschaftlich verbunden. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit hat hier auf allen Ebenen eine ganz besondere Qualität. Gerade in Zeiten neuer Zäune in Europa wird uns besonders bewusst, wie wertvoll unsere gute Nachbarschaft ist“, so Minister Friedrich.
Vorbild für vertrauensvolle grenzüberschreitende Zusammenarbeit
Im Mittelpunkt der engagierten Diskussion stand die enge wirtschaftliche Verflechtung zwischen Baden-Württemberg und der Schweiz. Dabei sei besonders hervorzuheben, so Minister Friedrich, dass beide Räume sehr ähnliche Stärken und Potentiale hätten. „Das sind Hochtechnologieländer mit einer starken mittelständisch geprägten Wirtschaft und mit einer exzellenten Hochschullandschaft. Die Innovationskraft ist hier der treibende Faktor.“ Auf dem Podium war man sich einig, dass diese Stärken eine sehr gute Ausgangsposition bieten für die anstehenden Herausforderungen: Digitalisierung und Industrie 4.0. Minister Friedrich verwies auf die Initiative „Bodensee Plattform Innovation 4.0“, die zum Ziel hat, Digitalisierung und Industrie 4.0 grenzüberschreitend voranzubringen.
Wettbewerbsvorteil durch noch besseren Technologietransfer
Die Podiumsteilnehmer stimmten mit Minister Friedrich darin überein, dass ein noch besserer Wissens- und Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft den Unternehmen in der Bodenseeregion einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil bringen könnten. „Der Bodenseeraum ist schon heute wirtschaftlich stark. Wenn wir uns grenzüberschreitend noch besser zusammentun, kann dieser einmalige internationale Raum den Sprung hin zur europäischen Modellregion für nachhaltige und intelligente Entwicklung machen“, so Minister Friedrich.
Auch weitere aktuelle Herausforderungen der grenzüberschreitenden Beziehungen wurden vor den rund 130 Teilnehmern offen angesprochen. Im Hinblick auf das schwierige Thema der schweizerischen Masseneinwanderungsinitiative war man sich einig, dass die Freizügigkeit für den Binnenmarkt und für den grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt von hoher Bedeutung ist. „Davon wird das gesamte Verhältnis der Schweiz zur EU berührt“, so Friedrich. „Wir helfen gerne mit, einen Ausweg aus der Sackgasse zu suchen, in die der Entscheid geführt hat. Die Grundfreiheit der EU ist nicht verhandelbar. Flankierende Maßnahmen können helfen, eine Lösung für das Dilemma zu finden.“
Gute Zusammenarbeit weiterentwickeln
Minister Friedrich unterstrich, dass Baden-Württemberg die gute Zusammenarbeit zielgerichtet weiterentwickeln will. Die Landesregierung wird bis zum Jahresende Eckpunkte zur Zusammenarbeit mit der Schweiz erarbeiten. „Dabei soll es gerade auch um die Themen des heutigen Abends gehen, also Wirtschaft, Innovation, Wissenschaft, Verkehr und Energie. Auch die Zusammenarbeit in europäischen Angelegenheiten wird im Fokus stehen“, kündigte Minister Friedrich an. „Wir werden die vielen einzelnen Themen und Aktivitäten mit Bezug zur Schweiz in eine abgestimmte Strategie einbinden.“