Die Landesregierung hat im Nachgang zu einem Kabinettsbericht des Kultusministers zum Stand der Bildungsplanreform vor der Landespresse bekräftigt, dass sie an den Zielsetzungen des Bildungsplans festhalten wird.
„Im Kern verfolgen wir das Anliegen, das Thema Toleranz und Akzeptanz im Bildungsplan zu verankern. Daran halten wir weiterhin ohne Wenn und Aber fest. Es hat sich aber gezeigt, dass das Arbeitspapier zu den Leitprinzipien, in dem das Thema Akzeptanz sexueller Vielfalt als ein Querschnittsaspekt in allen Leitprinzipien aufgenommen war, zu Missverständnissen geführt hat. Um die Debatte zu versachlichen und die Missverständnisse auszuräumen, haben wir uns dazu entschieden, eine eigenständige Leitperspektive zu Toleranz und Vielfalt einzuführen“, erklärten Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Kultusminister Andreas Stoch.
„Statt eines Querschnittsthemas sexuelle Vielfalt gibt es die neue allgemeine Leitperspektive, Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt‘“, so Ministerpräsident Kretschmann. Und Kultusminister Stoch ergänzte: „Es werden darin neben der sexuellen Vielfalt die Themen Toleranz und diskriminierungsfreier Umgang mit Vielfalt in personaler, religiöser, kultureller, ethnischer und sozialer Hinsicht in einem größeren Kontext behandelt. Das Thema „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ erhält in diesem Zusammenhang einen hohen Stellenwert im neuen Bildungsplan.“
„Mit der neuen Leitperspektive gilt es, Schülerinnen und Schüler eine Haltung der Toleranz und Akzeptanz im Hinblick auf Menschen unterschiedlicher Staatsangehörigkeiten, Nationalitäten, Ethnien, Religionen und Weltanschauungen, aber eben auch im Hinblick auf Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität zu vermitteln“, fuhr Stoch fort. „Unser Ziel ist, dass die Schule zu einem von Vorurteilen und Diskriminierungen freien Raum wird.“
Es gehe um Lebensrealitäten in einem umfassenden Sinn, um Fragen der Menschenwürde oder auch um die freie Entfaltung der Persönlichkeit, so Kretschmann. „Ich möchte noch einmal explizit darauf hinweisen, dass es bei der sexuellen Vielfalt nicht um sexuelle Praktiken geht, sondern um die Vielfalt der sexuellen Orientierung und geschlechtliche Vielfalt. Es geht darum, junge Menschen zu unterstützen, sich zu mündigen Bürgern mit eigener Urteilsfähigkeit zu entwickeln.“ Minister Stoch unterstrich: „Niemand darf in unserer Gesellschaft ausgegrenzt oder diskriminiert werden, weil er anders ist. Etwa weil er eine andere Hautfarbe oder Religion hat, weil er woanders herkommt, weil er eine Behinderung hat oder weil er eine bestimmte sexuelle Orientierung oder Identität hat. Wir wollen Respekt im umfassenden Sinn vermitteln.“
Der Ministerpräsident abschließend: „Ich bin überzeugt, dass die Weiterentwicklung des Arbeitspapiers zu einer Versachlichung der Debatte führt und wir damit vor allem denjenigen den Boden entziehen, die bewusst Missverständnisse geschürt haben. Im Rahmen meiner Gespräche mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen habe ich festgestellt, dass letztlich alle mit der Zielsetzung des Bildungsplans in der konkreten Frage einverstanden sind.“
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