Die Entwicklung bei der Gemeinschaftsschule komme gut und wie geplant voran, betont Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer bei der Vorstellung neuer Entscheidungen: "Wir gehen sorgfältig Schritt für Schritt voran, um den Gemeinschaftsschulen einen guten Start zum neuen Schuljahr zu ermöglichen." Jetzt ist zum einen die wissenschaftliche Begleitforschung für die Gemeinschaftsschule ausgeschrieben worden. Zum anderen gibt es nun neue Konzepte für die Lehrerfortbildung und für die Schulbauförderung bei den Gemeinschaftsschulen. Damit hätten die Schulträger Sicherheit, was sie für die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule investieren müssten, betonte Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer.
Auch das Antragsverfahren ist jetzt erstmalig schriftlich ausgearbeitet und in einer Handreichung dokumentiert worden. Das Ministerium will Schulen und Eltern frühzeitig darüber informieren, ob eine Gemeinschaftsschule in ihrer Kommune eingerichtet wird. Es solle gewährleistet sein, dass die Entscheidung vor den Veranstaltungen zur Elterninformation in den Schulen Anfang 2013 feststehe. Das Ministerium hat deshalb die Frist für die Einreichung der Anträge für die zweite Tranche der Gemeinschaftsschulen um einen Monat vorgezogen. Antragsschluss ist nun der 1. Oktober. Kommunen, deren Gremien erst danach tagen werden, können aber Unterlagen bis Ende November nachreichen.
Wissenschaftliche Begleitung
Die Gemeinschaftsschule soll eine individuelle Förderung für Schülerinnen und Schüler mit ihren unterschiedlichen Begabungen, Neigungen und Leistungen optimal ermöglichen. Um den entsprechenden Entwicklungsprozess der Gemeinschaftsschulen von Anfang an zu begleiten und zu analysieren, haben das Wissenschafts- und das Kultusministerium in enger Zusammenarbeit eine wissenschaftliche Begleitforschung initiiert. Der Auftrag dazu ist jetzt ausgeschrieben worden und soll Ende Mai von einem Gutachterausschuss vergeben werden. Die Begleitforschung soll an mehreren Standorten und in Kooperation verschiedener Hochschulen erfolgen, um die Entwicklung von bis zu acht Gemeinschaftsschulen zu erfassen. Diese schulpädagogische Forschung soll die Entwicklung der Schule und die Umsetzung der Konzepte im Schulalltag analysieren. Maßstab ist die individuelle Entwicklung der Einzelschule, aber auch Vergleiche mit anderen Gemeinschaftsschulen sind sinnvoll. Dabei geht es insbesondere um den Umgang mit Heterogenität und Inklusion. Auch die Beratungs-, Informations- und Kommunikationsstrukturen zwischen Lehrenden, Schülerinnen und Schülern, Eltern und externen Ansprechpartnern sollen in den Blick genommen werden. "Wir erhoffen uns von der Studie Kriterien, wie die Gemeinschaftsschule die chancengleiche und individuelle Förderung aller Kinder bestmöglich erreichen kann. Auf diesen Standards können künftige Interessenten aufbauen", erklärt die Kultusministerin. Die Forschungsarbeiten beginnen zum Schuljahr 2012/13 und werden zunächst für drei Jahre durch bis zu fünf Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie zur Koordination gefördert.
Schulbauförderung
Durch die Aufnahme der Gemeinschaftsschule ins Schulgesetz haben die künftigen Träger einen Anspruch auf Bezuschussung der erforderlichen Schulbaumaßnahmen durch das Land. In Zusammenarbeit mit den kommunalen Landesverbänden hat das Kultusministerium vorläufige Kriterien für den Raumbedarf festgelegt. "Damit haben wir erreicht, dass die Schulen und Kommunen jetzt schon ihr künftiges Raumprogramm für die Gemeinschaftsschulen festlegen können", unterstreicht die Ministerin.
Das Modellraumprogramm für Hauptschule/Werkrealschule bildet die Grundlage, um den Raumbedarf im allgemeinen Unterrichtsbereich, im Bereich Arbeit/Wirtschaft/Technik, im musischen Bereich, im Lehrer- und Verwaltungsbereich sowie im Aufenthaltsbereich zu ermitteln. Für die Feststellung des Bedarfs im naturwissenschaftlichen Bereich wird das Modellraumprogramm für die Realschule herangezogen.
Wegen des zusätzlichen Raumbedarfs für den Ganztagsbetrieb und die inklusiven Angebote wird darüber hinaus ein pauschaler Flächenzuschlag vorgesehen. Hinzu kommen Flächen für eine Mensa mit Küche und Speisesaal entsprechend der bestehenden Schulbauförderung. Wie diese förderfähigen Flächen baulich umgesetzt werden, muss vor Ort zwischen Schulträger und Schule unter Berücksichtigung der bestehenden Räumlichkeiten abgestimmt werden.
Fortbildung
Das Ministerium hat ein umfangreiches Fortbildungs- und Beratungsangebot für die Lehrkräfte künftiger Gemeinschaftsschulen für das Schuljahr 2012/13 konzipiert. "Wir können den Eltern garantieren, dass die Gemeinschaftsschulen der ersten beiden Jahrgänge mit überaus motivierten und gut ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern an den Start gehen können", erklärt die Ministerin.
Zum einen übernimmt es Peter Fratton von der Freien Schule Anne-Sophie Künzelsau in Kooperation mit der Stiftung Würth, 56 Lehrkräfte von Starterschulen zu Lernbegleitern auszubilden. Zum zweiten werden 15 Tandems ab September 2012 an der Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen qualifiziert, um die Starterschulen und die Schulen der nächsten Jahrgänge zu beraten und zu begleiten. Sie bestehen aus je einer Fachberaterin oder einem Fachberater für Schulentwicklung - an den Regierungspräsidien angesiedelt - sowie einer Fachberaterin oder einem Fachberater für Unterrichtsentwicklung, die an den Staatlichen Schulämtern angesiedelt sind.
Kooperationspartner sind Andreas Müller vom Institut Beatenberg aus der Schweiz und die Pädagogische Hochschule Freiburg. Die Qualifizierung dieser Tandems soll als Baustein eines Weiterbildungsstudiengangs "MA of Education/of Arts – Lerncoaching und individuelle Förderung" an der PH Freiburg implementiert werden.
Zudem bietet die Landesakademie für Lehrerfortbildung den Gemeinschaftsschulen bedarfsorientiert Fortbildungsmodule an. Themen der Module sind etwa: "Beobachten - Beschreiben - Bewerten - Begleiten", kooperatives Lernen, inklusive Bildungsangebote oder Pädagogische Diagnostik. Darüber hinaus werden den Gemeinschaftsschulen – im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten – Wahlkurse angeboten. Die Schulen können diese Kurse für Pädagogische Tage mit dem Gesamtkollegium beantragen. Zudem sollen regionale Netzwerke für Lehrkräfte und Schulleitungen zum Erfahrungsaustausch und zur gemeinsamen Weiterentwicklung aufgebaut werden.
Quelle:
Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg