Bundesrat

Kohleausstieg: Land fordert Nachbesserungen

Blick durch Glastür auf die Sitzung des Bundesrates (Foto: Kay Nietfeld/dpa)

Mit zwei Anträgen setzt sich Baden-Württemberg in der Bundesratssitzung am Freitag, 13. März 2020, für Nachbesserungen beim Kohleausstiegsgesetz und dem von der Europäischen Union geplanten „Just Transition Fund“ ein.

Mit dem Antrag auf Änderung des Kohleausstiegsgesetzes spricht sich das Land gegen die im bisherigen Gesetzentwurf angelegte systematische Benachteiligung von Steinkohlekraftwerken im Vergleich zu Braunkohlekraftwerken aus.

Arbeitsplätze und Wertschöpfung im Land erhalten

„Baden-Württemberg ist bundesweit das Land mit der zweithöchsten Steinkohleverstromung. Das Gesetz in seiner bisherigen Form hätte daher gerade für unser Land weitreichende negative Folgen und wäre ein fatales Signal an unsere Wirtschaft. Es gilt, den Kohleausstieg für Bürger und Unternehmen erfolgreich zu gestalten und dabei Arbeitsplätze und Wertschöpfung im Land zu erhalten. Dazu bedarf es wirksamerer Anreize für die Kraft-Wärme-Kopplung sowie für den Umstieg von Kohle auf Gas oder auf erneuerbare Energien. Steinkohlekraftwerke dürfen bei der Stilllegung außerdem mit Blick auf Entschädigungszahlungen nicht benachteiligt werden. Wir setzen uns daher nachdrücklich für Nachbesserungen im Gesetzesentwurf ein“, betonte Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut.

Ausstiegspfad korrigieren

„Es geht um die sichere Versorgung unserer Unternehmen und Haushalte mit Strom, und es geht um effektiven Klimaschutz. Mit dem vorliegenden Gesetzesentwurf wird die Bundesregierung aus Sicht Baden-Württembergs beiden Zielen nicht gerecht“, ergänzte Umweltminister Franz Untersteller. Insbesondere auf der Zeitschiene müsse der Ausstiegspfad korrigiert werden. „Im Entwurf werden Steinkohlekraftwerke früher als viele der deutlich CO2-intensiveren und zum Teil deutlich älteren Braunkohlekraftwerke vom Netz genommen. Das macht wirtschaftlich, vor allem aber auch klimapolitisch keinen Sinn. Aus Sicht Unterstellers ist die Bundesregierung mit dem vorliegenden Entwurf ohne Not vom mühsam ausgehandelten Kompromiss der Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung (Kohleausstiegskommission) abgerückt. „Ich hoffe und erwarte, dass die Bundesregierung zu diesem Kompromiss zurückfindet und ihn im Kohleausstiegsgesetz umsetzt.“

Der Antrag des Landes betont zudem, dass für den Kohleausstieg der Ausbau der Gasinfrastruktur stärker vorangetrieben werden muss und die Bedeutung der Kraftwerksstandorte für die Wärmeversorgung im Land nicht vernachlässigt werden darf. Außerdem seien steuerliche Senkungen beim Strompreis nötig, um die kohleausstiegsbedingten Preissteigerungen auszugleichen und Unternehmen wie auch Privathaushalte zu entlasten.

Benachteiligung Baden-Württembergs abwenden

Auch mit dem Antrag zur geplanten Einrichtung des „Just Transition Fund“, mit dem die Europäische Union bis zu 50 Milliarden Euro für die Regionen zur Verfügung stellen will, die unmittelbar von der Förderung von fossilen Brennstoffen abhängig sind, will die Landesregierung eine Benachteiligung Baden-Württembergs abwenden. Aus Sicht des Landes muss dieser Fonds auch weitere Regionen in den Blick nehmen.

„Es ist grundsätzlich richtig und wichtig, dass die EU mit dem Fonds Regionen und Wirtschaftszweige unterstützt, die von der Transformation und der Abkehr von fossilen Brennstoffen besonders stark betroffen sind. Allerdings greift dieser Vorschlag zu kurz, denn er beschränkt sich lediglich auf die unmittelbaren Auswirkungen der Abkehr von fossilen Brennstoffen, also vor allem auf die Kohlebergbau-Regionen. Andere Regionen, deren Industrien von den Transformationsprozessen hin zu einem klimaneutralen Wirtschaftssystem ebenso stark betroffen sind, werden klar vernachlässigt“, so Hoffmeister-Kraut. Dies gelte insbesondere für Baden-Württemberg mit seiner enorm wichtigen Automobilindustrie und den damit verbundenen Branchen. „Die Zustimmung des Bundesrats wäre daher ein wichtiger Schritt, dass auch diese Regionen wichtige Unterstützung erhalten und von dem Fonds profitieren können.“

Umweltminister Franz Untersteller hob in diesem Zusammenhang die Vorbildwirkung Baden-Württembergs für andere europäische Regionen hervor: „Wenn der Transformationsprozess in Baden-Württemberg als einer der stärksten Regionen Europas gelingt, werden andere unserem Beispiel folgen. Wir haben deshalb eine besondere Verantwortung bei der Neuausrichtung der Industrie auf grüne Technologien und nachhaltiges Wirtschaften. Mit den europäischen Mitteln sollen grüne Ziele im Einklang mit dem Pariser Weltklimaabkommen und den globalen Nachhaltigkeitszielen finanziert werden. Nicht nur für uns, sondern auch für die europäischen Ziele ist es von großer Wichtigkeit, dass wir über eine Beteiligung am ‘Just Transition Fund‘ bei unseren Anstrengungen unterstützt werden.“

Bundesrat

Weitere Meldungen

Breisgau-S-Bahn im Landesdesign (bwegt)
  • Schienenverkehr

Zuverlässigkeit auf der Breisgau-S-Bahn wird verbessert

Ein älteres Paar wandert bei Sonnenschein auf einem Feldweg bei Fellbach zwischen zwei Rapsfeldern hindurch. (Bild: Christoph Schmidt / dpa)
  • Ländlicher Raum

Land fördert Erneuerung ländlicher Wege

Die Kabinettsmitglieder sitzen am Kabinettstisch der Villa Reitzenstein.
  • Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 16. April 2024

Zwei junge Frauen zeigen auf den Monitor und diskutieren gemeinsam über die Präsentation am Computer.
  • Fachkräfte

Landesregierung startet Fachkräfteinitiative

Polizist der Polizei Baden-Württemberg kontrolliert den Verkehr.
  • Verkehr

Bundesweiter Aktionstag zur Sicherheit im Güterverkehr

Autos fahren in Stuttgart (Foto: © dpa)
  • Verkehr

Statt Fahrverbote wirksame Maßnahmen für weniger CO2-Ausstoß

In einer braunen Biomülltonne liegen Lebensmittel.
  • Ernährung

Gemeinsam gegen Lebensmittelverschwendung

Eine Sozialarbeiterin führt in der Landeserstaufnahme für Asylbewerber in Karlsruhe eine Beratung mit einem Flüchtling durch.
  • Integration

Land unterstützt Integrationsprojekte

Porträtbild von Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
  • Wirtschaft

Reise mit Handwerksdelegation nach Polen

Polizist des Polizeipräsidiums Freiburg auf Streife.
  • Sicherheit

Aktionstag zur Bekämpfung von Straftaten im öffentlichen Raum

Über einem Modell eines Konferenzraums steht der Text „Popup Labor Baden-Württemberg – Machen Sie mit!“
  • Innovation

„Popup Labor BW“ in Neresheim und Heidenheim

Ein Schüler nimmt am Unterricht mit Hilfe von einem Laptop teil.
  • Schule

Digitaler Arbeitsplatz für Lehrkräfte startet

Mit einem digitalen Lasergeschwindigkeitsmessgerät wird der Verkehr auf der Autobahn A5 bei Müllheim überwacht. (Foto: dpa)
  • Verkehrssicherheit

Europaweiter Speedmarathon

RE zwischen Singen und Stuttgart (Gäubahn) - hier zwischen Aistaig und Sulz, im Vordergrund der Neckar (Bild: Deutsche Bahn AG/ Georg Wagner)
  • Schienenverkehr

Land plant deutliche Angebotsverbesserungen auf und zu der Gäubahn

Gruppenfoto im Freien vor Hospitalhof in Stuttgart: Teilnehmende der 67. Konferenz der Beauftragten von Bund und Ländern für die Belange von Menschen mit Behinderungen
  • Menschen mit Behinderungen

67. Treffen der Behindertenbeauftragten von Bund und Ländern

Dr. Renate Kaplan
  • VERWALTUNG

Neue Leitung beim Finanzamt Biberach

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (links) und der lombardische Staatssekretär für internationale Angelegenheiten Raffaele Cattaneo (rechts)
  • Europa

Land übergibt Präsidentschaft der „Vier Motoren für Europa“

Das beschauliche Dorf Hiltensweiler, ein Teilort von Tettnang, wird von der Abendsonne angestrahlt. Im Hintergrund sind der Bodensee und die Alpen zu sehen.
  • Förderung

Beteiligungsverfahren zur Gestaltung des EFRE nach 2027

Ein Traktor mäht  in Stuttgart eine Wiese, im Hintergrund sieht man den Fernsehturm. (Bild: dpa)
  • Landwirtschaft

Zeitnahe Zahlung ausstehen­der Fördergelder für Landwirte

Portraitaufnahme Herr Döhring
  • Verwaltung

Neue Leitung beim Finanzamt Ettlingen

Polizisten im Gespräch
  • Sicherheit

Sicherheitsbericht 2023 vorgestellt

Eine Mitarbeiterin der Kunsthalle Mannheim steht im Atrium vor der digitalen Monitor-Wand „Collection Wall“ und betrachtet ein Kunstwerk. Auf dem Touchscreen können Besucher interaktiv einen Blick in die Sammlung und auch ins sonst verborgene Depot werfen (Bild: picture-alliance/Uwe Anspach/dpa).
  • Kunst und Kultur

Zwölf nichtstaatliche Museen gefördert

Ein Stempel mit der Aufschrift "Bürokratie" liegt auf Papieren.
  • Wirtschaft

Nachbesserungen bei Büro­kratieentlastung gefordert

Ländlicher Raum
  • Ländlicher Raum

Abschluss von „CREATE FOR CULTURE“

  • Startup BW

Gewinner des JUNIOR Landeswettbewerbs

// //