Die Geschwister-Scholl-Schule in Tübingen, die heute von Bundespräsident Joachim Gauck sowie Ministerpräsident Winfried Kretschmann besucht wird, ist eine der neuen Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg. Die entsprechenden gesetzlichen Grundlagen wurden gestern vom Landtag verabschiedet. Bislang erfüllen 40 Schulen die Voraussetzungen, um zum Schuljahresbeginn 2012/13 als Gemeinschaftsschule starten zu können. Wie viele Schulen bis dahin insgesamt Gemeinschaftsschulen sein werden, ist wegen der Antragsfristen noch offen. "Ich freue mich sehr, dass es jetzt gelingt, mit der Gemeinschaftsschule das längere gemeinsame Lernen in Baden-Württemberg voranzubringen und damit den Wunsch so vieler Eltern und Lehrkräfte zu erfüllen", erklärte Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer. Endlich sei es möglich, die sozialen Benachteiligungen des Schulsystems mit einer neuen leistungsfähigen Schulart zu reduzieren.
An der Geschwister-Scholl-Schule werden Schülerinnen und Schüler aller Bildungsempfehlungen von Lehrkräften aller Schularten gemeinsam unterrichtet. In heterogenen Lerngruppen und individualisierten Unterrichtsformen entwickelt dabei jedes Kind an sein maximal mögliches Leistungspotential.
An der Schule werden seit Jahren unterschiedliche Bausteine zur individuellen Förderung praktiziert, die vielen Schulen als Beispiel dienen. Dazu gehört ein engmaschiges Coaching-System, in dem acht bis zehn Schüler je einer Lehrkraft zugeordnet sind. Weiterhin dienen individuell bearbeitete "Lernpakete" unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade in speziell gestalteten Lernumgebungen dem Kompetenzerwerb der Lernenden. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten projektartig, in kooperativer oder individueller Form, haben aber stets auch Rückgriffsmöglichkeiten auf Lehrkräfte.
Die grün-rote Landesregierung versteht Bildungspolitik als einen Prozess, der von unten wächst. Dies gilt in besonderem Maße für die Einführung der Gemeinschaftsschule mit dem Ziel, beste Bildungschancen für alle zu schaffen. Kinder und Jugendliche zu fördern, ihre Verschiedenheit als Wert anzuerkennen und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Fähigkeiten und Potenziale optimal zu entfalten, sind die Leitgedanken der Bildungspolitik. Dazu zählen selbstverständlich auch Kinder mit Behinderungen als Teil unserer Gesellschaft.
Die Gemeinschaftsschule ist eine leistungsstarke und sozial gerechte Schule, die sich sowohl am Leistungsprinzip als auch am Prinzip der Chancengleichheit orientiert. Dies ist eine Schule mit inklusivem Bildungsangebot, in der sowohl Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam lernen und in ihren Begabungen gefördert werden.
Die Ziele der Gemeinschaftsschule sind:
- Durch ein Maximum an individuellem und ein Optimum an gemeinsamem Lernen entwickeln Kinder und Jugendliche Freude am Lernen.
- Jedes Kind bekommt die bestmögliche Förderung und erreicht den optimalen Schulabschluss. Das gilt auch für Kinder mit Behinderungen.
- Menschliche Unterschiede werden als Bereicherung erlebt und stärken im schulischen Alltag das Verständnis von Demokratie.
- Herkunft und Bildungserfolg werden weitgehend entkoppelt.
- Mit den Eltern wird aktive Erziehungspartnerschaft gelebt.
Quelle:
Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg