Für Deutsche mit Migrationshintergrund sind ähnliche politische Themen wichtig wie für Deutsche ohne Migrationshintergrund. Zu diesem Ergebnis kommt eine bundesweit repräsentative Umfrage, die im Auftrag des Ministeriums für Integration vom Meinungsforschungsinstitut Forsa durchgeführt wurde.
Nach den Daten des Zensus 2011 besitzen rund zehn Prozent der Deutschen ab 18 Jahren ausländische Wurzeln. In Baden-Württemberg sind es 14 Prozent. Das ist eine beachtliche Größe. Doch nehmen diese Menschen auch am politischen Leben teil? Studien kommen zum Ergebnis, dass insbesondere Migrantinnen und Migranten der zweiten Generation sich grundsätzlich genauso für Politik interessieren und politisch beteiligen wie Deutsche ohne Migrationshintergrund. „Über die Themen und Probleme, die Deutsche mit Migrationshintergrund beschäftigen, weiß man allerdings wenig. Dies war Anlass, nach ihrer politischen Agenda zu fragen”, sagte Integrationsministerin Bilkay Öney heute (17. Juni 2013) in Stuttgart.
Themenbereiche Soziales sowie Wirtschaft und Finanzen dominieren
Die Umfrage ergab: Bei der wahlberechtigten Bevölkerung insgesamt dominieren die Themenbereiche Soziales sowie Wirtschaft und Finanzen (Tabelle 1). Es folgen kritische Äußerungen über das politisch-administrative System, zum Beispiel Kritik an Parteien und Politikern ganz allgemein, an Affären, Integrität, Bürokratie und Justiz. An vierter Stelle liegt der Bereich Bildung, gefolgt von Integration, Umwelt, Gesundheit/Verbraucherschutz und Kritik an der Regierung. Blickt man auf die Ergebnisse nach Migrationshintergrund, dann zeigt sich, dass die Unterschiede gering sind. Deutschen mit Migrationshintergrund sind soziale Probleme sowie Bildungs- und Integrationsprobleme allerdings wichtiger als Deutschen ohne Migrationshintergrund.
Auch mit Blick auf die zehn wichtigsten Einzelthemen überwiegen Parallelen zwischen den befragten Gruppen (Tabelle 2). Doch werden Arbeitslosigkeit, Integration von Ausländern/Zuwanderern sowie Bildungspolitik von Befragten mit Migrationshintergrund signifikant häufiger als Probleme genannt. Für Befragte ohne Migrationshintergrund sind die Themen soziale Ungerechtigkeit, Euro, Armut und Beschäftigungspolitik dagegen wichtiger.
Anhand des Vergleichs der jeweiligen politischen Agenda von Deutschen mit und ohne ausländischen Wurzeln wird deutlich: Die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen fallen bei konkreten Themen größer aus als bei den allgemeinen Themenbereichen. Zudem setzt politische Integration einen gewissen Integrationsgrad auf Seiten der Einwanderer voraus. Aber es bedarf darüber hinaus der Bereitschaft von Gesellschaft, Politik und Medien, Migrantinnen und Migranten für politische Themen zu interessieren.
Hintergrundinformationen
Die repräsentative Umfrage wurde im Auftrag des Ministeriums für Integration unter 1.000 Bundesbürgern ab 18 Jahren ohne und 1.000 Bundesbürgern ab 18 Jahren mit Migrationshintergrund durchgeführt. Für die Ausweisung der Gesamtergebnisse wurden die Deutschen mit Migrationshintergrund ihrem Anteil in der Bevölkerung entsprechend gewichtet. Die Befragung lief im Zeitraum vom 22. April bis 30. Mai 2013. Erhebendes Institut war Forsa.