Der designierte Erzbischof von Freiburg, Stephan Burger, hat vor seiner Amtseinführung einen Treueid bei der Landesregierung abgelegt. Ministerpräsident Winfried Kretschmann betonte seine Vorbehalte gegen die Praxis des Treueids und lud die beiden Diözesen im Land dazu ein, diese gemeinsam zu prüfen und zeitgemäße Lösungen zu suchen.
„Die Gesellschaft steht vor großen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen. Politik und Staat können diese Probleme nicht alleine lösen. Es braucht dafür das Zusammenwirken vieler gesellschaftlicher Kräfte, dazu gehören auch die Kirchen. Diesen unentbehrlichen Dienst der Kirchen für die Bürgerinnen und Bürger wird Stephan Burger als Erzbischof an zentraler Stelle mitgestalten“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei der Eidesleistung des designierten Erzbischofs von Freiburg.
Vor der Weihe zum Bischof und der Einführung in sein Amt findet gemäß dem Konkordat zwischen dem Deutschen Reich und dem Heiligen Stuhl von 1933 ein Treueid des designierten Bischofs statt. So legt der Bischof vor seiner Investitur bei der jeweiligen Landesregierung einen Treueid auf das Evangelium ab. Der künftige Erzbischof Stephan Burger leistete den Eid mit dem Evangeliar, das ihn in seiner bisherigen Seelsorge-Arbeit begleitet hat – „als Zeichen dafür, dass der Auftrag der Kirche aus der Mitte ihrer pastoralen Sorge um die Menschen kommt.“
Kretschmann betonte seine Vorbehalte gegen diese Praxis: „Nicht nur der historische Bezug irritiert mich. Es entspricht auch nicht meinem Verständnis der Trennung von Kirche und Staat.“ Die Landesregierung pflege nicht nur gute und stabile Beziehungen zur katholischen Kirche, sondern ebenso zu den evangelischen Landeskirchen, den kleineren christlichen Gemeinschaften und vielen anderen Religions- und Weltanschauungsgruppen, aber nur von der katholischen Kirche nehme sie den Treueid entgegen. „Eine kooperative Trennung zwischen Staat und Kirche braucht Brücken und Brückenbauer. Stephan Burger hat gezeigt, dass er ein solcher Brückenbauer ist. Er hat mir im Blick auf meine Vorbehalte gegenüber der Eidesleistung einen gangbaren Weg gezeigt und deutlich gemacht, dass er diesen Eid nicht als staatliche Forderung, sondern als kirchliche Handlung versteht“, sagte Kretschmann. „Mir ist es wichtig zu betonen, dass für mich die im Eid genannte Achtung gegenüber der Landesregierung nicht nur zulässt, sondern geradezu erfordert, dass der Erzbischof der Landesregierung mit sachlicher und konstruktiver Kritik begegnet, wo immer eine solche geboten ist.“ Sich einander zu öffnen und ehrlich die Meinung zu sagen, gehöre zu einem demokratischen Diskurs. „Ich lade die beiden Diözesen dazu ein, die Praxis des Treueids zeitnah gemeinsam zu prüfen und für die Zukunft miteinander nach guten und zeitgemäßen Lösungen zu suchen“, so der Ministerpräsident.
In seiner Ansprache verwies Burger auf den Auftrag der Kirche und ihren Beitrag „zum Wohl und Interesse von Volk und Land“. Dieses Engagement der Kirche zeige sich „in Gottesdienst und Seelsorge, in der gelebten Gemeinschaft und wahrgenommener Bildungsverantwortung, zeigt sich in Caritas und Entwicklungszusammenarbeit.“ Zudem thematisierte der künftige Erzbischof das gemeinsame Engagement für Flüchtlinge sowie für Frieden und globale Gerechtigkeit: Wenn derzeit weltweit mehr als 50 Millionen Menschen auf der Flucht seien, müsse es nicht nur darum gehen, diesen Menschen zu helfen, sondern auch darum, die Ursachen der Flüchtlingsströme zu bekämpfen.