"Mit aufwendigen 3D-Animationen werden zum ersten Mal Größe und Struktur der wichtigsten frühkeltischen Siedlungen Südwestdeutschlands in anschaulicher Form für ein breites Publikum erfahrbar", erklärte Ingo Rust, Staatssekretär im Ministerium für Finanzen und Wirtschaft, heute bei der Präsentation des Films in Stuttgart. Für die ab dem 14. September 2012 beginnende Große Landesausstellung „Die Welt der Kelten. Zentren der Macht − Kostbarkeiten der Kunst“ in Stuttgart wurden die Forschungsergebnisse der letzten Jahrzehnte zusammengetragen, aufgearbeitet und in Form aufwendiger 3D-Animationen für die Besucher visualisiert. "Aus den zahlreichen Funden vom frühkeltischen Fürstensitz auf der Heuneburg können wir neue Erkenntnisse über das Leben und die Sozialstruktur der Kelten gewinnen", betonte Rust.
Die frühkeltischen Fürstensitze „Heuneburg“ bei Herbertingen-Hundersingen an der oberen Donau (Kreis Sigmaringen) sowie der „Ipf“ bei Bopfingen (Ostalbkreis) gehören zu den bedeutendsten archäologischen Fundstätten Mitteleuropas. Insbesondere die Heuneburg mit ihrer nördlich der Alpen einzigartige Befestigungsarchitektur der Lehmziegelmauer, ihrer ausgedehnten Außensiedlung und den mächtigen Großgrabhügeln der Umgebung bezeugt die überregional herausragende Stellung dieser Höhensiedlung im 6. Jh. v. Chr. Speziell auch die Ausgrabungen der letzten Jahre führten immer wieder zu sensationellen Entdeckungen wie 2005 der Freilegung der Steinfundamente, einer bislang einzigartigen frühkeltischen Toranlage sowie 2010 des Fürstinnengrabes in der Bettelbühl-Nekropole.
Die technische Umsetzung des 3D-Film wurde in Zusammenarbeit mit der Filmakademie Baden-Württemberg GmbH, Institut für Animation, Visual Effects und digitale Postproduktion und brainpets GbR aus Berlin realisiert. Das Projektteam bestehend aus Prof. Dr. habil. Dirk Krausse, Landeskonservator/Landesarchäologe, Markus Steffen M. A. und Dr. Denise Beilharz (alle Landesamt für Denkmalpflege) sowie David Maas von brainpets GbR Berlin und Christian Müller von der Filmakademie Baden-Württemberg präsentierte mehrere Ausschnitte der in Produktion befindlichen Ausstellungsfilme mit weiterführenden Erklärungen und Hintergründen zum visuellen und inhaltlichen Entstehungsprozess.
Neufunde aus dem Keltenblock
Bei den laufenden Ausgrabungen, die unter Laborbedingungen in Ludwigsburg durchgeführt werden, ist erst vor wenigen Tagen wieder ein besonderer Fund geborgen worden: Ein filigran verzierter kugelförmiger Anhänger aus Gold. Prof. Dr. Dirk Krausse und Dipl. Restauratorin Nicole Ebinger-Rist präsentierten den Neufund und erläuterten, dass das ca. 2 cm große, reich verzierte Schmuckstück eine kunsthandwerkliche Meisterleistung des frühen 6. Jh. v. Chr. darstelle. Besonders interessant sei, dass es sich gleichsam um „die kleine Schwester“ der bereits vor einigen Monaten geborgenen großen Goldkugeln handle.
Neben der neuen Goldkugel, sind an der Kammernordwand auch Bernsteinanhänger aufgetaucht, die identisch verziert sind wie der große Bernsteinanhänger an der Hüfte der Fürstin, allerdings sind auch sie kleiner. Diese Funde geben dem zur Zeit unter Hochdruck am Keltenblock arbeitenden Grabungsteam bisher noch Rätsel auf: Wurde eine zweite Schmuckgarnitur, quasi en miniature, mit in die Kammer gegeben? Gehören auch diese Kostbarkeiten zur Fürstin oder wurde außer ihr und dem in der Südostecke ärmlich bestatteten Individuum noch eine weitere Person in der Grabkammer beigesetzt?
Quelle:
Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg