Die Börse Stuttgart hat in enger zweijähriger Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Kultus, Jugend und
Sport Baden-Württemberg sowie zahlreichen Seminarleitern und Lehrern Lernmaterialien zum Thema
Finanzwissen für Schülerinnen und Schüler von Realschulen und Gymnasien erstellt. Dies sind die ersten
Ergebnisse der Kooperation, die die Börse Stuttgart und das Kultusministerium jetzt vorstellten. Die Partner
sind davon überzeugt, dass die Vermittlung dieser Kenntnisse gerade angesichts der aktuellen Staatsschulden-
Krise bei den Jugendlichen auf großes Interesse stoßen wird.
Die Lernmaterialien, die auf den Bildungsplan des Landes Baden-Württemberg ausgerichtet sind, bestehen
aus Fallstudien, Lernmodulen und Lernspielen zur Wissenssicherung. Alle Materialien sind didaktisch für
die jeweilige Schulart und Altersstufe aufbereitet. Abgerundet wird die Materialsammlung durch ein Begleitheft
für Lehrer mit methodisch-didaktischen Kommentaren und Lösungshinweisen zu den Aufgaben
der Fallstudie. Es ist geplant, dass alle weiterführenden Schulen in Baden-Württemberg das Material sukzessive
anwenden. Die Lehrerinnen und Lehrer sind für die Verwendung des Lernmaterials bereits fortgebildet
worden.
Ziel ist es, den Schülern Grundlagenwissen über die Funktion einer Börse sowie von Finanzinstrumenten zu
vermitteln und ihnen Berührungsängste vor einem Thema zu nehmen, das auf den ersten Blick komplex
und schwierig wirkt. „Gerade in der aktuellen Situation, in der die Medienberichterstattung von Finanzthemen
dominiert wird, kommt dem Finanzwissen eine große Bedeutung zu. Wir als öffentlich-rechtlicher
Börsenplatz sehen es als gesellschaftspolitische Aufgabe an, Schülern den Zugang zu diesem Themenkomplex
zu ermöglichen“, sagte Dr. Christoph Boschan, Geschäftsführer der Baden-Württembergischen
Wertpapierbörse.
Die Börse Stuttgart hat mit Hilfe von Umfragen festgestellt, dass Anlegerbildung für die Bevölkerung eine
große Bedeutung hat. Gleichzeitig stellte aber die Mehrzahl der Befragten selbstkritisch fest, dass sie große
Wissenslücken bei dem Themenkomplex hätten und sich unsicher fühlten. „Mit Bildungsangeboten zum
Thema Finanzen kann man deshalb gar nicht früh genug beginnen“, sagte Christoph Lammersdorf, Vorsitzender
der Geschäftsführung der Boerse Stuttgart Holding GmbH. Daher fordert die Börse Stuttgart, dass
die Vermittlung von Finanzwissen fest in den Bildungsplan an allen weiterbildenden Schulen aufgenommen
wird – nicht nur in Baden-Württemberg, sondern bundesweit. „Nur so ist gewährleistet, dass alle Schüler –
unabhängig von ihrem Wohnort – die gleichen Wissensvoraussetzungen haben. Die Verankerung im offiziellen
Bildungsplan unterstreicht die Bedeutung des Themenkomplexes und ist aus unserer Sicht unerlässlich“,
so Lammersdorf.
Die Börse Stuttgart plant, schulischen Einrichtungen bundesweit ihre Lernmaterialien zur Verfügung zu
stellen. „Wir haben uns im ersten Schritt auf die Verteilung in Baden-Württemberg konzentriert, dies kann
aber nur der Anfang sein. Wir hoffen auf die weitere Unterstützung des Kultusministeriums, beispielsweise
über die Kultusministerkonferenz, um eine möglichst flächendeckende Verbreitung zu erreichen“, führte
Lammersdorf weiter aus.
Kultusministerium will wirtschaftlichen Sachverstand der Jugendlichen im Land verbessern
Die Kultusministerin sagte zu, bei der Verbreitung der Materialien in den anderen Bundesländern etwa über
die Landesarbeitsgemeinschaft Schule-Wirtschaft Baden-Württemberg zu helfen. Sie ist darüber erfreut,
dass die enge Zusammenarbeit des Ministeriums mit der Stuttgarter Börse zu so guten Ergebnissen wie bei
diesen Lernmaterialien führe: "Die Börse trägt mit dieser Kooperation dauerhaft dazu bei, den wirtschaftlichen
Sachverstand der Jugendlichen in ansprechender Form zu verbessern und sie damit letztlich auch vor
hohen Verschuldungen etwa durch eine starke Handy-Nutzung zu bewahren."
Diese Kooperation sei ein Beispiel dafür, wie gemeinsame Projekte mit der Wirtschaft mithelfen würden,
den Schülerinnen und Schülern zum einen das Rüstzeug für einen mündigen Wirtschaftsbürger an die Hand
zu geben und ihnen einen bewussten Umgang mit knappen Mitteln in alltäglichen Situation zu vermitteln.
Zum anderen werde so die Berufs- und Studienorientierung vorangebracht. Das Ministerium setzt deshalb
auch darauf, die direkte Kooperation zwischen Schulen und der Wirtschaft zu fördern. Mittlerweile arbeiteten
rund 3500 Unternehmen im Land mit Schulen zusammen. "Es ist gut, dass das Kultusministerium und
die Unternehmen das Themenfeld Wirtschaft an den Schulen gemeinsam voranbringen, damit die Kompetenz
der Schülerinnen und Schüler in wichtigen Lebensfragen verbessert wird."
Bereits jetzt erwerben alle Schülerinnen und Schüler der allgemein bildenden Schulen Kenntnisse innerhalb
der Themenbereiche Ökonomische Bildung, Finanzen, Wirtschaft und Arbeit. Zukünftig sollen die Ökonomische
Bildung und die finanzielle Allgemeinbildung durch die Weiterentwicklung der Bildungspläne
weiter gestärkt werden.
An der Vorstellung der Lernmaterialien in der Börse Stuttgart nahmen neben der Kultusministerin Gabriele
Warminski-Leitheußer auch Schüler eines Wirtschaftskurses der Konstanzer Geschwister-Scholl-Schule
gemeinsam mit ihrem Lehrer teil. Sie berichteten über ihre ersten Erfahrungen mit dem Unterrichtsmaterial.
Quelle:
Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg