Klimaschutz

Bericht zur Anpassungsstrategie an den Klimawandel vorgestellt

Ein Thermometer zeigt fast 36 Grad Celsius an. (Bild: © Patrick Pleul / dpa)

Mit dem zweiten „Monitoringbericht zur Anpassungsstrategie an den Klimawandel“ hat das Umweltministerium eine Bestandsaufnahme zu den Folgen des Klimawandels vorgelegt. Der Bericht gibt auch Auskunft über die Maßnahmen, mit denen das Land dem Klimawandel begegnen möchte.

Die Folgen des Klimawandels sind – auch in Baden-Württemberg – dramatisch. So könnte bis zum Jahrhundertende aktuellen Berechnungen zufolge die Durchschnittstemperatur im Vergleich zum Zeitraum zwischen 1971 und 2000 um drei bis vier Grad Celsius steigen. In den Höhenlagen des Schwarzwalds könnten dann Temperaturen herrschen wie sie heute im Oberrheingraben gemessen werden – mit gravierenden Folgen für Mensch und Natur.

„Aber nicht nur die Prognosen sind für uns alle tiefgreifend, sondern auch der Ist-Zustand“, sagte Umweltminister Franz Untersteller bei der Vorstellung des zweiten „Monitoringberichts 2020 zur Anpassungsstrategie an den Klimawandel“ (PDF). Mit 10,4 Grad Celsius sei 2018 ein neuer Höchstwert der Jahresmitteltemperatur für Baden-Württemberg erreicht worden. Zudem nehmen extreme Wetterereignisse wie Starkregen weiter zu. „Schon jetzt sehen und spüren wir im Land die Auswirkungen des Klimawandels deutlich. Er ist nachweisbar und längst bei uns auch im eigenen Garten mit verbrannten Rasenflächen oder überschwemmten Kellern angekommen“, betonte Untersteller: „Aber wir schauen dabei nicht zu. Wir tun was dagegen.“

Investitionen in Klimaschutz senken Folgekosten

Mit dem „Monitoringbericht 2020 zur Anpassungsstrategie an den Klimawandel“ hat das Umweltministerium dem Kabinett eine Bestandsaufnahme zu den Folgen des Klimawandels im Land vorgelegt. Der Bericht gibt darüber hinaus auch Auskunft über den Stand der Maßnahmen, mit denen das Land dem Klimawandel begegnen möchte.

Untersteller bezeichnete die Ergebnisse und die rasante Entwicklung des Klimawandels als ein erwartetes Alarmsignal: „Wir müssen aber noch viel mehr tun, damit wir unseren Enkeln und deren Enkeln ein Land hinterlassen, das mit einer intakten biologischen Vielfalt noch schön und lebenswert ist“, sagte Umweltminister Untersteller. Dabei sei es unerlässlich den Klimaschutz mit den Anpassungen an den Klimawandel von Anfang an mitzudenken. „Es zeigt sich nämlich, dass gewinnbringende Investitionen in den Klimaschutz die Folgekosten des Klimawandels und damit auch die Kosten für die Anpassungen an den Klimawandel deutlich nach unten drücken können.“ Eva Bell, Präsidentin der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW), ergänzte: „Ich freue mich, dass wir das Land mit dem neuen ‚Kompetenzzentrum für Klimawandel und Anpassung‘ in Zukunft noch stärker bei dieser im wahrsten Sinne des Wortes lebenswichtigen Aufgabe unterstützen werden.“

Bericht untersucht Klimafolgen in neun Handlungsfeldern

In neun Handlungsfeldern untersucht der Monitoringbericht die Klimafolgen: Wald und Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Boden, Naturschutz und Biodiversität, Wasserhaushalt, Tourismus, Gesundheit, Stadt- und Raumplanung sowie Wirtschaft und Energiewirtschaft. In den meisten Feldern lassen sich bereits Veränderungen belegen, die auf den Klimawandel zurückgeführt werden können. „Besonders die Landwirtschaft, die Wald- und Forstwirtschaft sowie Wasser und Biodiversität sind bereits stark betroffen“, betonte Umweltminister Franz Untersteller. „Während die Temperaturen von Seen und das Waldbrandrisiko von Jahr zu Jahr steigen, sinken die Bodenwasservorräte unter landwirtschaftlichen Böden.“

Seit dem Jahr 2000 zählen 16 zu den 20 wärmsten jemals in Baden-Württemberg gemessenen Jahren. „Unsere Auswertungen zeigen, Pflanzen blühen früher, Sommer werden heißer und die Natur leidet unter der wiederkehrenden Trockenheit, weil sich Schädlinge im Wald oder im Ackerbau weiter ausbreiten. Dies hat erheblichen Einfluss auf die Vielfalt der Lebensräume im Land und unsere Lebensgrundlagen“, erläuterte LUBW-Präsidentin Bell. Die Beispiele im Monitoringbericht dokumentieren eine Entwicklung, die sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten weiter fortsetzen werde. „Wenn wir dieser Entwicklung tatenlos zusehen, wird Baden-Württemberg in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts ein anderes Land sein, in dem die Lebensqualität spürbar nachgelassen hat“, hob Untersteller hervor.

76 Handlungsempfehlungen

Bereits vor sechs Jahren habe die Landesregierung deshalb eine Anpassungsstrategie an die Folgen des Klimawandels verabschiedet, führte der Minister aus. „Darin sind 76 Handlungsempfehlungen enthalten, unter anderem zur Stadt- und Raumplanung, zum Tourismus, zur Gesundheitsprävention und zum Hochwasserschutz. Von den Empfehlungen wurde der Großteil bereits angegangen.“ So wurde etwa ein Leitfaden für Kommunen zum Umgang mit Starkregen entwickelt oder eine Studie zur besseren gesundheitlichen Versorgung älterer Menschen bei Hitze erstellt.

Für eine umfassende Wirkungsanalyse sei es derzeit noch zu früh, sagte Untersteller. „Wir sehen aber, welche konkreten Folgen der Klimawandel in Baden-Württemberg schon hat. In der Landwirtschaft ändert sich beispielsweise der Anbau, es werden bei uns verstärkt wärmeliebende Fruchtarten wie Körnermais und Soja oder Merlot-Trauben im Weinbau heimisch. In der Forstwirtschaft wird der standortgerechte und klimaangepasste Waldumbau vorangetrieben, weg von den Reinbeständen der Fichte oder Kiefer hin zu widerstandfähigeren Baumarten und Mischbeständen. Und im Land haben wir, nur ein Beispiel, den Hochwasserschutz deutlich aufgewertet.“ Aber um die Maßnahmen noch zielführender umsetzen zu können, hält es der Umweltminister für die kommende Fortschreibung der Anpassungsstrategie für zwingend erforderlich, ressortübergreifend die Verantwortlichkeiten und Abläufe für die Umsetzung der Anpassungsstrategie festzulegen

Fortschreibung der Anpassungsstrategie

Die baden-württembergische Landesregierung hatte 2013 das Klimaschutzgesetz beschlossen, 2015 die Klima-Anpassungsstrategie. Alle drei Jahre wird nun systematisch erfasst, welche wesentlichen Folgen sich aus dem Klimawandel für Baden-Württemberg ergeben und wie man damit umgehen kann. Im novelliertem Klimaschutzgesetz ist festgelegt, bis Ende 2022 eine fortgeschriebene Anpassungsstrategie zu verabschieden. Von 2024 an wird dann alle fünf Jahre ein Monitoring zur aktualisierten Klimaanpassungsstrategie gemacht.

Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW): Monitoringbericht 2020 zur Anpassungsstrategie an den Klimawandel in Baden-Württemberg

Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft: Klima

Weitere Meldungen

Gruppenbild mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann (vorne, Mitte) und den Ordensprätendentinnen und Ordensprätendenten
  • Auszeichnung

Verdienstorden des Landes an 22 verdiente Persönlichkeiten

Ein Rettungswagen fährt mit Blaulicht. (Foto: © dpa)
  • Rettungsdienst

Neufassung des Rettungsdienstgesetzes auf den Weg gebracht

Zwei Polizeibeamte bei einer Streife.
  • Sicherheit

Positive Bilanz beim siebten länderübergreifenden Sicherheitstag

Deutscher Pavillon auf der Kunstbiennale Venedig 2024
  • Kunst und Kultur

Deutscher Pavillon auf der Biennale Venedig eröffnet

Euro-Banknoten und -Münzen
  • Haushalt

Rechtsgutachten zur Haushaltspraxis im Land

Breisgau-S-Bahn im Landesdesign (bwegt)
  • Schienenverkehr

Zuverlässigkeit auf der Breisgau-S-Bahn wird verbessert

Die Kabinettsmitglieder sitzen am Kabinettstisch der Villa Reitzenstein.
  • Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 16. April 2024

Zwei junge Frauen zeigen auf den Monitor und diskutieren gemeinsam über die Präsentation am Computer.
  • Fachkräfte

Landesregierung startet Fachkräfteinitiative

Polizist der Polizei Baden-Württemberg kontrolliert den Verkehr.
  • Verkehr

Bundesweiter Aktionstag zur Sicherheit im Güterverkehr

Autos fahren in Stuttgart (Foto: © dpa)
  • Verkehr

Statt Fahrverbote wirksame Maßnahmen für weniger CO2-Ausstoß

In einer braunen Biomülltonne liegen Lebensmittel.
  • Ernährung

Gemeinsam gegen Lebensmittelverschwendung

Porträtbild von Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
  • Wirtschaft

Reise mit Handwerksdelegation nach Polen

Polizist des Polizeipräsidiums Freiburg auf Streife.
  • Sicherheit

Aktionstag zur Bekämpfung von Straftaten im öffentlichen Raum

Mit einem digitalen Lasergeschwindigkeitsmessgerät wird der Verkehr auf der Autobahn A5 bei Müllheim überwacht. (Foto: dpa)
  • Verkehrssicherheit

Europaweiter Speedmarathon

RE zwischen Singen und Stuttgart (Gäubahn) - hier zwischen Aistaig und Sulz, im Vordergrund der Neckar (Bild: Deutsche Bahn AG/ Georg Wagner)
  • Schienenverkehr

Land plant deutliche Angebotsverbesserungen auf und zu der Gäubahn

Gruppenfoto im Freien vor Hospitalhof in Stuttgart: Teilnehmende der 67. Konferenz der Beauftragten von Bund und Ländern für die Belange von Menschen mit Behinderungen
  • Menschen mit Behinderungen

67. Treffen der Behindertenbeauftragten von Bund und Ländern

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (links) und der lombardische Staatssekretär für internationale Angelegenheiten Raffaele Cattaneo (rechts)
  • Europa

Land übergibt Präsidentschaft der „Vier Motoren für Europa“

Das beschauliche Dorf Hiltensweiler, ein Teilort von Tettnang, wird von der Abendsonne angestrahlt. Im Hintergrund sind der Bodensee und die Alpen zu sehen.
  • Förderung

Beteiligungsverfahren zur Gestaltung des EFRE nach 2027

Ein Traktor mäht  in Stuttgart eine Wiese, im Hintergrund sieht man den Fernsehturm. (Bild: dpa)
  • Landwirtschaft

Zeitnahe Zahlung ausstehen­der Fördergelder für Landwirte

Polizisten im Gespräch
  • Sicherheit

Sicherheitsbericht 2023 vorgestellt

Ein Stempel mit der Aufschrift "Bürokratie" liegt auf Papieren.
  • Wirtschaft

Nachbesserungen bei Büro­kratieentlastung gefordert

Im Energiepark Mainz ist der verdichtete grüne Wasserstoff aus einem Elektrolyseur in Tanks gelagert.
  • Wasserstoff

Ausgestaltung des Wasserstoffkernnetzes

Netzwerkkabel stecken in einem Serverraum in einem Switch. (Foto: © dpa)
  • Justiz

Gentges kritisiert Einigung zur Datenspeicherung

Hand mit Smartphone in der Hand, auf dem Bildschirm sieht man die App TikTok, im Hintergrund ist das Neue Schloss Stuttgart zu sehen
  • Soziale Medien

Finanzministerium startet TikTok-Kanal

Container werden auf einem Container-Terminal transportiert. (Foto: © dpa)
  • Wirtschaft

Herausforderungen bei nachhaltigen Lieferketten

// //