Tierschutz

25.000 Euro gehen an Forscher aus Tübingen

„Ziel der Landesregierung ist es, die Zahl der Tierversuche und die Belastung von Versuchstieren weiter zu verringern. Dies haben wir ausdrücklich im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Der Forschungspreis für Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch ist hierbei ein wichtiger Baustein. Dr. Martina Berger sowie Martina Zimmermann und Prof. Dr. Ulrich Lauer zeigen mit ihren herausragenden Forschungsarbeiten erfolgreiche und vielversprechende Alternativen auf“, sagte der für den Tierschutz zuständige Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Alexander Bonde, anlässlich der Verleihung des Forschungspreises „Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch“ der Landesregierung am Dienstag in Stuttgart.

Im Jahr 2011 wurden aus insgesamt fünf Vorschlägen entsprechend dem Votum der Bewertungskommission, die aus Wissenschaftlern, Vertretern von Tierschutzorganisationen und Mitgliedern des Landesbeirates für Tierschutz besteht, zwei Projekte ausgewählt. Beide Projekte werden mit jeweils 12.500 Euro ausgezeichnet; einen der beiden Preise teilen sich die beiden Forscher Zimmermann und Lauer.

Baden-Württemberg spiele in der biomedizinischen Forschung in Deutschland eine wichtige Rolle, so der Minister weiter. In den Forschungseinrichtungen im Land würden daher auch zahlreiche Tierversuche durchgeführt. „Gerade als forschungsstarker Standort wollen wir deshalb ein Zeichen setzen, dass wir unsere Verpflichtung zur Verringerung der Tierversuche ernst nehmen. Dafür braucht es konkrete Alternativen, die von Wissenschaftlern entwickelt werden müssen“, betonte Bonde.

Der Forschungspreis sei zugleich Anreiz und Anerkennung für herausragende wissenschaftliche Arbeiten, die dazu beitragen, Tierversuche zu vermeiden oder die Anzahl und die Belastung der verwendeten Tiere zu verringern.

Zu den Preisträgern:

Dr. Martina Berger forscht in der Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Tübingen zum Einsatz fremder Herzklappen bei Herzpatienten. Zur Erforschung der Verwendung solcher Herzklappen - insbesondere zu Problemen, die sich im Rahmen der Alterung ergeben - werden üblicherweise Versuche an Großtieren, beispielsweise an Schafen, durchgeführt. Dr. Berger hat hierzu ein Alternativsystem entwickelt, den Realtime-Herzklappen-Bioreaktor. In diesem Gefäß können der Blutfluss, der Blutdruck, das Druckprofil, die Herzfrequenz, die Temperatur und die Viskosität von Blut simuliert werden. Das System ermöglicht so die Untersuchung vieler Versuchsparameter ohne den Einsatz von Tieren. Außerdem können durch die Zugänglichkeit der Herzklappen während des Versuches zusätzliche Parameter beobachtet werden. Hierfür wurde ein high-speed Kamerasystem entwickelt. Das Bioreaktorsystem macht es auch möglich, mit menschlichem Material, beispielsweise Humanblut, zu arbeiten - was einen zusätzlichen Vorteil zum Tierversuch darstellt. Ein wichtiger Einsatzbereich ist die einfache Simulierung von Bluthochdruck im Bioreaktor. Diese Versuche sind bei Tieren äußerst schwierig und belastend für die Tiere, da künstlich hohe Blutdrücke ausgelöst werden müssen.

Tiere wurden im Versuch von Dr. Berger nicht eingesetzt, teilweise kommen in ihrem System Herzklappen vom Schwein aus Schlachthofmaterial als Testobjekte zum Einsatz. Das Modell hat eine hohe klinische Relevanz für Patienten und trägt wesentlich zur Verringerung und Verbesserung von gegebenenfalls noch notwendigen Tierversuchen in diesem Bereich bei.

Martina Zimmermann und Prof. Dr. Ulrich M. Lauer forschen im Bereich Innere Medizin I an der Universitätsklinik Tübingen. Prof. Lauer leitet die Forschergruppe „Molekulare Onkologie“, der Frau Zimmermann angehört.

Für die Untersuchungen werden aus Lebertumoren, die Patienten entnommen wurden, unter Verwendung von Hochleistungsschneidegeräten hauchdünne Gewebeschnitte (200 μm dick) hergestellt. Diese können über mehrere Tage unter speziellen Bedingungen in Kultur am Leben gehalten werden. So kann das Tumormaterial humanen Ursprungs zur Austestung neuartiger Therapeutika herangezogen werden („individualisierte virale Therapie“). Diese Tests erfolgten bislang im Tierversuch. Darüber hinaus eignet sich das Verfahren zur Beantwortung weiterer Fragestellungen im Rahmen der Tumorforschung und der individualisierten Therapie. Die Methode findet bereits Nachahmer: Inzwischen etablieren auch andere Arbeitsgruppen diese Methodik in ihren Forschungslaboratorien. Tiere wurden bei diesen Tests von Zimmermann und Lauer nicht eingesetzt. Zum Anlegen von Kulturen wurden OP-Resektate von Patienten verwendet.

Auch diese Arbeiten haben eine große klinische Relevanz, sie kommen direkt den Tumorpatienten zu Gute. Die Methode vermeidet nicht nur Tierversuche, sie liefert auch präzisere Daten an menschlichem, nicht tierischem, Material, die für die Patienten direkt relevant sind. Somit entfallen Unsicherheiten, die sich grundsätzlich aus der fraglichen Übertragbarkeit von am Tier erzielten Ergebnissen auf die Situation beim Menschen ergeben.

Quelle:

Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg

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