Stuttgart - Sparen, sparen, sparen - ohne dass wir alle grundsätzlich weniger Strom verbrauchen, ist die Energiewende nach Ansicht von Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) gar nicht machbar. «Das wird nur funktionieren, wenn wir die Energieeinsparung stärker in den Mittelpunkt stellen», sagte Untersteller der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart. Doch auch die sogenannte Energieeffizienz müsse deutlich gesteigert werden. Dafür will Untersteller vor allem die Sanierung unzähliger Altbauten puschen - sowohl für Wohngebäude als auch für Schulen oder Behörden. Dazu brauche es aber auch deutlich mehr Zuschüsse vom Bund.
Untersteller kündigte Korrekturen am Erneuerbaren-Wärme-Gesetz der CDU/FDP-Vorgängerregierung an. Demnach muss seit Anfang 2010 jeder Hauseigentümer in dem Moment, wo er seine Heizung austauscht, ein Zehntel des Wärmebedarfs mit erneuerbarer Energie decken. Baden-Württemberg war mit einem solchen Gesetz bundesweit Vorreiter. «Zehn Prozent erneuerbar kann bedeuten 90 Prozent nicht erneuerbar», wandte Untersteller jetzt ein. «Dabei kann es nicht bleiben.» Die grün-rote Landesregierung wolle das Gesetz «weiterentwickeln», insbesondere was Nichtwohngebäude angehe.
Von den 2,3 Millionen Gebäuden im Land seien etwa 70 Prozent vor 1978 gebaut worden. Diese Häuser hätten größtenteils zugige Fenster, keine ausreichende Dämmung an Dach und Fassade und außerdem veraltete Heizungen. «Denen müssen wir uns widmen», forderte Untersteller. «Heute haben wir eine Sanierungsquote von unter einem Prozent im Jahr. Wir müssen auf zwei besser drei Prozent kommen.» Ohne Fördermittel aus Berlin sei das aber unrealistisch. «Wir brauchen mehr Fördermittel vom Bund, über die bereits angekündigten 1,5 Milliarden Euro im Jahr hinaus.» Im vergangenen Jahr waren es laut Ministerium knapp 500 Millionen.
Bei Verbesserungen der Effizienz sieht Untersteller auch die EnBW in der Pflicht: Der Konzern müsse das Thema «stärker als bislang als Geschäftsfeld entdecken», forderte der Grünen-Politiker. «Es braucht neue intelligente Zähler in Verbindung mit flexiblen Tarifen, die für die Verbraucher interessant sind.» Ohne flexible Tarife, die Anreize für die Verbraucher schafften, seien bisherige Angebote «eine Spielerei». So brauche es Anreize, etwa bestimmte Verbräuche in die Nacht zu verschieben, oder in Tageszeiten, in denen viel Strom zur Verfügung stehe und dann aber auch die Strompreise geringer seien. «Wir stehen da ziemlich am Anfang», sagte Untersteller.
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dpa/lsw