Karlsruhe - Mit zwei neuen Projekten soll in baden-württembergischen Gefängnissen die Rückfallgefahr bei problematischen Gruppen von Straftätern gesenkt werden. Die «Behandlungsinitiative Opferschutz» (BIOS) will bis zum Jahresende in der Vollzugsanstalt Offenburg eine spezielle Abteilung für Sexual- und Gewalttäter mit Suchtproblemen einrichten. In der Jugendstrafanstalt Offenburg solle ein spezielles Therapieprogramm für junge Straftäter mit gestörtem Selbstwertgefühl angeboten werden, sagte der BIOS-Vorsitzende Klaus Böhm am Freitag bei der Vorstellung der Programme in Karlsruhe.
«Therapie ist billiger als Wegschließen», betonte Böhm. Er verwies auf Studien aus der Schweiz, wonach die Rückfallquote von Gewalt- und Sexualstraftätern mit konsequenter psychotherapeutischer Beratung um rund zwei Drittel gesenkt werden konnte. Bereits seit drei Jahren bietet der private Verein BIOS ambulante Therapien für Straftäter an, derzeit werden 250 Gewalttäter betreut.
«Es gibt bislang nach unserer Kenntnis keinen einzigen einschlägigen Rückfall», sagte der therapeutische Leiter der forensischen Ambulanz, Andreas Klein. Nach seiner Beispielrechnung kostet eine vierjährige Haftstrafe für einen Rückfalltäter den Staat knapp 120.000 Euro - ein Jahr Therapie hingegen etwa 3.000 Euro.
Mit den neuen Projekten will sich BIOS mit finanzieller Unterstützung der Manfred Lautenschläger-Stiftung nun um zwei besonders rückfallgefährdeten Tätergruppen kümmern:
In der JVA Offenburg soll eine Abteilung eingerichtet werden für 20 Sexual- und Gewalttäter, die alkohol- oder drogenabhängig sind. «Es ist schwierig, diese Personen im Regelvollzug zu erreichen», so der geschäftsführende Sozialarbeiter der JVA, Volker Kersting. Deshalb solle die Abteilung räumlich vom übrigen Vollzug getrennt werden, «um die subkulturellen Einflüsse möglichst klein zu halten». Mit verschiedenen Therapieangeboten sollen die Gefangenen dort jeweils für rund ein Jahr behandelt werden.
In Adelsheim geht es um sogenannte «Angstbeißer», wie die stellvertretender JVA-Leiterin Maida Dietlein sagt. Heranwachsende mit Selbstproblemen, die leicht selbst zum Opfer werden und aus Angst und Unsicherheit zuschlagen. Sie sollen in der Therapie lernen, mit anderen zu kommunizieren und Probleme ohne Gewalt zu lösen.
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dpa/lsw