Eggenstein-Leopoldshafen - Das Verfahren klingt märchenhaft: Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) will aus Stroh schwarzes Gold spinnen. Das «bioliq»-Verfahren wandelt Biomasse in Kraftstoff für Diesel- und Ottomotoren um. Am Mittwoch feierte das KIT Richtfest der 60 Millionen Euro teuren Anlage in Eggenstein-Leopoldshafen bei Karlsruhe. Anfang 2013 soll sie in Betrieb gehen.
«Die Einführung von Biokraftstoff ist ein wichtiger Schritt zur Nutzung nachwachsender Rohstoffe für die Mobilität», sagte KIT-Vizepräsident Peter Fritz. Allerdings sei eine gute CO2-Bilanz nur zu erreichen, wenn dafür Reststoffe aus der Agrarwirtschaft genutzt werden wie Stroh. Dadurch gebe es auch keine Konkurrenz zur Lebensmittelerzeugung. «Wir brauchen dafür keine zusätzlichen Anbauflächen.»
Die Bundesregierung setze große Hoffnungen in das Verfahren, sagte der Parlamentarische Staatssekretär des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Peter Bleser. Flugzeuge und Schiffe könnten nicht auf E-Motoren umgestellt werden und seien dauerhaft auf Kraftstoffe angewiesen. Vor diesem Hintergrund leiste der Biokraftstoff «einen wesentlichen Beitrag zum Umbau der Energieversorgung». Die Anlage wird von Bund und Land mit insgesamt 26 Millionen Euro unterstützt. Die Industrie steuert 20 Millionen Euro bei.
Auch der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) wertete die Anlage als große Chance, die Umweltbilanz von Biokraftstoffen zu verbessern. «Bei Biokraftstoffen ist die Herkunft der verwendeten Ausgangsstoffe ein entscheidender Faktor.» Wenn dafür biologische Reststoffe genutzt werden könnten, würden Konflikte mit anderen Umweltinteressen vermieden.
Der «bioliq»-Prozess besteht aus mehreren Schritten. In der ersten Stufe wird die Biomasse verdichtet zu einem erdölähnlichen Zwischenprodukt. Eine entsprechende Pilotanlage arbeitet bereits seit 2009 auf dem Campus. Die neue Produktionsstätte soll dann die Biomasse in ein Gas umwandeln und mit Sauerstoff vermischen. Unter hohem Druck und Temperaturen von mehr als 1.000 Grad können dann die Grundbausteine für die synthetischen Kraftstoffe gewonnen werden.
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dpa/lsw