Villingen/Mainz - Im Schwarzwald ist ein riesiges frühkeltisches Kalenderwerk in einem Fürstengrab entdeckt worden - aber buchstäblich erst auf den zweiten Blick und mehr als 40 Jahre nach der eigentlichen Ausgrabung. Nach Angaben des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (RGMZI) in Mainz handelt es sich bei dem Grabhügel südlich von Villingen-Schwenningen um die weltweit älteste keltische Mondzyklenanlage - eine Sensation für die Archäologen. «Die Anordnung der Gräber um das zentrale Fürstengrab stimmt mit den Sternenbildern des nördlichen Himmels überein», sagte Allard Mees vom RGZM. Entdeckt worden war das «Schwarzwälder Stonehenge» im Fürstengrab von Magdalenenberg bereits zwischen 1970 und 1973.
«Zum ersten Mal konnten wir die Mondkultur der Kelten im vollen Umfang sichtbar kriegen. Das gab es vorher noch nie», erklärte Mees. Er war auf die neue Deutung der Anlage mit Hilfe einer speziellen Software der US-Luft- und Raumfahrtbehörde (NASA) gestoßen: Demnach sind die Gräber um das zentrale Fürstengrab an dem 100 Meter breiten Grabhügel - im Gegensatz zum englischen Stonehenge - nicht nach Sonnenzyklen angeordnet, sondern nach nördlichen Sternenbildern. «Auch Caesar kannte schon die keltische Mondzeitrechnung, aber er war mehr mit Erobern als mit Entdecken beschäftigt», sagte Mees.
Mit Hilfe der Software konnte der damalige Stand der Sternenbilder von der Winter- bis zur Sommersonnenwende nachgezeichnet werden. «Endlich hat man etwas ans Licht geholt, was sonst in der Dunkelheit geblieben wäre», sagte der Mainzer Wissenschaftler. So konnte er auch die Anlage fast bis auf den Tag genau auf den Sommer 618 v. Chr. datieren.
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dpa/lsw