Autonomes Fahren

14 Monate autonomes Fahren im realen Straßenverkehr in Karlsruhe

Minister Winfried Hermann (M.) auf dem Testfeld in Karlsruhe (Bild: © Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg)

Seit mehr als einem Jahr können Forschungseinrichtungen sowie kleine und mittelständische Industrieunternehmen automatisiertes Fahren und Funktionen auf dem öffentlichen Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg erproben. Verkehrsminister Winfried Hermann informierte sich in Karlsruhe über aktuelle Projekte.

Fahrzeuge, die mit Ampeln und anderen Verkehrsteilnehmern kommunizieren, ein fahrerloses Taxi, das per App nach Bedarf gerufen wird: Der Besuch des baden-württembergischen Verkehrsministers Winfried Hermann auf dem Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg (TAF BW) war von Interaktivität geprägt. Per Smartphone-App rief der Verkehrsminister ein autonomes Taxi zu seinem Standort und ließ sich auf dem Campus Ost des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) automatisiert über einen Parcours chauffieren, auf dem das Fahrzeug selbstständig mit Ampeln, Fußgängern und Radfahrern kommunizierte. Beim automatisierten Einparken demonstrierte das Fahrzeug, mit welcher Präzision es ohne menschliche Hilfe vorgeht. 

Hermann informiert sich über Arbeit im Reallabor

Verkehrsminister Winfried Hermann betonte: „Autonomes Fahren kann und sollte ein wesentlicher Baustein für eine nachhaltige Mobilität der Zukunft werden. Für eine breite Akzeptanz ist es jedoch wichtig, diese Technologie mit den Menschen gemeinsam zu entwickeln. Dazu eignen sich Reallabore.“ 

Minister Hermann verwies auf die Einsatzmöglichkeiten autonomen Fahrens: „Insbesondere im Öffentlichen Personennahverkehr wollen wir seine Vorteile nutzen. Wir versprechen uns Pkw-Fahrten reduzieren zu können, wenn mehrfachbesetzte, autonom fahrende Busse zum Einsatz kommen. Auch könnte der ländliche Raum besser an die Zentren angeschlossen werden. Wichtige Impulse könnten auch auf die Verkehrssicherheit ausgehen, die vor allem im Individualverkehr und hier bereits durch eine Teilautomatisation verbessert werden kann. Ich freue mich daher sehr, die Fortschritte auf dem vom Land geförderten Testfeld zu erleben und stelle fest, dass die Technologie ihren Reiz hat. Ich bin zuversichtlich, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung zunehmen wird.“  Der Verkehrsminister sprach weiterhin eine Einladung an Forschungseinrichtungen, Unternehmen, Verkehrsbetriebe und Kommunen aus, automatisiertes Fahren selbst zu testen und lud zum Testfeld nach Karlsruhe ein.

Neue Mobilitätsformen werden umfassend weiterentwickelt

Der Leiter des Testfeld-Konsortiums, Professor Marius Zöllner, erklärte: „In den vergangenen 14 Monaten sind auf dem Testfeld verschiedene Projekte angelaufen, außerdem wird es ständig weiter ausgebaut. Vom autonomen Parken und dem Betrieb autonomer Shuttles, über die Erforschung rechtlicher Rahmenbedingungen bis hin zur gesellschaftlichen Akzeptanz selbstfahrender Fahrzeuge werden in Baden-Württemberg neue Mobilitätsformen umfassend weiterentwickelt.“ 

Professor Zöllner ergänzte: „Ich freue mich, dass wir dem baden-württembergischen Verkehrsminister heute zeigen können, dass wir in Karlsruhe neue Maßstäbe in der interdisziplinären Forschung setzen. Zugleich macht es mich stolz sagen zu können, dass wir ein wachsendes Interesse bei Industrieunternehmen verzeichnen. Das zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, so der Vorstand des FZI Forschungszentrum Informatik. 

Bürgermeister Dr. Frank Mentrup erklärte: „Lokal, regional, überregional – europaweit: Karlsruhe gestaltet auf vielen Ebenen mit an der Mobilität von morgen. Mit dem Testfeld, das gerade in Karlsruhe und der Region aufgebaut wird, schlagen wir mutig ein ganz neues Kapitel der Mobilität der Zukunft auf. Wir versprechen uns durch eine kluge, innovative Verknüpfung von autonom fahrenden Fahrzeugen im öffentlichen Nahverkehr neue Möglichkeiten, eine bessere Mobilität für alle zu erreichen, ohne – und das ist der entscheidende Punkt – dabei mehr Verkehr zu verursachen.“

Wichtige Brücke zwischen Forschung und Anwendung

Michael Decker, Professor für Technikfolgenabschätzung und Leiter des Bereichs Informatik, Wirtschaft und Gesellschaft des KIT sagte: „Das TAF BW bildet als transdisziplinäres Reallabor eine wichtige Brücke zwischen Forschung und Anwendung und triggert so den Austausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Arbeit des KIT und seiner starken Partner reicht von ökonomisch-rechtlichen bis hin zu psychologischethisch-sozialen Fragen und schließt auch die IT-Sicherheit der Systeme ein. Diese umfassende Analyse unter realen Bedingungen ist der Schlüssel zu erfolgreicher Innovation.“

Eingebettet war die interaktive Demonstration autonomer Fahrfunktionen in Präsentationen, in denen das Testfeld-Konsortium Verkehrsminister Hermann über die aktuelle Ausstattung des Testfelds informierte, die sich in den vergangenen Monaten auch an den Bedürfnissen der Testfeldnutzer orientiert hat. Vorgestellt wurden zudem verschiedene Forschungsprojekte, die sich interdisziplinär mit dem Thema Autonomes Fahren auf dem Testfeld auseinandersetzen. Dazu zählten die in Karlsruhe vom Land Baden-Württemberg geförderten SmartMobility-Projekte, die sich mit Themen wie der Optimierung der visuellen Erkennbarkeit von Fußgängern auf Basis vernetzter Infrastruktur befassen, ebenso wie mit intelligenten Parkhäusern, die autonomes Parken für Fahrzeuge unterschiedlicher Autonomiegrade ermöglichen sollen. Auch die rechtlichen Rahmenbedingungen werden in der „Smart Mobility“-Förderung beleuchtet und schließlich auch die Chancen und Risiken des autonomen Fahrens. In einem weiteren, vom Verkehrsministerium geförderten Projekt werten Karlsruher Wissenschaftler die verkehrlichen Wirkungen des automatisierten Fahrens aus. 

Wissenschaft und Industrie arbeiten in der Mobilitätsforschung Hand in Hand

Im Gespräch mit Vertretern der in Baden-Württemberg ansässigen Unternehmen Porsche und Visteon berichteten diese dem Verkehrsminister, dass Wissenschaft und Industrie in der Mobilitätsforschung Hand in Hand arbeiten. Beide Unternehmen entwickeln autonome Fahrfunktionen und setzen dabei auf die Erprobung im realen Straßenverkehr. Ein besonderer Höhepunkt war das erste Shuttle-Fahrzeug für das Projekt EVA-Shuttle, das rechtzeitig zum Besuch am FZI eingetroffen ist und in den nächsten Monaten durch automatisierte Fahrfunktionen für den Mischverkehr hochgerüstet wird. Das vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur geförderte ÖPNV-Projekt setzt auf die Erprobung autonomer, elektrisch betriebener Mini-Shuttlebusse für die erste und letzte Meile im realen Betrieb. 

Abgerundet wurde der Besuch durch eine Fahrt über das Testfeld mit Brennstoffzellen-Hybridbussen des KIT, die im Alltag genutzt werden, um Erfahrungen zu sammeln für zukünftige Fahrzeugfunktionen sowie für die Entwicklung von Wasserstofftankstellen.

Über das Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg

Auf dem Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg (TAF BW) können Firmen und Forschungseinrichtungen zukunftsorientierte Technologien und Dienstleistungen rund um das vernetzte und automatisierte Fahren im alltäglichen Straßenverkehr erproben, etwa automatisiertes Fahren von Autos, Bussen oder Nutzfahrzeugen wie Straßenreinigung oder Zustelldienste. Zudem lassen sich die regulatorischen und rechtlichen Rahmenbedingungen fortschreiben. Dafür wurden in der Aufbauphase unter anderem Verkehrsflächen unterschiedlichster Art vorbereitet, hochgenaue 3D-Karten erzeugt sowie Sensoren zur Echtzeiterfassung des Verkehrs und dessen Einflussfaktoren installiert.

Für Konzeption, Planung und Aufbau des Testfelds stellte das federführende Verkehrsministerium 2,5 Millionen Euro zur Verfügung. Mit dem Aufbau des Testfelds ist 2016 begonnen worden, die Inbetriebnahme erfolgte im Mai 2018. Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) und das Verkehrsministerium (VM) fördern die Forschung auf dem Testfeld mit dem Förderprogramm „Smart Mobility“ mit weiteren 2,5 Millionen Euro.

Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg

Quelle:

FZI Forschungszentrum Informatik

Weitere Meldungen

Enforcement Trailer der Polizei Baden-Württemberg zur Geschwindigkeitskontrolle.
  • Verkehrssicherheit

Bilanz der Geschwindigkeits­kontrollwoche

Gruppenbild vor dem baden-württembergischen Gemeinschaftsstand auf der Hannover Messe 2024
  • Wirtschaft

Kretschmann besucht Hannover Messe

Ein Verkehrsschild mit Tempo 30 und darunter dem Hinweis: „22 bis 6 h Lärmschutz“
  • Lärm

Tempo 30 gegen Straßenlärm

Breisgau-S-Bahn im Landesdesign (bwegt)
  • Schienenverkehr

Zuverlässigkeit auf der Breisgau-S-Bahn wird verbessert

Polizist der Polizei Baden-Württemberg kontrolliert den Verkehr.
  • Verkehr

Bundesweiter Aktionstag zur Sicherheit im Güterverkehr

Autos fahren in Stuttgart (Foto: © dpa)
  • Verkehr

Statt Fahrverbote wirksame Maßnahmen für weniger CO2-Ausstoß

Mit einem digitalen Lasergeschwindigkeitsmessgerät wird der Verkehr auf der Autobahn A5 bei Müllheim überwacht. (Foto: dpa)
  • Verkehrssicherheit

Europaweiter Speedmarathon

RE zwischen Singen und Stuttgart (Gäubahn) - hier zwischen Aistaig und Sulz, im Vordergrund der Neckar (Bild: Deutsche Bahn AG/ Georg Wagner)
  • Schienenverkehr

Land plant deutliche Angebotsverbesserungen auf und zu der Gäubahn

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (links) und der lombardische Staatssekretär für internationale Angelegenheiten Raffaele Cattaneo (rechts)
  • Europa

Land übergibt Präsidentschaft der „Vier Motoren für Europa“

Im Energiepark Mainz ist der verdichtete grüne Wasserstoff aus einem Elektrolyseur in Tanks gelagert.
  • Wasserstoff

Ausgestaltung des Wasserstoffkernnetzes

Die Kabinettsmitglieder sitzen am Kabinettstisch der Villa Reitzenstein.
  • Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 9. April 2024

Ministerpräsident Winfried Kretschmann
  • Kreisbesuch

Kretschmann besucht Landkreis Böblingen

Verkehrsminister Winfried Hermann (Mitte) beim offiziellen Start der Batteriezüge Mireo Plus im Fahrgastbetrieb
  • Schienenverkehr

Batterie statt Diesel

Die Außenaufnahme zeigt die Kläranlage des Abwasserzweckverbandes Raum Offenburg bei Griesheim
  • Wasserwirtschaft

174,4 Millionen Euro für kommunale Wasserwirtschaft

Ladekabel für ein E-Auto wird in das Fahrzeug gesteckt.
  • Elektromobilität

Charge@BW bringt Schub bei Ladeinfrastruktur und E-Mobilität

Felsbrocken liegen in Braunsbach auf einer Baustelle. (Bild: Marijan Murat / dpa)
  • Stadtentwicklung

„Flächen gewinnen durch Innenentwicklung“ weiterentwickelt

Offizielle Freigabe der neuen Enzbrücke
  • Strasse

Ersatzneubau der Enzbrücke Niefern eröffnet

Zwei Lokführer stehen am Kopf eines Zuges der SWEG und lachen in die Kamera.
  • Nahverkehr

Bündnis gegen Fachkräftemangel im ÖPNV

Zwei Busse der Dachmarke bwegt
  • Nahverkehr

Kostensteigerungen in der Busbranche gedämpft

Ein Vermessungsgerät steht auf einer Autobahnbaustelle.
  • Straßenbau

Weitere Großprojekte an DEGES vergeben

Polizisten kontrollieren ein Auto.
  • Verkehrssicherheit

Bundesweite Kontrollaktion gegen die Autoposerszene

Ein Windrad ist auf der Holzschlägermatte bei Freiburg zu sehen.
  • Bürokratieabbau

Erste Erfahrungen mit Praxis-Check zur Windkraft

Ein Bauarbeiter bedient eine große Baumaschine auf einer Autobahnbaustelle. (Bild: © dpa)
  • STRASSENBAU

Sanierung des Bundes- und des Landesstraßennetzes

  • Verkehrssicherheit

Weniger schwerverletzte Verkehrsteilnehmer

Die Aufnahme zeigt das Atomkraftwerk in Fessenheim in Frankreich.
  • Kernkraftwerk Fessenheim

Öffentlichkeitsbeteiligung zur Stilllegung von KKW Fessenheim